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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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das Innere des Schuppens; e<strong>in</strong> Soldat leuchtete mit e<strong>in</strong>er Kienfackel. Gr<strong>in</strong>der und Slack<br />

lehnten an der h<strong>in</strong>tern Wand, mit ihren Messern <strong>in</strong> den Fäusten.<br />

„Da kommen sie!“ höhnte Gr<strong>in</strong>der. „Sie fliegen <strong>in</strong> ihr Verderben wie die Mücken <strong>in</strong> das Licht.<br />

Warum bis morgen früh warten? Die Thür kann schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Viertelstunde geöffnet werden,<br />

denn bis dah<strong>in</strong> haben wir die Kerls an die Hölle abgeliefert!“<br />

Das sollte sehr zuversichtlich kl<strong>in</strong>gen, aber wir hörten wohl, daß se<strong>in</strong>e St<strong>im</strong>me zitterte. Nun<br />

sich ihre Berechnung, daß wir verschw<strong>in</strong>den würden, als trügerisch erwies, trat die Angst bei<br />

ihnen e<strong>in</strong>. Während wir unsere Decken <strong>in</strong> der Ecke rechts ausbreiteten, als ob wir uns dann da<br />

niederlassen wollten, klärte der Kapitän die Prahler auf:<br />

„Es ist freilich möglich, daß es so rasch geht, wie Ihr denkt, aber sehr wahrsche<strong>in</strong>lich mit<br />

dem grad entgegengesetzten Erfolg. Ihr wißt ja gar nicht, wer dieser Mr. Beyer und se<strong>in</strong><br />

Indianer eigentlich s<strong>in</strong>d.“<br />

„Wer sollen sie se<strong>in</strong>!“ lachte Slack. „Leute, die h<strong>in</strong>ter den Ohren noch nicht trocken s<strong>in</strong>d.<br />

Gott soll mich heut hier <strong>in</strong> diesem Schuppen wahns<strong>in</strong>nig machen, wenn diese Kerls nach<br />

Verlauf von e<strong>in</strong>er Stunde noch e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Tropfen Blutes <strong>in</strong> den Adern haben!“<br />

„Hört nun endlich auf mit euern Lästerungen! Wenn Eure Worte <strong>in</strong> Erfüllung gehen, verlaßt<br />

Ihr diesen Ort nicht anders als der e<strong>in</strong>e bl<strong>in</strong>d und der andere irrs<strong>in</strong>nig. Ihr sollt jetzt endlich<br />

erfahren, mit wem Ihr es zu thun habt. Diese Gentlemen s<strong>in</strong>d nämlich Old Shatterhand und<br />

se<strong>in</strong> roter Freund W<strong>in</strong>netou, von denen wir überzeugt s<strong>in</strong>d, daß sie den Schuppen vollständig<br />

unverletzt verlassen werden.“<br />

„Old Shatt – – – – W<strong>in</strong>n – – – –!“ erklang es an der H<strong>in</strong>terwand; sie konnten vor Schreck<br />

die Namen gar nicht vollständig aussprechen, und es dauerte e<strong>in</strong>e ganze Weile, bis G<strong>in</strong>der<br />

h<strong>in</strong>zufügte: “Ich will gleich erbl<strong>in</strong>den, wenn das nicht e<strong>in</strong>e freche und ganz verdammte Lüge<br />

ist!”<br />

Da g<strong>in</strong>g ich auf ihn zu, faßte ihn mit der rechten Hand be<strong>im</strong> Gürtel, hob ihn hoch empor und<br />

warf ihn gegen die Wand, daß alle Pfosten und Bretter krachten; dann g<strong>in</strong>g ich ohne e<strong>in</strong> Wort<br />

zu sagen, wieder an me<strong>in</strong>en Platz zurück. An me<strong>in</strong>er Stelle aber sagte der Kommandant,<br />

während Gr<strong>in</strong>der sich ächzend und fluchend vom Boden aufraffte:<br />

„Das war der richtige Beweis, daß ich die Wahrheit gesagt habe. So e<strong>in</strong> Kraftstück mit e<strong>in</strong>er<br />

Hand kann nur Old Shatterhand ausführen. Glaubt Ihr nun, daß er es ist?“<br />

„Hol Euch der Teufel!“ zischte da Slack. „Das ist Betrug; das ist H<strong>in</strong>terlist! Warum wurde<br />

uns nicht eher mitgeteilt, wer diese Leute s<strong>in</strong>d? Sie werden uns hier langsam und sicher<br />

abschlachten, <strong>im</strong> Dunkeln meuchlerisch niederstechen! Das ist noch schl<strong>im</strong>mer, als wenn man<br />

uns dr<strong>in</strong> bei der Jury den Prozeß macht. Wir wollen fort von hier! Wir wollen noch e<strong>in</strong>mal<br />

verhört se<strong>in</strong>!“<br />

[228b] „Wollt Ihr den Raubmord e<strong>in</strong>gestehen?“<br />

„Ne<strong>in</strong>, und abermals ne<strong>in</strong>! Wir s<strong>in</strong>d unschuldig!“<br />

Da w<strong>in</strong>kte W<strong>in</strong>netou mit der Hand Schweigen und sagte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ruhigen, e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichen<br />

Weise:<br />

„Hier steht W<strong>in</strong>netou, der Häuptl<strong>in</strong>g der Apatschen, und hier steht se<strong>in</strong> Freund und Bruder<br />

Old Shatterhand, dem noch nie e<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>d hat widerstehen können. Ich habe noch ke<strong>in</strong> Wort<br />

gesprochen, nun aber werde ich sagen, was geschehen soll. Man wird uns jetzt e<strong>in</strong>riegeln und<br />

dann den Schuppen umstellen, daß die Mörder nicht aus Angst durch die Holzwände brechen.<br />

Hierauf werden trotz der Dunkelheit unsere Messer <strong>in</strong> die Gurgeln der Missethäter fahren, denn<br />

unsere Augen s<strong>in</strong>d gewöhnt, die F<strong>in</strong>sternis zu durchdr<strong>in</strong>gen. Wir s<strong>in</strong>d wie die Schlangen, die<br />

man nicht hört, wenn sie gekrochen kommen. Es s<strong>in</strong>d heute genug unnütze Worte gesprochen<br />

worden; nun sollen die Thaten folgen, und man soll nichts weiter hören als die Todesschreie<br />

der Mörder, welche unter unsern Messern ebenso fallen werden, wie sie mit den ihrigen die<br />

Burn<strong>in</strong>gs niedergestoßen haben! Es mag beg<strong>in</strong>nen!“<br />

Die Art und Weise, wie W<strong>in</strong>netou sprach, machte e<strong>in</strong>en geradezu niederschmetternden<br />

E<strong>in</strong>druck auf die Schurken. Sie erhoben <strong>in</strong> zitterndem Tone E<strong>in</strong>spruch, vergeblich; sie baten,<br />

sie drohten, sie fluchten, ebenso vergeblich. Noch als der Fackelträger den Raum verließ,<br />

ballten sie die Fäuste und brüllten vom wahns<strong>in</strong>nig machen und bl<strong>in</strong>d werden. Erst als die Thür<br />

verriegelt worden war, schwiegen sie und vermieden von nun an jedes, auch das ger<strong>in</strong>gste<br />

Geräusch, um uns nicht auf die Stelle aufmerksam zu machen, an welcher sie sich befanden.<br />

Was uns betraf, so wollten wie sie nicht erstechen, sondern durch die Todesangst zum<br />

Geständnis br<strong>in</strong>gen. Wir waren überzeugt, daß sie sich hüten würden, uns anzugreifen;<br />

dennoch schafften wir unsere Decken leise aus der e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> die andere vordere Ecke und<br />

legten uns mit ausgestreckten Be<strong>in</strong>en so nieder, daß jeder, der sich näherte, nicht an uns

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