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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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„Ist Dir das nicht e<strong>in</strong> Beweis, daß sie Schl<strong>im</strong>mes vorhaben und e<strong>in</strong> böses Gewissen<br />

besitzen?“<br />

„Ne<strong>in</strong>, denn sie sagten, sie seien Euch nachgesandt worden, um Euch zu beobachten und<br />

nötigenfalls gefangen zu nehmen.“<br />

„Das ist e<strong>in</strong>e ungeheure Lüge, denn von diesem me<strong>in</strong>en Begleiter wissen sie eigentlich<br />

nichts, und mir s<strong>in</strong>d sie von dem Wali zu me<strong>in</strong>er Bedienung mitgegeben, wie Du aus me<strong>in</strong>em<br />

Tenbih ersehen kannst. Sie haben es aber vorgezogen, sich aus dem Staube zu machen, aus<br />

welchem besondern Grunde, das werde ich schon noch erfahren. Also sage ihnen nichts von<br />

unserer Anwesenheit, Du könntest sonst <strong>in</strong> Strafe kommen. Und halte die bestellten Pferde<br />

zeitig bereit, da wir mit dem Frühesten aufbrechen werden.“<br />

Er g<strong>in</strong>g. Es war mir nicht etwa bange; es fiel mir auch gar nicht e<strong>in</strong>, vor den Arnauten das<br />

Hasenpanier zu ergreifen, aber nach dem, was mir geahnt und was ich wieder jetzt gehört<br />

hatte, trachtete ich darnach, das Geld, welches ich bei mir trug, so bald wie möglich los zu<br />

werden. Darum wollte ich morgen den Ritt möglichst früh beg<strong>in</strong>nen.<br />

Vom Essen war ke<strong>in</strong>e Rede. Wir untersuchten das Innere des Zeltes. Es stand e<strong>in</strong>e pr<strong>im</strong>itive<br />

Ste<strong>in</strong>bank dar<strong>in</strong>, welche nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>em Menschen und noch viel weniger zweien Platz zu<br />

e<strong>in</strong>em Lager gewähren konnte. Darum streckten wir uns draußen außerhalb des Zeltes auf den<br />

Erdboden nieder und schliefen bald den Schlaf der Gerechten, obgleich wir vor den Arnauten<br />

wohl nicht ganz sicher waren. Es war doch die Möglichkeit vorhanden, daß sie nach dem<br />

Garten kamen, um da, von niemandem bemerkt, ihre Beobachtungen fortzusetzen; aber ich<br />

verließ mich auf me<strong>in</strong> gutes Gehör, welches mich bei irgend e<strong>in</strong>em ungewöhnlichen Geräusch<br />

sicher aus dem Schlafe geweckt hätte.<br />

Wir erwachten trotz unsers unbequemen Lagers leider später, als <strong>in</strong> unserer Absicht gelegen<br />

hatte. Es war schon heller Tag, und von unserm berühmten Rosengarten aus hörten wir das<br />

Geräusch und die St<strong>im</strong>men der Pilger, welche sich zum Aufbruche rüsteten. Da wir uns des<br />

Kysrakdar wegen nicht vor ihnen sehen lassen wollten, warteten wir, bis es still geworden war,<br />

und g<strong>in</strong>gen dann aus dem Garten <strong>in</strong> den Hof. Die ersten Menschen, welche wir da erblickten,<br />

waren die beiden Arnauten, welche unter dem offenen Hofthore standen und nach der Gegend<br />

ausschauten, aus welcher sie uns zu erwarten hatten, obgleich auf e<strong>in</strong>e Ankunft unsererseits<br />

um diese Stunde wohl schwerlich zu rechnen gewesen wäre.<br />

„Dort stehen sie,“ me<strong>in</strong>te me<strong>in</strong> Gefährte. „Gehen wir wieder <strong>in</strong> den Garten zurück?“<br />

„Ne<strong>in</strong>. Sie können noch stundenlang da stehen, und wenn wir warten wollten, bis sie weg<br />

s<strong>in</strong>d, würden wir unsere Zeit versäumen. Übrigens liegt nun, da es Tag geworden ist, nichts<br />

mehr daran, ob sie uns sehen oder nicht.“<br />

Wir g<strong>in</strong>gen also über den Hof dem Hause zu. Sie hörten unsere Schritte, drehten sich um<br />

und waren nicht wenig be- [147] troffen, [betroffen] uns zu sehen. Der Tschausch machte<br />

e<strong>in</strong>e rasche Bewegung, sich zu entfernen und draußen zwischen den Häusern zu verschw<strong>in</strong>den;<br />

ich aber rief ihm zu:<br />

„Bleib’! Wo willst Du h<strong>in</strong>? Weißt Du nicht, daß Du zu uns gehörst?“<br />

Er kehrte um und kam langsam näher. In se<strong>in</strong>em Gesichte war f<strong>in</strong>sterer Trotz zu lesen. Der<br />

On Baschi folgte ihm, um ihm bei se<strong>in</strong>er Verteidigung beizustehen.<br />

„Ihr seid e<strong>in</strong> wenig spazieren geritten, ohne uns um Erlaubnis zu fragen,“ sagte ich. „Said<br />

Kaled Pascha wird Euch darüber unterrichten, ob man e<strong>in</strong>e solche Unbotmäßigkeit ohne Strafe<br />

wagen darf.“<br />

„Erzähle es ihm!“ antwortete der Tschausch.<br />

„Ja, ich werde es ihm berichten!“<br />

„Aber nur bald, sonst könnte es leicht zu spät werden!“<br />

„Ich werde schon dafür sorgen, daß nichts e<strong>in</strong>tritt, wodurch Ihr der verdienten Züchtigung<br />

enthoben werden könntet.“<br />

„Thu’, was Du willst; es geht uns nichts an. Wir begleiten ke<strong>in</strong>en Giaur, und Du hast uns<br />

nichts zu befehlen. Du gehst, woh<strong>in</strong> es Dir beliebt, und wir thun auch was wir wollen.“<br />

„Ich werde allerd<strong>in</strong>gs thun, was mir beliebt; ob aber Euch Euer Belieben auch gel<strong>in</strong>gen wird,<br />

ist e<strong>in</strong>e andere Sache. Ich könnte Euch Eure Pferde wegnehmen, denn sie wurden von mir<br />

requiriert; ich lasse Euch aber so, wie Ihr seid, und wünsche, daß Ihr es Euch nicht schl<strong>im</strong>mer<br />

machen mögt.“<br />

Wären sie klug gewesen, so hätten sie verstanden, was ich me<strong>in</strong>te. Ich wendete mich ab<br />

und g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> das Haus, um nach dem Wirte zu suchen. Er fand sich bald und teilte uns mit, daß<br />

er frische Pferde für uns <strong>im</strong> Stalle stehen habe. Wir tranken den Kaffee, welchen er uns bot,<br />

und begaben uns dann nach dem Stalle, um die Pferde zu besichtigen. Es standen drei da,

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