im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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Wegbarkeit. Um Mittag machten wir e<strong>in</strong>en kurzen Halt. Da wurde mir Dank gesagt. Ich sprach<br />
e<strong>in</strong>ige Zeit mit den Verwandten des alten Salib; dann g<strong>in</strong>g es weiter.<br />
Am Abende befanden wir uns schon jenseits des Dschebel Hair; aber die Geretteten waren<br />
da auch so ermattet, daß sie fast von den Pferden fielen. Sie aßen, als wir lagerten, gar nicht,<br />
sondern schliefen sofort e<strong>in</strong>. Am nächsten Morgen bekamen sie tüchtige Portionen Fleisch;<br />
dann g<strong>in</strong>g es wieder weiter.<br />
Bald kamen wir <strong>in</strong> Gegenden, die dem Sohne Salibs bekannt waren; er machte nun den<br />
Führer. Gegen Mittag waren sie leider schon wieder so ermattet, daß sie zu klagen begannen.<br />
Die Gefangenschaft hatte sie außerordentlich geschwächt. Da sie mit uns nicht Schritt halten<br />
konnten, mußte ich sie zurücklassen. Ich beschrieb ihnen das Thal, welches der alte Salib auf<br />
me<strong>in</strong>en Rat aufgesucht hatte, riet ihnen, dasselbe von Osten aus zu erreichen, da sie <strong>im</strong><br />
Westen auf die Kurden stoßen mußten, überließ ihnen unsern Proviant und dann jagte ich mit<br />
Halef weiter. Unsere christlichen Gastfreunde wußte ich bis auf weiteres <strong>in</strong> Sicherheit; aber es<br />
kam mir auch darauf an, das Dorf der Schiiten zu retten. Wie das nun anfangen? Die<br />
fliehenden Schiiten hielten sicher nicht gegen ihre Verfolger Stand. Da kam mir e<strong>in</strong> Gedanke.<br />
Wie, wenn es mir gelang, den Anführer der Kurden zu erwischen? Se<strong>in</strong>e Leute mußten dann<br />
Rücksicht auf se<strong>in</strong> Leben nehmen. Vielleicht hatte schon me<strong>in</strong> bloßer Name auf ihn e<strong>in</strong>e<br />
ähnliche Wirkung wie auf se<strong>in</strong>e Frau. Er kam auf dem Wege daher, auf welchem wir h<strong>in</strong>zu<br />
geritten waren, und da er<strong>in</strong>nerte ich mich e<strong>in</strong>er Stelle, wo es durch e<strong>in</strong> Thal g<strong>in</strong>g, dessen<br />
Seiten da e<strong>in</strong>e solche Enge bildeten, daß höchstens drei Reiter neben e<strong>in</strong>ander Platz fanden;<br />
dann liefen die Seiten der Schlucht wieder weit ause<strong>in</strong>ander. Dies war der e<strong>in</strong>zige Ort, der mir<br />
Erfolg verhieß.<br />
„Halef, hast du Mut?“ fragte ich.<br />
„Ja, Sihdi, ich mache mit“, antwortete er.<br />
„Du weißt doch gar nicht, was ich will!“<br />
„Ich mache dennoch mit. Es ist doch wieder e<strong>in</strong> Streich?“<br />
„Ja. Wir zwei gegen die sämtlichen Kurden.“<br />
„Ich mache mit, Sihdi; es bleibt dabei“, lachte er.<br />
„So reite schneller, damit wir rechtzeitig ankommen!“<br />
Ich bog l<strong>in</strong>ks nach der Richtung unsers ersten Weges e<strong>in</strong>. Nach vielleicht e<strong>in</strong>er Stunde<br />
erreichten wir ihn. Hierher mußten die Schiiten und h<strong>in</strong>ter ihnen ihre Verfolger kommen. Die<br />
vorhandenen Spuren sagten mit, daß nur erst wenige vorüberpassirt waren. Wir ritten weiter<br />
und erreichten die Enge, h<strong>in</strong>ter welcher wir abstiegen.<br />
„Da willst du dich den Verfolgern entgegenstellen?“ fragte Halef.<br />
„Ja. Vielleicht kommt ihr Anführer <strong>in</strong> unsere Hände Jedenfalls aber kann ke<strong>in</strong>er von ihnen<br />
durch, ohne daß ihn unsere Kugel trifft.“<br />
„O, Sihdi, ich habe auch zuweilen e<strong>in</strong>en Gedanken. Wir brauchen ke<strong>in</strong>en Kurden zu<br />
erschießen. Wir töten nur das Pferd des Ersten, welcher kommt; dann haben wir gewonnen.“<br />
[58] „Wieso?“<br />
„Laß mich nur machen, me<strong>in</strong> lieber Sihdi! Ich will auch e<strong>in</strong>mal etwas thun, worauf – – halt,<br />
schau“, unterbrach er sich, <strong>in</strong>dem er durch die Enge <strong>in</strong> das Thal h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> deutete. „Dort kommt<br />
e<strong>in</strong> Reiter galoppiert und h<strong>in</strong>ter ihm e<strong>in</strong> zweiter, e<strong>in</strong> Kurde.“<br />
„Der erste ist, ah, das ich ja Schir Saffi!“ rief ich aus. „Er wird von den Kurden verfolgt. Paß<br />
auf! Der Kurde muß unser werden.“<br />
Die Beiden kamen <strong>in</strong> Karriere herbeigesprengt. Wir traten h<strong>in</strong>ter der Enge vor. Ich legte den<br />
Bärentöter an, weil die große Kugel desselben schneller wirkte. Schir Saffi schoß mit vor Angst<br />
verzerrten Zügen an uns vorüber; nur zwanzig Sätze war der Kurde von uns entfernt; ich<br />
schoß auf se<strong>in</strong> Pferd; es that noch drei, vier Sprünge und brach denn zusammen, wobei der<br />
Reiter aus dem Sattel geschleudert wurde. Wir warfen uns auf ihn. Er war wie betäubt und<br />
wehrte sich nicht dagegen, als wir ihn entwaffneten. Bald aber raffte er sich zusammen und<br />
machte e<strong>in</strong>en Versuch, sich loszureißen.<br />
„Bleib stehen, sonst schieße ich dich nieder“, drohte ich, den Revolver auf ihn richtend.<br />
„Ja, du bist des Todes“, st<strong>im</strong>mte Halef bei. „Dieser Emir ist der berühmte Kara Ben Nemsi<br />
Effendi, und ich b<strong>in</strong> Hadschi Halef Omar, se<strong>in</strong> – – –“<br />
„Kara Ben Nemsi Effendi?“ schrie der Kurde, ihn unterbrechend und mich angstvoll<br />
anstarrend.<br />
„So ist es“, nickte Halef. „Wir s<strong>in</strong>d mit den Schiiten und mit den Christen des alten Salib<br />
verbunden und haben euch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e herrliche Falle gelockt, ihr Dummköpfe.“<br />
„Falle?“ stammelte der Kurde.