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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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„Ob Du e<strong>in</strong>er bist oder nicht, das ist ganz und gar egal, denn bekanntlich s<strong>in</strong>d stets<br />

diejenigen die besten Redner, welche gar nichts sagen. Doch schau, jetzt s<strong>in</strong>d sie endlich<br />

fertig; der „Lange Leib“ kommt wieder her.“<br />

[241b] Die Aufregung schien vorüber zu se<strong>in</strong>, denn die Sioux Ogallalah nahmen e<strong>in</strong>e ruhige<br />

Haltung an. Ihr Anführer meldete uns:<br />

„Me<strong>in</strong>e Krieger würden den Beschluß nicht angenommen haben, wenn die Upsaroka’s alle<strong>in</strong><br />

hier wären; aber da sie das Zaubergewehr Old Shatterhands kennen, haben sie sich<br />

entschlossen, sogleich fortzureiten und nicht wiederzukommen. Darf ich mir me<strong>in</strong> Pferd<br />

nehmen?“<br />

„Ja,“ nickte Uamduschka sapa. „Aber wisse, daß ich Euch Kundschafter nachsenden werde,<br />

welche Euch beobachten werden. Erfahre ich von ihnen, daß Ihr Euer Wort nicht haltet, so rufe<br />

ich über fünfmal hundert Krieger zusammen und vernichte Euch!“<br />

Der Ogallalah machte e<strong>in</strong>e Bewegung, welche sowohl Zust<strong>im</strong>mung wie auch Ironie bedeuten<br />

konnte, und holte sich se<strong>in</strong> Pferd. Bald darauf verschwand er mit se<strong>in</strong>er schweigend sich<br />

entfernenden Schar h<strong>in</strong>ter dem Walde. E<strong>in</strong>ige Upsaroka’s bekamen den Befehl, ihnen<br />

nachzureiten, um sie zu beobachten.<br />

Niemand war über diesen Ausgang der Sache so betroffen wie Folder. Er hatte die<br />

Ueberzeugung gehegt, daß es zum Kampfe kommen und dieser ihm die Freiheit wiederbr<strong>in</strong>gen<br />

werde. Als er erfuhr, daß es für ihn ke<strong>in</strong>e Hoffnung gebe und er für den Tod am Marterpfahle<br />

best<strong>im</strong>mt sei, ließ er mich zu sich kommen und bat mich, ihn zu retten. Ich antwortete:<br />

„Ihr habt gesagt, das was Ihr mit den Roten vorhabt, gehe mich nichts an; ebenso habt Ihr<br />

versichert, daß Ihr lieber sterben als Euch unter me<strong>in</strong> Urteil stellen würdet. Die Folgen, welche<br />

ich voraussah, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>getroffen und mögen ihren Lauf nehmen.[“]<br />

„Aber, Sir, Ihr könnt doch unmöglich zusehen, daß e<strong>in</strong> Weißer, e<strong>in</strong> Christ, von diesen Roten<br />

gegen alles und jedes gesetzliche Recht h<strong>in</strong>gemordet wird!“<br />

„Christ? Nehmt dieses Wort nicht <strong>in</strong> den Mund! Habt Ihr etwa an Euer Christentum gedacht,<br />

als ihr Tausenden von hungernden und frierenden Indsmen die Nahrung und Kleidung<br />

unterschlugt? Als sie sich über diesen haarsträubenden Betrug auflehnten, habt Ihr sie e<strong>in</strong>fach<br />

niederschießen lassen. Was war die kurze Gefängnisstrafe für solche Missethaten? Nichts! Und<br />

was Ihr dann getrieben habt, geht mich nichts an; es handelt sich nur um Euer jetziges<br />

Verbrechen. Uamduschka sapa hatte Euch, dem Pferdediebe, das Leben geschenkt; die Hiebe<br />

waren die re<strong>in</strong>e Gnade für Euch. Anstatt ihm dankbar zu se<strong>in</strong>, wolltet Ihr den vielfachen Tod <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Stamm tagen und – – doch genug! Es ist schade um jedes Wort. Denkt an die Cache<br />

und die Klapperschlangen! E<strong>in</strong>en so raff<strong>in</strong>ierten Hallunken, wie Ihr seid, von der mehr als<br />

verdienten Strafe zu erretten, würde e<strong>in</strong> Verbrechen se<strong>in</strong>. Ihr seid ke<strong>in</strong> Christ, sondern e<strong>in</strong><br />

blut- [242a] gieriger, [blutgieriger] gefühl- und gewissenloser Schurke, der unbed<strong>in</strong>gt<br />

unschädlich gemacht werden muß!“<br />

Da donnerte er derart mit Flüchen und Verwünschungen gegen mich los, daß sich mir die<br />

Haare hätten sträuben mögen. Ich entfernte mich, ohne noch e<strong>in</strong> Wort zu sagen. Dieser<br />

Mensch war ke<strong>in</strong>e Spur von Gnade wert.<br />

Hatte ich mich vorher, als wir alle<strong>in</strong> waren, um die Squaw sorgen dürfen, ohne dadurch<br />

me<strong>in</strong>er Kriegerehre Schaden zu thun, so stand es jetzt damit anders. Sie stand jetzt nicht<br />

mehr unter unserm Schutze, und ich konnte me<strong>in</strong>e Teilnahme für sie nur dadurch beweisen,<br />

daß ich mich nach ihrem Bef<strong>in</strong>den erkundigte. Der Häuptl<strong>in</strong>g antwortete:<br />

„Sie liegt jetzt ruhig und schläft; ich weiß, daß sie bald wieder vollständig gesund se<strong>in</strong> wird,<br />

denn wir kennen Pflanzensäfte, welche das Schlangengift mit allen se<strong>in</strong>en Folgen aus dem<br />

Körper treiben. Me<strong>in</strong> weißer Bruder wird sie, sobald wir unsern Wigwams erreicht haben, so<br />

munter wie e<strong>in</strong>e Antilope sehen.“<br />

„Me<strong>in</strong>st Du, daß wir Euch dorth<strong>in</strong> begleiten werden?“<br />

„Uff! Wolltet Ihr das etwa nicht thun? Das würde den berühmten Namen der Upsaroka’s<br />

schänden. Sollen wir von uns sagen lassen, daß Old Shatterhand und W<strong>in</strong>netou unsere<br />

Gestfreundschaft verachtet haben? Dann wäre es besser gewesen, Ihr hättet me<strong>in</strong>e Squaw<br />

und me<strong>in</strong>e Söhne sterben lassen!“<br />

Er hatte Recht, und als ich den Apatschen darüber befragte, willigte er sofort e<strong>in</strong>, den<br />

Wunsch des Häuptl<strong>in</strong>gs zu erfüllen.<br />

Die nun folgende Ceremonie der Friedenspfeife wurde mit größter Feierlichkeit<br />

vorgenommen; dann folgte die weniger feierliche Beerdigung der beiden Siouxleichen. Als<br />

Grab diente die Cache, <strong>in</strong> welcher ihre Opfer hatten sterben und verwesen sollen. Dieses

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