im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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war der E<strong>in</strong>wirkung der Comerciantes zuzuschreiben. Es blieb uns wirklich nichts anderes<br />
übrig, als zu warten, bis das Pferd wieder laufen konnte. Ich untersuchte den Fuß und<br />
entdeckte <strong>in</strong> dem Hornstrahl e<strong>in</strong> Geschwür, welches ich mit dem Messer öffnete. Hierauf<br />
war zu hoffen, daß wir nach vielleicht zwei Tagen weiterreiten könnten.<br />
Was aber während dieser Zeit thun? Das Dorf bot uns nichts, und da wir überhaupt <strong>im</strong><br />
Freien schliefen, so hielt ich es für das E<strong>in</strong>fachste, gleich ganz <strong>im</strong> Freien zu wohnen. Was<br />
die Comerciantes vorhatten, das wußte ich nicht, und wenn ich es gewußt hätte, so<br />
befand ich mich doch nicht <strong>in</strong> der Lage, es zu verh<strong>in</strong>dern. War ich denn verpflichtet, aller<br />
Welt und selbst der fremdesten Menschen Hüter zu se<strong>in</strong>. Mir drohte von Perdido Gefahr;<br />
nun, mit dem wollte ich schon fertig werden! Um ja nichts zu versäumen, hatte ich mich<br />
bei dem Wirte nach e<strong>in</strong>em gewissen roten Gambus<strong>in</strong>o erkundigt, aber nichts erfahren<br />
können.<br />
Ich bezahlte unsere Zeche; dann zogen wir die Pferde aus dem Stalle und verließen<br />
das Dorf. Wegen des lahmenden Pferdes mußten wir nach ungefähr e<strong>in</strong>er Wegsstunde<br />
schon anhalten. Ich wählte dazu e<strong>in</strong>en Platz, wo es e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Wässerchen und<br />
genügende Weide gab. Da lagerten wir uns <strong>im</strong> Schutze e<strong>in</strong>iger Felsen. H<strong>in</strong>ter diesen<br />
versteckt, konnten wir die zwischen uns und dem Dorfe liegende Strecke übersehen. E<strong>in</strong><br />
Reiter kam geritten; als er nahe genug heran war, erkannten wir Perdido. Er sah uns<br />
nicht eher, als bis er um die Felsen bog. Se<strong>in</strong> Gesicht zeigte, daß es ihm höchst unlieb<br />
war, von uns bemerkt zu werden. Er ritt <strong>in</strong> gerade Richtung weiter, bis er nach e<strong>in</strong>iger<br />
Zeit h<strong>in</strong>ter dem Horizonte verschwand. Ich war überzeugt, daß er nach dem Dorfe<br />
zurückkehren werde, um uns dann bei Nacht zu beschleichen. Darum suchten wir, als es<br />
zu dunkeln begann, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Calisayawäldchen auf, welches e<strong>in</strong>e halbe Stunde entfernt<br />
war und uns Sicherheit bot.<br />
[156a] Am andern Morgen kehrten wir nach dem Felsen zurück und hatten das<br />
Vergnügen, Perdido wieder kommen zu sehen. Er hatte uns während der Nacht nicht<br />
mehr gefunden und wunderte sich nun jedenfalls außerordentlich darüber, daß wir doch<br />
noch an derselben Stelle lagerten. Er ritt wie gestern vorüber, ohne zu thun, als ob er e<strong>in</strong><br />
Interesse für uns habe. Am Abende suchten wir natürlich das Calisayawäldchen wieder<br />
auf. Ganz genau dasselbe wiederholte sich auch am folgenden Tage, und es war nun<br />
mehr als gewiß, daß Perdido es auf mich abgesehen hatte. Er wollte sich rächen, aber<br />
aus dem H<strong>in</strong>terhalte.<br />
So waren drei Tage vergangen; wir hatten während derselben vom Fleische der<br />
Pampashasen gelebt, welche es hier mehr als zur Genüge gab. Am Donnerstag früh<br />
konnten wir endlich aufbrechen, denn der Fuß des Pferdes war ziemlich geheilt. Es fiel<br />
uns natürlich nicht e<strong>in</strong>, unsern Weg über das Dorf zu nehmen. Wir wollten von<br />
demselben und denen, die sich dort befanden, gar nichts wissen.<br />
Wir befanden uns noch auf bolivianischem Gebiete. Es giebt dort Gegenden, <strong>in</strong> denen<br />
man <strong>im</strong> Verlaufe von zwei Tagen aus der heißen Zone bis h<strong>in</strong>auf <strong>in</strong> die Region des ewigen<br />
Schnees gelangen kann. Das war nun bei uns nicht der Fall, doch die Veränderung der<br />
Luft und Wärme, der landschaftlichen Scenerie, war <strong>im</strong>merh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ziemlich bedeutende.<br />
Wir stiegen aus der Region der Thalstufen nach der Puna 6 empor.<br />
Je höher wir kamen, desto kühler wurde es, und die zunehmende Dünne der Luft<br />
machte sich besonders an unsern Pferden bemerklich. Es gab ke<strong>in</strong>e sanften Hügel, ke<strong>in</strong>e<br />
rundgezeichneten Höhenrücken mehr. Steile Felsenberge türmten sich, e<strong>in</strong>er <strong>im</strong>mer<br />
höher als der andere, neben und h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>ander auf; zwischendurch führten Schluchten<br />
welche oft kaum Platz für zwei Reiter hatten. Dann gab es wieder gigantische<br />
Trümmerhaufen, welche das Aussehen hatten, als ob mehrere Berge da gegen e<strong>in</strong>ander<br />
geworfen worden und <strong>in</strong> unzählige Stücke zerborsten seien. Da war e<strong>in</strong> schweres<br />
Vorwärtskommen.<br />
Wir mußten hoch h<strong>in</strong>auf nach e<strong>in</strong>em Längenthale. Wenn wir diesem folgten, konnten<br />
wir dann am Ostertage jenseits nach der Pampa de Sal<strong>in</strong>as h<strong>in</strong>unter steigen.<br />
In diesem Gebiete fehlen die Bäume gänzlich; nur Gräser wie Yareta, Valeriana und<br />
Gentiana s<strong>in</strong>d zu f<strong>in</strong>den, und nur höchst selten sieht man e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en dünnen Busch am<br />
Wege. Dagegen kann man hier schon wilde Kamelziegen f<strong>in</strong>den.<br />
Es war am Karfreitag gegen Abend, als wir, fast ebenso ermüdet wie unsere Pferde,<br />
6 Punas heißen die kalten Hochebenen auf den Cordilleren (besonders <strong>in</strong> Peru).