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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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Solche e<strong>in</strong>flußreichen Personen gibt es auch anderswo; man muß die Schliche nur kennen.<br />

Persische Firmans s<strong>in</strong>d nicht nur <strong>in</strong> Persien zu bekommen.“<br />

Wir wurden nach der Mitte der Stadt <strong>in</strong> den von Muhammed Ali Mirza erbauten Pah-i Takht 39<br />

geführt und warteten da <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hofe auf den Feldwebel, der uns anmeldete. Er kehrte sehr<br />

bald zurück und brachte uns nach dem Innern, wo er uns vor e<strong>in</strong>em Vorhange bedeutete,<br />

e<strong>in</strong>zutreten. Der Raum, der uns nun aufnahm, war kostbar ausgestattet gewesen, hatte jetzt<br />

aber e<strong>in</strong> sehr abgewohntes Aussehen. Auf e<strong>in</strong>em niederen Divan saß rauchend e<strong>in</strong> Offizier<br />

höheren Alters, <strong>in</strong> dessen Zügen ich vergeblich nach den Spuren geistiger Thätigkeit suchte.<br />

Unsere Namen waren ihm genannt worden; er schnauzte uns hochmütig wegen der ihm<br />

bereiteten Belästigung an und fragte dann, was wir eigentlich von ihm wollten. Da zog ich<br />

me<strong>in</strong>en Firman aus der Tasche und legte ihn auf den vor ihm stehenden, höchstens drei Fuß<br />

hohen Tisch, auf welchem sich Schreibutensilien befanden. Er griff mißmutig danach, faltete<br />

ihn aus e<strong>in</strong>ander und – – – sprang schnell auf, legte die Legit<strong>im</strong>ation ehrfurchtsvoll auf die<br />

Stirn, verbeugte sich dre<strong>im</strong>al fast bis auf die Erde und sagte: „Allah segne den mächtigsten der<br />

Beherrscher mit hunderttausend Gaben; er vernichte alle se<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>de und erhöhe alle, die <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em mächtigen Schutze stehen! Ich b<strong>in</strong> zu Ihren Diensten, me<strong>in</strong>e Freunde!“<br />

[195] Diese Wirkung hatte das von dem Muhrdar 40 <strong>in</strong> Gegenwart des Schahs eigenhändig<br />

aufgedruckte Siegel hervorgebracht. Ich antwortete <strong>in</strong> möglichst selbstbewußtem Tone:<br />

„Es ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Bitte, um deren Erfüllung ich ersuchen muß. Wir waren gestern Gäste der<br />

Idiz von dem Tir der Bachtijaren. Während unserer Abwesenheit kam e<strong>in</strong> Dästä-i Sävaräh von<br />

hier mit se<strong>in</strong>en Reitern und nahm ihnen zwei und zwanzig Pferde, unter denen auch die<br />

unserigen waren. Es sollte mir leid thun, wenn ich bei me<strong>in</strong>er Ankunft dem hohen Jähan<br />

pänah 41 sagen müßte, daß ich sie nicht sofort wieder bekommen habe!“<br />

Das war mehr als unverfroren, das war vielleicht schon frech; aber die beabsichtigte<br />

Wirkung trat augenblicklich e<strong>in</strong>: Der Särtix verbeugte sich wieder so tief, wenn auch nur<br />

e<strong>in</strong>mal, und teilte mir mit, daß die Pferde, darunter zwei Rapphengste, für Hamadan best<strong>im</strong>mt<br />

und vor kaum e<strong>in</strong>er Viertelstunde gelegentlich e<strong>in</strong>es Gefangenentransportes dorth<strong>in</strong><br />

abgegangen seien; unter den Gefangenen befänden sich zufälligerweise zwei Idiz, Vater und<br />

Sohn, die <strong>in</strong> Teheran als verruchte Babis h<strong>in</strong>gerichtet werden sollten. Wenn ich mich beeile,<br />

könne ich den Transport b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Stunde e<strong>in</strong>holen und mir die Pferde zurückgeben lassen;<br />

er werde mir den dazu nötigen Befehl sofort ausfertigen.<br />

Ich g<strong>in</strong>g natürlich darauf e<strong>in</strong>. Während er schrieb, kam mir e<strong>in</strong> Gedanke, e<strong>in</strong> so<br />

ungewöhnlicher oder vielmehr uns<strong>in</strong>niger Gedanke, daß ich entschlossen war, ihn gerade<br />

wegen dieser Uns<strong>in</strong>nigkeit auszuführen. Der Särtix war ke<strong>in</strong> Pfiffikus, und ich hatte ihm durch<br />

Grobheit <strong>im</strong>poniert, Grund genug für mich zu der Annahme, daß er <strong>in</strong> die Falle gehen werde.<br />

Ich war nämlich überzeugt, daß die beiden Idiz, von denen er sprach, der Sohn und der Enkel<br />

der Nezaneh seien.<br />

Als er den Befehl geschrieben und untersiegelt hatte, las ich ihn durch; er war me<strong>in</strong>en<br />

Wünschen entsprechend; dennoch machte ich e<strong>in</strong> unbefriedigtes Gesicht und sagte:<br />

„Und Kelat und Scherga? Hoffentlich steckt man sie nicht unter die Soldaten; ich brauche<br />

sie!“<br />

„Kelat und Scherga?“ fragte er. „Wer ist das? Hasreddihn 42 haben diese Namen vorh<strong>in</strong> nicht<br />

mitgenannt.“<br />

„Nicht? Hätte ich so leise gesprochen? Ich me<strong>in</strong>e die Idiz, welche bei den Pferden s<strong>in</strong>d. Ich<br />

kann auf me<strong>in</strong>e Diener nicht verzichten!“<br />

„Kheilih khub – sehr wohl! Sollte man auch diese mitgenommen haben? Ich konnte mich<br />

nicht darum bekümmern und habe das alles durch Untergebene thun lassen müssen. Wie<br />

könnte dem wohl zur Zufriedenheit abgeholfen werden?“<br />

„Durch e<strong>in</strong>ige Worte nur. Hier steht der Befehl, die beiden Pferde an uns auszuliefern; es<br />

genügt vollständig, h<strong>in</strong>zuzusetzen: „und die beiden Idiz Kelat und Scherga.“<br />

„Jäm’ baschäd – seien Sie unbesorgt; es wird augenblicklich und genau so geschehen!“<br />

Er schrieb die Zeile nicht dazu, sondern e<strong>in</strong>en neuen Befehl, was mir noch lieber war, da der<br />

Zusatz leicht Bedenken erregen konnte, und gab ihn mir. Dann legte er den Firman wieder an<br />

die Stirn, verbeugte sich dre<strong>im</strong>al, segnete den Schah, mich und Halef, gab mir das Dokument,<br />

39 Residenz.<br />

40 Großsiegelbewahrer.<br />

41 „Zufluchtsort der Welt“ – der Schah.<br />

42 Hoheit.

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