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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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„Seid Ihr e<strong>in</strong>e Kaffilah?“ 21<br />

„Ja.“<br />

„Woher und woh<strong>in</strong>?“<br />

„Von Bilma nach Murzuk.“ [Mursuk]<br />

„Wieviel Männer zählt Ihr?“<br />

„Vierzehn.“<br />

„So macht uns Raum! Aber wenn Du gelogen hast, wird Dir De<strong>in</strong> Kopf vom Halse<br />

fallen.“<br />

Sie kamen vorsichtig vollends heran. Der von ihnen, welcher gesprochen hatte, ritt<br />

e<strong>in</strong>ige Kamelslängen voran, überschaute den Platz und sagte dann zu se<strong>in</strong>en Leuten:<br />

„Es ist wahr; es s<strong>in</strong>d nur vierzehn Männer; wir können also ohne Sorge se<strong>in</strong>. Kommt<br />

herbei!“<br />

Er bediente sich der arabischen Sprache, aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise, die <strong>in</strong> ihm e<strong>in</strong>en<br />

Tedetu 22 vermuten ließ. Als sie von ihren Kamelen stiegen, zählte ich sie; es waren<br />

gerade zwanzig Mann. Sie schienen e<strong>in</strong>e Frau oder e<strong>in</strong> Mädchen bei sich zu haben, denn<br />

e<strong>in</strong>es ihrer Kamele trug e<strong>in</strong> Tachtirwan 23 , e<strong>in</strong>es jener verhangenen, leichten<br />

Bambusgestelle, deren lange, bebänderten und bew<strong>im</strong>pelten Stangen besonders des<br />

Nachts e<strong>in</strong>e außerordentlich phantastische Ersche<strong>in</strong>ung bilden.<br />

Der Anführer der neuangekommenen Karawane schien e<strong>in</strong> sehr kriegerischer Mann zu<br />

se<strong>in</strong>, denn er plazierte se<strong>in</strong>e Leute so, daß <strong>im</strong> Falle fe<strong>in</strong>dlicher Absichten von unserer<br />

Seite sie gegen uns <strong>im</strong> Vorteile waren. Se<strong>in</strong>e Waffen bestanden aus e<strong>in</strong>er langen Fl<strong>in</strong>te,<br />

zwei Wurflanzen, e<strong>in</strong>em Säbel und wahrsche<strong>in</strong>lich auch Messern oder Pistolen. Ich konnte<br />

nicht genau unterscheiden, was er <strong>in</strong> den Gürtelschnuren stecken hatte. Der Schech el<br />

Dschemali begrüßte ihn mit e<strong>in</strong>em Sallam und fuhr dann fort:<br />

„Du siehst, daß Du nichts bei uns zu fürchten hast, und wirst uns verzeihen, daß wir<br />

wissen möchten, wer Ihr seid.“<br />

Der Gefragte antwortete <strong>in</strong> stolzem Tone:<br />

„Wir s<strong>in</strong>d Tibbu vom Stamme der Reschade und wollen nach Abo reiten.“<br />

„Vom Stamme der Reschade? So seid Ihr doch die Todfe<strong>in</strong>de der Tuareg von Asben?“<br />

„Ja, das s<strong>in</strong>d wir. Allah verdamme sie!“<br />

„Und kommt aus Westen, wo sie wohnen!“<br />

„Ja, daher kommen wir.“<br />

„So müßt Ihr sehr mutige Männer se<strong>in</strong>. Wenn sich so e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Zahl von Kriegern <strong>in</strong><br />

das Land der Todfe<strong>in</strong>de wagt, so – – –“<br />

[169] Er wurde durch e<strong>in</strong>en Ruf unterbrochen, welcher aus dem Tachtirwan erklang.<br />

Dieser Ruf bestand aus drei oder vier Worten, welche ich nicht verstand; es schien<br />

berberisch zu se<strong>in</strong>; da mir aber nur der Dialekt der Beni-Mezab-Berber bekannt war, so<br />

vermutete ich, daß die Worte der Tuaregsprache angehörten. Und ganz eigentümlich,<br />

kaum waren sie erklungen, so stand der Khabir, dem ich mißtraute, nach e<strong>in</strong>igen<br />

schnellen Schritten bei dem Tachtirwan und sprach se<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Frage aus, die ich<br />

auch nicht verstand; e<strong>in</strong>e weibliche St<strong>im</strong>me, es konnte aber auch die e<strong>in</strong>es Knaben se<strong>in</strong>,<br />

antwortete h<strong>in</strong>ter den Vorhängen; da aber sprang der Anführer der Tibbu h<strong>in</strong>, faßte den<br />

Khabir bei dem Arme, riß ihn fort und fuhr ihn zornig an:<br />

„Was hast Du hier bei dem Sitze me<strong>in</strong>er Omm Bent zu suchen? Weißt Du nicht, daß<br />

dies verboten ist? Mache Dich fort von dieser Stelle!“<br />

Omm Bent heißt Mutter der Tochter und soll Frau bedeuten, denn das eigentliche Wort<br />

für Ehefrau spricht e<strong>in</strong> Muhammedaner niemals aus. Der Khabir stand e<strong>in</strong>e Weile<br />

unbeweglich, als ob er irgend e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Erregung niederzukämpfen habe; se<strong>in</strong> Gesicht<br />

war wegen der Dunkelheit nicht zu erkennen; dann antwortete er <strong>in</strong> ruhig se<strong>in</strong> sollendem<br />

Tone, dem ich aber e<strong>in</strong>en Zwang anhörte:<br />

„Omm Bent? Ich habe die St<strong>im</strong>me für die e<strong>in</strong>es Knaben gehalten?“<br />

„Es ist ke<strong>in</strong> Knabe, und wenn es e<strong>in</strong>er wäre, me<strong>in</strong>st Du, daß er Dich gerufen habe?<br />

Wer und was bist Du denn eigentlich?“<br />

„Ich heiße Omar Iba Amarah und b<strong>in</strong> der Khabir dieser Karawane.“<br />

21<br />

Handelskarawane.<br />

22<br />

E<strong>in</strong>zahl von Tibbu.<br />

23<br />

Frauensänfte.

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