im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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Euch führte. Was wir gethan haben, war nichts als unsere Pflicht, und für die Erfüllung e<strong>in</strong>er<br />
Pflicht hat niemand Dank zu fordern.“<br />
„Das ist wahr; aber Euer Pflichtgefühl brachte Euch selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e so große Gefahr, daß<br />
hundert andere sich vor derselben [141a] gefürchtet hätten. N<strong>im</strong>m also me<strong>in</strong>e Hand, Sihdi,<br />
und sage mir, wie ich Dir wieder dienen kann!“<br />
„De<strong>in</strong>e Hand ist mir willkommen; hier ist die me<strong>in</strong>ige. Hattet Ihr denn diese Perser<br />
beleidigt?“<br />
„Ne<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Perser, sondern aus der Gegend von Sule<strong>im</strong>ania, welches noch<br />
diesseits der Grenze liegt. Wir trafen auf sie, grad als sie, die uns entgegenkamen, lagern<br />
wollten. Wir grüßten und wollten an ihnen vorüber; da hielten sie uns an, weil sie glaubten,<br />
daß wir Sunniten seien. Als ich ihnen sagte, daß ich e<strong>in</strong> Parsi b<strong>in</strong>, wurde ihr Haß noch größer<br />
als vorher, und sie bemächtigten sich unser, um uns für den Tod ihres Husse<strong>in</strong> sterben zu<br />
lassen.“<br />
[„] Wo kommt Ihr her?“<br />
„Aus Bagdad. Me<strong>in</strong> Vater ist der Parsikaufmann Wikrama, und ich heiße Alam. Wir wollen zu<br />
den Anezeh-Arabern, um me<strong>in</strong>en Vater aus der Gefangenschaft derselben zu befreien.“<br />
„Wie? Er ist Gefangener der räuberischen Anezeh? Wie konnte er, e<strong>in</strong> Bagdader Kaufmann,<br />
<strong>in</strong> die Hände dieser Leute fallen?“<br />
„Er reiste nach Mossul, um e<strong>in</strong>em Geschäftsfreunde e<strong>in</strong>e große Summe Geldes zu br<strong>in</strong>gen,<br />
wurde aber von ihnen überfallen und ausgeraubt. Sie s<strong>in</strong>d mit dieser Summe nicht zufrieden<br />
und verlangen noch e<strong>in</strong> hohes Lösegeld. Ist dasselbe nicht zur best<strong>im</strong>mten Zeit bezahlt, so<br />
werden sie ihn töten.“<br />
„Du willst das Geld zu ihnen br<strong>in</strong>gen?“<br />
„Ja, aber nicht die ganze Summe, welche sie verlangt haben, denn es war mir unmöglich,<br />
dieselbe aufzubr<strong>in</strong>gen. Durch den Verlust, den er erlitten hat, s<strong>in</strong>d wir arm geworden, denn<br />
was die Anezeh ihm abgenommen haben, war fast unser ganzes Vermögen. Ich habe geborgt,<br />
soviel ich konnte, und doch kaum die Hälfte der Summe zusammen, welche die Bedu<strong>in</strong>en<br />
verlangt haben, doch hoffe ich, daß sie damit zufrieden se<strong>in</strong> werden. Sollte dies nicht der Fall<br />
se<strong>in</strong>, so wende ich mich an den berühmten E<strong>in</strong>siedler auf dem Felsen von Wahsija, von dem<br />
ich hörte, daß er große Macht über sie habe.“<br />
„Welch e<strong>in</strong>e Unvorsichtigkeit, hier von diesem Gelde zu erzählen! Wie nun, wenn wir auch<br />
Räuber wären und Euch dasselbe abforderten?“<br />
„Ihr würdet es nicht f<strong>in</strong>den, wie es die Schiiten auch nicht gefunden haben. Es ist gut<br />
versteckt. Übrigens seid Ihr unsere Retter, denen ich vertrauen darf, und auf alle Fälle habe<br />
ich zwei Talas<strong>im</strong> bei mir, welche mich aus jeder Gefahr retten werden.“<br />
„Vertraue ke<strong>in</strong>em Talisman und ke<strong>in</strong>em Amulett, o Jüngl<strong>in</strong>g! Gott alle<strong>in</strong> ist der Retter. Das<br />
Gebet vermag mehr als alle Talas<strong>im</strong> der Welt.“<br />
„Me<strong>in</strong>e Talas<strong>im</strong> s<strong>in</strong>d eben Gebete. Sobald ich me<strong>in</strong>e rechte Hand an die Stelle lege, an<br />
welcher sie sich bef<strong>in</strong>den, ist die Rettung da. Als ich vorh<strong>in</strong> die Sonne anrief und die<br />
gefesselten Hände auf die Brust legte, auf welcher me<strong>in</strong>e Talas<strong>im</strong> ruhen, sandte sie Euch<br />
sofort, uns zu befreien. Wo kommt Ihr her, und wo wollt Ihr h<strong>in</strong>, o Sihdi?“<br />
„Wir kommen von Bagdad und wollen zu den Haddedihn-Bedu<strong>in</strong>en, um deren Scheik,<br />
welcher unser Freund ist, zu besuchen. Ich werde Kara Ben Nemsi genannt, und hier ist<br />
Hadschi Halef Omar, me<strong>in</strong> Begleiter.“<br />
„Zu den Haddedihn? So müßt Ihr wohl auch nach Tekrit und über den Tigris h<strong>in</strong>über?“<br />
„Ja. Dann werden wir am Thatharflusse h<strong>in</strong>aufreiten.“<br />
„Das ist ja auch unser Weg! Sihdi, erlaubst Du, daß wir mit Euch reiten?“<br />
Es lag mir gar nicht viel daran, diese beiden jungen und jedenfalls unerfahrenen Menschen<br />
bei mir zu haben; sie konnten uns nichts nützen; dennoch antwortete ich:<br />
„Wenn Ihr Euch <strong>in</strong> unsere Art und Weise fügt, werdet Ihr uns willkommen se<strong>in</strong>. Also<br />
vorwärts nach Tekrit, damit wir ke<strong>in</strong>e Zeit verlieren!“<br />
Ich setzte me<strong>in</strong> Pferd <strong>in</strong> Bewegung; er hielt sich sogleich an me<strong>in</strong>e Seite und sagte:<br />
„Du wirst es nicht bereuen, uns bei Dir zu haben. Wir kommen durch Gegenden, <strong>in</strong> denen es<br />
viele Gefahren giebt. Aber me<strong>in</strong>e Talismane werden uns beschützen und auch Dir zu gute<br />
kommen. Der e<strong>in</strong>e ist e<strong>in</strong> Talisman der Sonne; ich bef<strong>in</strong>de mich <strong>im</strong> Nur esch Schems, <strong>im</strong> Lichte<br />
und Schutze der Sonne, welche wir verehren, und ke<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>d wird uns etwas anhaben können.“<br />
[141b] „Sie ist e<strong>in</strong> Werk des allmächtigen Schöpfers, ohne den sie nichts wäre. Wer <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Lichte wandelt, der steht unter dem mächtigsten Schutze, den es <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel und auf<br />
Erden giebt!“