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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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h<strong>in</strong>ten blitzschnell die Hand, welche das Pistol hielt, ergriffen, und sagte:<br />

„Hier wird nicht geschossen, Sennor Perdido oder Sennor Riberto! Sennor Gorra hat<br />

recht. Sie s<strong>in</strong>d grob gewesen und müssen ihn um Verzeihung bitten.“<br />

Er drehte sich nach mir um und brüllte mich an:<br />

„Laß mich los, Hund, sonst ist es aus mit Dir!“<br />

Da ich ihn dennoch fest hielt, zog er mit der l<strong>in</strong>ken Hand das zweite Pistol und richtete<br />

es auf mich. Der Hahn knackte; da krachte er aber auch wie e<strong>in</strong> Sack auf den Boden<br />

nieder. Ich hatte ihm me<strong>in</strong>e Faust gegen die Schläfe geschlagen, me<strong>in</strong> alter, bewährter<br />

Jagdhieb, auf dessen Wirkung ich mich stets verlassen konnte.<br />

„Valgame Dios!“ wurde gerufen. „Welch e<strong>in</strong> Hieb! Der Mann ist tot!“<br />

„Ne<strong>in</strong>,“ antwortete ich; „er ist nur betäubt und wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen M<strong>in</strong>uten wieder zu sich<br />

kommen. Nehmen Sie ihm die Waffen weg, Sennores, damit er dann ke<strong>in</strong> Unheil<br />

anstiften kann!“<br />

Dies geschah. Die beiden Cascarilleros, welche ihm versprochen hatten, ihn<br />

mitzunehmen, erklärten, daß sie dies nun lieber nicht thun möchten. Ich aber wollte ihn<br />

nicht wiederhaben, und hierbleiben konnte und sollte er auch nicht; darum brachten wir<br />

sie so weit, daß sie sich bereit zeigten, ihm ihr Versprechen doch zu halten. Der<br />

Sicherheit wegen nahmen sie se<strong>in</strong>e Fl<strong>in</strong>te, die Pistolen und auch das Messer und trugen<br />

sie nach dem Boote, um sie dort e<strong>in</strong>stweilen zu verstecken.<br />

„Ich habe doch recht, Sennores,“ erklärte Antonio Gorra. „Er heißt Riberto und ist<br />

genau derjenige, den ich me<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong> früherer Nachbar und Spielkamerad von mir.“<br />

„Woher?“ fragte ich.<br />

[152a] „Buenos Aires. Me<strong>in</strong> Vater war arm, der se<strong>in</strong>ige aber ziemlich reich, e<strong>in</strong> Bankier<br />

und sehr braver, frommer Mann. Desto schl<strong>im</strong>mer war se<strong>in</strong> Sohn, e<strong>in</strong> Taugenichts, der<br />

dem Vater nichts als Gram und Sorge bereitete. Dieser mußte e<strong>in</strong>st nach Rio de Janeiro<br />

reisen, und während der Zeit se<strong>in</strong>er Abwesenheit hat der Sohn leeren Tisch gemacht. Als<br />

der Bankier nach Hause kam, war hier dieser sogenannte Sennor Perdido mit der Kasse<br />

fort, und bald stellte sich gar noch heraus, daß er sich außerdem noch reichlich mit<br />

Anweisungen, Wechseln oder Checks oder wie diese Papiere heißen, von denen ich nichts<br />

verstehe, versehen hatte, um an andern Orten auch noch bedeutende Gelder zu erheben.<br />

Diese Summen mußte se<strong>in</strong> Vater später ersetzen und machte Bankerott. Die Mutter starb<br />

vor Gram; der alte Sennor Riberto verschwand und ist nicht wieder gesehen worden;<br />

auch über den jungen habe ich nichts vernommen, bis heute, wo er plötzlich vor mir<br />

stand.“<br />

„Und Sie s<strong>in</strong>d fest überzeugt, daß er es wirklich ist?“<br />

„Fest; ich kann es mit hundert Eiden beschwören.“<br />

„Dann b<strong>in</strong> ich froh, daß ich diesen Menschen losgeworden b<strong>in</strong>. Es ist am besten, Sie<br />

schaffen ihn <strong>in</strong>s Boot, damit er uns aus den Augen kommt.“<br />

Zwei Cascarilleros waren bereit, ihn fortzuschaffen. Eben als sie ihn anfassen wollten,<br />

bewegte er sich. Er kam zu sich, sprang auf und wollte nach den Waffen greifen. Er<br />

vermißte sie und verlangte sie <strong>in</strong> drohendem Tone zurück; ich sah, daß er es ganz<br />

besonders auf mich abgesehen hatte. Da aber bedeutete ihm Antonio Gorra:<br />

„Seid wer Ihr wollt, Sennor, ob Perdido oder Riberto, das soll uns gleich se<strong>in</strong>; aber hier<br />

ist Eure Rolle ausgespielt. Eure Waffen liegen <strong>im</strong> Boote, und Euch werden wir auch<br />

dorth<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen. Die Kameraden, mit denen Ihr fortwollt, mögen sogleich mit Euch<br />

abrudern. Dann s<strong>in</strong>d wir Euch los. E<strong>in</strong> Kerl wie Ihr gehört nicht unter solche Caballeros,<br />

wie hier versammelt s<strong>in</strong>d!“<br />

Perdido wollte Widerspruch erheben, wurde aber von vier oder fünf kräftigen<br />

Cascarilleros gepackt und fortgeschafft. Als er nun e<strong>in</strong>sehen mußte, daß jeder Widerstand<br />

nutzlos sei, drehte er sich noch e<strong>in</strong>mal nach mir um und drohte mir mit der geballten<br />

Faust. Die, welche ihn <strong>in</strong>s Boot gebracht hatten, kamen nicht eher zurück, als bis<br />

dasselbe auf dem Wasser schwamm und die Mitte des Stromes erreicht hatte. Von ihnen<br />

erfuhr ich, daß se<strong>in</strong>e letzte Worte gewesen waren:<br />

„Sagt dem verdammten Aleman 1 , daß ich, wenn er mir jemals wieder vor die Augen<br />

kommt, mit ihm abrechnen werde!“<br />

1 Deutschen.

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