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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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Freude, es zu reiten, gönnte, haben wir e<strong>in</strong>en Umweg gemacht, der aber nur ger<strong>in</strong>g ist.<br />

Kommt jetzt zurück!“<br />

Er wendete se<strong>in</strong> Pferd um und schlug e<strong>in</strong>e nordwestliche Richtung e<strong>in</strong>. Wir waren also schon<br />

über Alt-Basra h<strong>in</strong>aus. Das machte mich mißtrauisch, obgleich se<strong>in</strong>e Ausrede e<strong>in</strong>e sehr<br />

geschickte war.<br />

„Ich hoffe, daß Du uns e<strong>in</strong> ehrlicher Führer bist, o Scheik!“ warnte ich ihn.<br />

Da fuhr er zornig auf:<br />

„Willst Du mich beleidigen, Emir?“<br />

[164] „Ne<strong>in</strong>; aber wir haben Kubbet el Islam besuchen, jedoch nicht spazierenreiten<br />

wollen. Warum hast Du uns nicht auf geradem Wege h<strong>in</strong>geführt?“<br />

„Aus dem Grunde, den ich Dir gesagt habe. Du solltest das Vergnügen länger haben. Ich<br />

borgte Euch unsere Pferde, ohne etwas dafür zu verlangen, und Du dankst mir dafür durch<br />

e<strong>in</strong>e Beleidigung. Es ist e<strong>in</strong> Glück für Dich, daß ich ke<strong>in</strong>e Waffe bei mir habe, sonst würde ich<br />

Dich zw<strong>in</strong>gen, mit mir zu kämpfen.“<br />

„Wie? Du wärst nicht bewaffnet?“<br />

„Ne<strong>in</strong>. Ich habe Messer und Gewehr zurückgelassen und b<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> mit Euch geritten, um<br />

Euch zu zeigen, daß ich es ehrlich me<strong>in</strong>e und dem berühmten Emir Kara Ben Nemsi die<br />

Achtung zolle, die ihm gebührt. Schau her!“<br />

Er hatte allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> Gewehr bei sich, und als er bei se<strong>in</strong>en letzten Worten den Haïk vorn<br />

ause<strong>in</strong>ander schlug, sah ich, daß er auch ke<strong>in</strong> Messer bei sich hatte. Da verschwand me<strong>in</strong><br />

Mißtrauen, und ich bat:<br />

„Verzeihe, daß me<strong>in</strong>e Rede anders klang, als ich beabsichtigte! Beleidigen wollte ich Dich<br />

nicht.“<br />

„Ich mußte mich über De<strong>in</strong> Mißtrauen zehnfach wundern, denn selbst wenn ich hundert<br />

Krieger bei mir hätte und wir alle bewaffnet wären, könnten wir doch nichts gegen Euch<br />

machen. Es ist ja bekannt, daß Kara Ben Nemsi mehrere Bunduk es Sihr 9 besitzt, mit denen er<br />

<strong>im</strong>merfort schießen kann, ohne laden zu müssen. Dies müßte, selbst wenn ich e<strong>in</strong>e böse<br />

Absicht gegen Euch hätte, mich von derselben abbr<strong>in</strong>gen.“<br />

Also selbst bis <strong>in</strong> diese Gegend, bis zu den Muntefikarabern, war die Kunde von me<strong>in</strong>em<br />

Henrystutzen gedrungen! Ich brauchte mich freilich nicht darüber zu wundern, wenn ich an die<br />

Erfolge dachte, welche ich diesem Gewehre bei den Arabern des Tigris zu verdanken gehabt<br />

hatte.<br />

Nach kurzer Zeit kamen wir an den ausgetrockneten Flußarm, welcher Dscharri Zaade heißt,<br />

und da sahen wir die Ru<strong>in</strong>en von Alt-Basra liegen. Wir hätten eigentlich von Nordosten an<br />

dieselbe kommen müssen, befanden uns aber <strong>in</strong>folge unsers Umweges an ihrer südöstlichen<br />

Seite.<br />

Me<strong>in</strong> Mißtrauen war, wie bereits gesagt, verschwunden, erwachte aber wieder, als ich<br />

bemerkte, daß Abd el Kahir das Ru<strong>in</strong>enfeld mit e<strong>in</strong>em scharfen, erwartungsvollen Blicke<br />

absuchte. Hatte er etwa jemand herbestellt, nach dem er jetzt forschte? Wer konnte das se<strong>in</strong>?<br />

E<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Leute? Oder gar mehrere? Von der Zeit an, wo er sich gegen Mesud erboten hatte,<br />

uns se<strong>in</strong>e Pferde zu borgen, waren weit über zwei Stunden vergangen, genug für die Muntefik,<br />

um zu Fuße herzukommen. Hatte ich das Richtige getroffen, so war ihr Weg der direkte, der<br />

kürzeste gewesen, und der Scheik hatte e<strong>in</strong>en Umweg gemacht, damit wir ihre Spuren nicht<br />

sehen sollten. Jetzt kam mir se<strong>in</strong> Verhalten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz andern Lichte vor. Nun erklärte ich<br />

mir auch den begehrlichen Blick, den er auf mich geworfen hatte; er war weniger auf me<strong>in</strong>e<br />

Person als vielmehr auf me<strong>in</strong>e Gewehre, auf die „Zauberfl<strong>in</strong>ten“ gerichtet gewesen, die schon<br />

gar manchem <strong>in</strong> die Augen gestochen hatten.<br />

Aber ich konnte mich auch irren und sagte mir darum, daß ich nichts gegen ihn<br />

unternehmen dürfe, bis ich die Beweise für se<strong>in</strong>e Unehrlichkeit <strong>in</strong> den Händen hätte. Wenn ich<br />

ihn wieder ohne Grund beleidigte, konnten wir alle leicht der Rache dieses mächtigen Scheikes<br />

verfallen.<br />

„Da Du Kubbet el Islam so genau kennst,“ sagte Mesud zu ihm, „so wirst Du uns wohl sagen<br />

können, welche von den Ru<strong>in</strong>en die des Beit Ibn Risaa 10 ist? Dort müssen wir unsere Andacht<br />

verrichten.“<br />

Der Gefragte zeigte nach e<strong>in</strong>em auf der Südseite gelegenen Ru<strong>in</strong>enhaufen und antwortete:<br />

„Dort ist’s, woh<strong>in</strong> ich Euch führen muß. Die Pferde lassen wir hier.“<br />

9<br />

Gewehre der Zauberei.<br />

10<br />

Haus des Ibn Risaa.

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