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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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ich ihm sagte, was ich gestern mit Dir besprochen habe, war er empört über so e<strong>in</strong>e<br />

Zumutung - - „<br />

„Ich habe ihm nichts zugemutet,“ fiel ich ihm <strong>in</strong> die Rede. „Mir liegt nichts an der<br />

Heilung se<strong>in</strong>er Tochter, die mir vollständig fremd ist. Mag sie ihren Ghodda behalten!“<br />

„Werde nur nicht gleich zornig, Effendi! Ich habe Dich doch mit dem Worte Zumutung<br />

gar nicht beleidigen wollen. Er wünscht allerd<strong>in</strong>gs sehr, daß diese Verunzierung der<br />

Gestalt verschw<strong>in</strong>de, und ich sagte ihm, daß dieser schl<strong>im</strong>me Ghodda mit der Zeit noch<br />

viel größer werden könne.“<br />

„Das ist sehr richtig; er wird <strong>im</strong>mer größer.“<br />

„Ia semaji, ia robaji, hijarani - o me<strong>in</strong> H<strong>im</strong>mel, me<strong>in</strong> Schreck, me<strong>in</strong> Entsetzen! Wer<br />

möchte das mit ansehen! Er war ganz unglücklich, als er dies hörte, und se<strong>in</strong>e Tochter,<br />

welche die Freude und der Glanz se<strong>in</strong>es Alters ist, we<strong>in</strong>te vor Kummer. Da erklärte ich<br />

ihm, daß der Ghodda gar nicht zu ihrem Körper gehöre, was ihn sofort beruhigte. Er<br />

zeigte sich bereit, Dir zu erlauben, den bösen Ghodda zu berühren.“<br />

„Wann?“<br />

„Schon heut abend.“<br />

„Wo? Ich soll zu ihm kommen?“<br />

„Ne<strong>in</strong>; er wünscht, daß es hier geschehe.“<br />

„So wird er mit se<strong>in</strong>er Tochter kommen?“<br />

„Auch das nicht. Se<strong>in</strong> Stand verbietet ihm, hierher zu gehen. Er hat mich beauftragt,<br />

se<strong>in</strong>e Stelle zu vertreten. Wenn Du es erlaubst, werde ich jetzt gehen, um die Tochter zu<br />

holen.“<br />

„Ganz wie du willst, Schahad.“<br />

„Vorher muß ich Dir sagen, daß Dich e<strong>in</strong>e große Belohnung erwartet, wenn es Dir<br />

gel<strong>in</strong>gt, die Tochter von dem Makel ihrer Schönheit zu befreien.“<br />

„Ich thue es Dir zu Gefallen und verlange nichts dafür.“<br />

Er g<strong>in</strong>g. Als er h<strong>in</strong>aus war, sah mich me<strong>in</strong> Re<strong>in</strong>iger der Pfeifen bei offenem Munde mit<br />

großen Augen an.<br />

„Was sagst Du dazu, Effendi?“ fragte er. „Ist das e<strong>in</strong> Wunder oder ke<strong>in</strong>s?“<br />

„Es ist ke<strong>in</strong> Wunder, sondern nur Vaterliebe und Eitelkeit.“<br />

„Er aber ist der Vater!“<br />

„Natürlich!“<br />

„So hat er e<strong>in</strong>en Harem, also e<strong>in</strong> Haus?“<br />

„Ja. Der Freund ist er selbst. Denn wenn dieser Freund e<strong>in</strong>e so hohe Stellung hätte,<br />

daß er ihretwegen nicht zu uns gehen dürfte, so würde sie ihm noch viel mehr verbieten,<br />

se<strong>in</strong>e Tochter e<strong>in</strong>em Bettler anzuvertrauen, noch dazu des Abends.“<br />

„Aber wo hat er se<strong>in</strong>en Harem, se<strong>in</strong> Haus? In der Ru<strong>in</strong>e nebenan, wo er sich aufhält,<br />

wenn er nicht be<strong>im</strong> Thore Zuweileh sich bef<strong>in</strong>det, kann er nicht mit Weib und Tochter<br />

wohnen. Er ist wirklich etwas ganz anderes als e<strong>in</strong> Bettler; er hat He<strong>im</strong>lichkeiten, sage<br />

ich Dir, vielleicht ganz wichtige He<strong>im</strong>lichkeiten. Mit welcher Ueberzeugung und Sicherheit<br />

er Dich warnte!“<br />

„Pah! Wer weiß, was er gehört hat, und nun giebt er e<strong>in</strong>em wahrsche<strong>in</strong>lich ganz<br />

harmlosen Worte grundfalsche Bedeutung.“<br />

„Es könnte aber doch etwas an der Sache se<strong>in</strong>!“<br />

„Ne<strong>in</strong>.“<br />

„Bedenke doch, wenn er wirklich ke<strong>in</strong> bloßer Bettler, sondern e<strong>in</strong> ungewöhnlicher,<br />

gehe<strong>im</strong>nisvoller Mensch ist, so solltest Du von se<strong>in</strong>er Warnung anders denken!“<br />

„Warten wir es ab.“<br />

[163b] Der Schahad war noch ke<strong>in</strong>e ganze Viertelstunde fort, so kehrte er zurück;<br />

e<strong>in</strong>e tiefverhüllte weibliche Gestalt folgte ihm.<br />

„Das ist sie, die Tochter me<strong>in</strong>es Freundes,“ sagte er. „Sie wird Dir jetzt den Ghodda<br />

zeigen. Der Re<strong>in</strong>iger der Pfeifen aber mag sich umdrehen, denn se<strong>in</strong> Auge darf nicht auf<br />

die Stelle der Schönheitstrauer fallen.“<br />

Der Wirt kauerte sich so <strong>in</strong> die Ecke nieder, daß er uns se<strong>in</strong>en Rücken zukehrte. Die<br />

Frauengestalt bekam <strong>in</strong> der Gegend des Halses Bewegung; ihre Hände schoben die zwei<br />

Teile des Schleiers e<strong>in</strong> ganz, ganz kle<strong>in</strong> wenig ause<strong>in</strong>ander, und so entstand e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Lücke, <strong>in</strong> welcher der unwillkommene Gegenstand der „Schönheitstrauer“ erschien. O<br />

weh, es war ke<strong>in</strong> Kröpfchen, sondern wirklich e<strong>in</strong> Kropf! Man konnte es der „Tochter des

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