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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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„Ich b<strong>in</strong> sogar überzeugt davon.“<br />

„Haben Sie e<strong>in</strong>en gewissen Anhalt dazu?“<br />

„Ja. Es hat sich da der Brauch e<strong>in</strong>gebürgert, daß jeder, der auf e<strong>in</strong>en solchen<br />

Knabenraub ausgeht, natürlich se<strong>in</strong>en eigentlichen Namen und se<strong>in</strong>en Stamm<br />

verschweigt, sich Ben Nefad, den „Sohn des Gel<strong>in</strong>gens“, nennt und angiebt, daß er zum<br />

Stamme Uëlad Mahad, zum Stamme Niemand, gehöre. Da dies bei Ihrem Sohne ganz<br />

wörtlich auch der Fall gewesen ist, so b<strong>in</strong> ich überzeugt, daß er sich bei der Okba-<br />

Moschee von Kaïrwan bef<strong>in</strong>det.“<br />

Da ergriff der Händler me<strong>in</strong>e beiden Hände und rief entzückt aus:<br />

„Monsieur, ich danke Ihnen, ich danke Ihnen von ganzem Herzen! Das ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

ke<strong>in</strong> leiser Sche<strong>in</strong> sondern e<strong>in</strong>e helle Sonne, die Sie mir da geben. Ja, Sie waren der<br />

richtige Mann. Ich muß nach Kaïrwan, sofort nach Kaïrwan!“<br />

„Sachte, sachte, Monsieur! Das geht nicht so, wie Sie me<strong>in</strong>en. Sie haben ke<strong>in</strong>e Ahnung<br />

von der Gefahr, <strong>in</strong> welche Sie sich begeben!“<br />

„O, ich weiß, daß ich me<strong>in</strong> Leben wage; aber ich thue es, ich thue es gern!“<br />

„Sie werden Ihren Sohn doch nicht befreien!“<br />

„Nicht?“<br />

„Ne<strong>in</strong>. Kennen Sie die Stadt und ihre Verhältnisse?“<br />

„Ne<strong>in</strong>.“<br />

„So s<strong>in</strong>d Sie verloren, sobald Sie h<strong>in</strong>kommen. Es gehört nicht nur e<strong>in</strong> großer<br />

Wagemut, sondern auch e<strong>in</strong> bedeutendes Quantum List dazu, das auszuführen, was Sie<br />

vorhaben.“<br />

„Me<strong>in</strong> Gott!“ rief er enttäuscht. „Sie me<strong>in</strong>en also, daß ich es nicht fertig br<strong>in</strong>ge?“<br />

„Alle<strong>in</strong> gewiß nicht.“<br />

„Alle<strong>in</strong> nicht? Wen soll ich denn mitnehmen? Wer soll mir helfen?“<br />

„Ich.“<br />

„Sie, Monsieur? Sie wollten mit?“<br />

„Ja.“<br />

„Ist das Ihr Ernst? Ist das die Möglichkeit?“<br />

„Ich gehe sehr gern mit. Sie haben mir vorh<strong>in</strong> das Leben gerettet; Sie sollen Ihren<br />

Sohn wieder haben.“<br />

„Das kann ich nicht glauben; das kann ich nicht verlangen!“<br />

„Bedenken Sie, daß ich der e<strong>in</strong>zige Christ b<strong>in</strong>, der <strong>in</strong> Kaïrwan gewesen ist, also der<br />

e<strong>in</strong>zige Mensch, der das Gel<strong>in</strong>gen Ihres Vorhabens ermöglichen kann!“<br />

„Aber gerade weil Sie schon dort waren, wagen Sie doppelt! Man hat Sie damals<br />

erkannt. Wenn man Sie jetzt wiedererkennt, s<strong>in</strong>d Sie verloren.“<br />

„Je mehr man wagt, desto sicherer ist man, Monsieur. Nehmen Sie mich mit?“<br />

[170b] „Wie gern, o wie so gern! Denn wenn Sie mitgehen, ersche<strong>in</strong>t mir das<br />

Gel<strong>in</strong>gen sicher.“<br />

„Gut, das ist also abgemacht. Hier me<strong>in</strong>e Hand!“<br />

„Haben Sie denn Zeit?“<br />

„Zu so e<strong>in</strong>em Streiche habe ich <strong>im</strong>mer Zeit. Schlagen Sie getrost e<strong>in</strong>!“<br />

Wir drückten e<strong>in</strong>ander die Hände; dann fragte er:<br />

„Wann geht es denn fort von hier? Wann brechen wir auf? Noch heut?“<br />

„Ne<strong>in</strong>, morgen früh.“<br />

„Erst!“<br />

„Nur nichts übereilen! Unsere Pferde müssen ausruhen. S<strong>in</strong>d zwei Jahre vergangen, so<br />

kommt es nun auf wenige Stunden mehr auch nicht an.“<br />

„Wie fangen wir es an, um <strong>in</strong> die Stadt zu kommen?“<br />

„Wir thun, als wären wir Pilger. S<strong>in</strong>d Ihre beiden Diener treu?“<br />

„Ja.“<br />

„So bleibt e<strong>in</strong>er hier bei Ihren Sachen, und der andere reitet mit uns. In der Gegend<br />

von Kaïrwan übergeben wir ihm unsere Pferde und Waffen; er muß auf unsere Rückkehr<br />

warten, und wir ziehen zu Fuß und unbewaffnet als arme Pilger <strong>in</strong> Kaïrwan e<strong>in</strong>.“<br />

„Unbewaffnet?“<br />

„Wenigstens sche<strong>in</strong>bar. Me<strong>in</strong>e Revolver nehme ich mit; die sieht man nicht. S<strong>in</strong>d Sie<br />

mit diesem Plane e<strong>in</strong>verstanden?“

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