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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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Nun g<strong>in</strong>g es wieder durch die Büsche zurück, nach dem Walde und dann <strong>im</strong>mer weiter, bis<br />

wir sahen, daß die Entführten wieder zu sich kamen; da hielten wir an. Sie erschraken nicht<br />

wenig, als sie bemerkten, daß sie nicht mehr bei ihren Sioux sondern gefangen waren. „Langer<br />

Leib“ erkannte uns sofort. Folder wollte mit Grobheiten um sich werfen; da hielt ich ihm den<br />

Revolver vor und sagte:<br />

„Still, Hallunke, sonst schieße ich Dich augenblicklich nieder! Wir wollen die Upsaroka-<br />

Squaw und ihre K<strong>in</strong>der haben, und Du wirst uns die alte Cache zeigen, <strong>in</strong> welcher sie stecken.<br />

Wenn ihnen die Schlangen nur den ger<strong>in</strong>gsten Schaden zugefügt haben, so ist der heutige Tag<br />

der letzte Euers Lebens; das schwöre ich, Old Shatterhand, Dir zu!“<br />

„Cache – – – –? Schlangen – – –?“ fragte er, nach e<strong>in</strong>er Ausrede suchend.<br />

„Schweig, sonst bekommst Du die Kugel! Ihr setzt Euch jetzt richtig auf die Pferde und<br />

werdet da fest angebunden. Dann reiten wir weiter. Wer nur e<strong>in</strong>e Versuch des Widerstrebens<br />

macht, ist e<strong>in</strong>en Augenblick später e<strong>in</strong> toter Mann!“<br />

Auch wenn sie diese Drohungen nicht hätten beachten wollen, wären sie durch den<br />

unerbittlichen Blick, mit dem das Auge des Apatschen an ihnen haftete, zum widerstandslosen<br />

Gehorsam veranlaßt worden. Wir fesselten sie auf ihre Pferde und ritten dann mit ihnen weiter,<br />

vermieden aber den bisherigen Weg, um den Sioux die Verfolgung möglichst schwer zu<br />

machen; denn daß diese ihre Führer vermissen, sie suchen und uns dann nachreiten würden,<br />

das verstand sich ganz von selbst. Ihr Ritt nach dem Jagdgebiete der Upsaropka’s wurde<br />

dadurch nicht nur e<strong>in</strong>e Weile aufgeschoben, sondern wahrsche<strong>in</strong>lich auch ganz unmöglich<br />

gemacht.<br />

[238b] Ueber den jetzigen Rückweg ist weiter nichts zu erwähnen, als daß wir uns auf<br />

demselben selbstverständlich möglichst beeilten. Es mochte gegen acht Uhr Morgens se<strong>in</strong>, als<br />

wir auf dem gestrigen Lagerplatze der Ogallalah wieder ankamen. Als ich Folder nun<br />

aufforderte, uns nun zu zeigen, wo die Mutter mit ihren K<strong>in</strong>dern zu f<strong>in</strong>den sei, sagte er mit<br />

e<strong>in</strong>em brutal höhnischen Lachen:<br />

„Ich habe Euch noch nie gesehen, aber genug von Old Shatterhand und W<strong>in</strong>netou gehört,<br />

um zu wissen, daß Ihr nie richtet, ohne vollgültige Beweise zu haben. Ich habe von Euch nichts<br />

zu fürchten, denn ich b<strong>in</strong> unschuldig. Ich weiß von ke<strong>in</strong>er Squaw etwas und von ihren K<strong>in</strong>dern<br />

noch viel weniger.“<br />

„Well! E<strong>in</strong> offenes Geständnis hätte Euch genützt; da Ihr leugnet, habt Ihr ke<strong>in</strong>e Gnade zu<br />

erwarten. Wir haben gestern da <strong>im</strong> Gesträuch gesteckt und alles gesehen und gehört; wir<br />

werden die Gesuchten sicher f<strong>in</strong>den. Will nicht wenigstens Tan[t]schan Honska aufrichtig<br />

se<strong>in</strong>?“<br />

Der Sioux, an den ich diese Frage gerichtet hatte, schüttelte den Kopf und antwortete stolz:<br />

„Tantschan Honska führt nicht mit Weibern und mit K<strong>in</strong>dern Krieg; er wird ke<strong>in</strong> Wort<br />

darüber sprechen.“<br />

„Well, so werden wir suchen!“<br />

Es verstand sich ganz von selbst, daß von hier aus nach der Cache Spuren führten; wir<br />

hatten sie heut Nacht nicht sehen können, sonst wären wir den Sioux nicht nachgeritten, ohne<br />

vorher die Grube zu suchen. Wir brauchten jetzt nur die Augen aufzuthun, um e<strong>in</strong>e Fährte zu<br />

entdecken, welche erst am Rande des Waldes h<strong>in</strong> und dann <strong>in</strong> diesen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> führte. Es waren<br />

die Spuren menschlicher Füße und zweier Pferde. Die Sioux hatten zwei Krieger mit ihren<br />

Pferden hier gelassen, um die Cache bis zur Rückkehr der Schar zu bewachen. Schon wollte<br />

ich, während wir den Stapfen folgten, wegen diesen zwei Wachen zur Vorsicht mahnen, als ich<br />

die Spitze e<strong>in</strong>es Moccass<strong>in</strong> h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Baum hervorragen sah. Ich g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>. Da stand der<br />

ältere der beiden Knaben mit e<strong>in</strong>em Messer <strong>in</strong> der Hand. Er hielt uns für Fe<strong>in</strong>de, weil er uns<br />

nicht kannte.<br />

„Du bist der Sohn des Häuptl<strong>in</strong>gs der Upsaroka“, sagte ich. „Ich b<strong>in</strong> Old Shatterhand, und<br />

da ist W<strong>in</strong>netou, der Häuptl<strong>in</strong>g der Apatschen. Wo ist De<strong>in</strong>e Mutter und wo De<strong>in</strong> Bruder.[“]<br />

„Uff!“ rief er erleichtert aus. „Old Shatterhand und W<strong>in</strong>netou! Mutter hat uns gesagt, daß Ihr<br />

uns retten wollt. Sie wird sterben, denn die Schlangen haben sie gebissen. Wir suchen nach<br />

Giftkraut, können aber hier ke<strong>in</strong>s f<strong>in</strong>den.“<br />

Die Thränen traten dem wackeren Sohne <strong>in</strong> die Augen.<br />

„Führe uns!“ forderte ich ihn auf. „Vielleicht ist noch Hülfe möglich.“<br />

[239a] „Ne<strong>in</strong>; Mutter stirbt,“ sagte er we<strong>in</strong>end. „Sie zittert am ganzen Leib und schlägt um<br />

sich; oft liegt sie schon wie tot; dann erwacht sie wieder, um zu beten. Wo sie gebissen wurde,<br />

ist alles geschwollen und dunkel gefärbt. Sie wird sterben, aber ich, ich werde sie rächen!<br />

Kommt!“

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