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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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„Du sche<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Perser zu se<strong>in</strong>. Die Bewohner De<strong>in</strong>es Landes besitzen den Ruhm der<br />

Höflichkeit. Willst Du diesen Ruhm zu Schanden machen?“<br />

Wohl weniger diese Worte als me<strong>in</strong>e furchtlose Haltung und der feste Blick, den ich ihm <strong>in</strong><br />

das Gesicht warf, hatten zur Folge, daß er se<strong>in</strong>e Hand von me<strong>in</strong>em Arme nahm und mir<br />

weniger gebieterisch entgegnete:<br />

„Ich suche Männer, die ich fangen will; ich b<strong>in</strong> auf ihrer Spur, und da ich Euch auf derselben<br />

treffe, so mußt Du mir sagen, wer Ihr seid!“<br />

„Mußt? Ich muß? Du irrst Dich. Ich habe noch ke<strong>in</strong>en Menschen gekannt, der mich zu etwas<br />

hat zw<strong>in</strong>gen können.“<br />

„So wirst Du jetzt e<strong>in</strong>en kennen lernen!“<br />

„Etwa Dich?“<br />

„Ja.“<br />

„Versuche es!“<br />

Ich griff nicht zu den Waffen, ich machte nicht die ger<strong>in</strong>gste drohende Bewegung; aber ich<br />

blickte ihm noch <strong>im</strong>mer so ruhig und scharf <strong>in</strong> die Augen, daß er unwillkürlich zwei Schritte<br />

zurücktrat und mehr verwundert als zornig ausrief:<br />

„Du thust, als ob ke<strong>in</strong> Mensch Dir etwas anhaben könnte!“<br />

„Weil es auch wirklich ke<strong>in</strong>en giebt, vor dem ich mich zu scheuen habe. Du ließest mich<br />

Ausdrücke der Grobheit hören; ich habe Dir höflich geantwortet, und ich wünsche, bei diesem<br />

Tone bleiben zu können. Das wünsche ich nicht me<strong>in</strong>er-, sondern De<strong>in</strong>etwegen. Ich war eher<br />

hier als Du; Du bist später gekommen. Wenn jemand das Recht hat, [174c] den andern nach<br />

se<strong>in</strong>em Namen zu fragen, so b<strong>in</strong> ich es, der es besitzt. Uebrigens hast Du die persische Grenze<br />

h<strong>in</strong>ter Dir; wir bef<strong>in</strong>den uns auf türkischem Boden. Von wem hast Du die Bevollmächtigung des<br />

Großherrn, mich, der ich se<strong>in</strong>en Firman, se<strong>in</strong> Teskereh und se<strong>in</strong> Bujeruldu besitze, nach<br />

me<strong>in</strong>em Namen zu fragen?“<br />

„Ich b<strong>in</strong> Mirza Muzaffar, der Merd adalet 15 von Yaltemir!“<br />

Die wichtige Miene, welche er bei diesen Worten zeigte, ließ vermuten, daß er mir jetzt sehr<br />

zu <strong>im</strong>ponieren glaubte; ich aber machte e<strong>in</strong>e gleichgültig abweisende Bewegung mit der Hand<br />

und antwortete:<br />

„Und wenn Du der Vezir adalet 16 des persischen Reiches <strong>in</strong> höchsteigener Person wärst,<br />

würdest Du ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck auf mich machen. Selbst De<strong>in</strong> Schah hat hier auf türkischem<br />

Boden weniger zu befehlen als ich, der ich <strong>im</strong> Schatten des Großherrn stehe. Aber weil Du mir<br />

jetzt De<strong>in</strong>en Namen genannt hast, sollst Du die unsrigen erfahren. Der Mann hier an me<strong>in</strong>er<br />

Seite, der zuerst mit Dir gesprochen hat, ist Hadschi Halef Omar, der tapfere und unbesiegte<br />

Oberscheik aller Haddedihnaraber. Allah gab ihm e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gestalt, damit se<strong>in</strong> Geist und se<strong>in</strong><br />

Mut desto erhabener hervortreten könnten. Ich heiße Kara Ben Nemsi Effendi und – –“<br />

„Kara Ben Nemsi Effendi?“ unterbrach er mich schnell. „Du bist jetzt <strong>in</strong> Serdascht<br />

gewesen?“<br />

„Ja.“<br />

„Man sagte es mir dort. Ich habe schon früher De<strong>in</strong>en Namen gehört. Hast Du nicht den<br />

Kampf geleitet, als die Haddedihn vernichtet werden sollten, aber <strong>im</strong> ‚Thale der Stufen’ alle<br />

ihre Fe<strong>in</strong>de gefangen nahmen?“<br />

„Ja.“<br />

„So verzeihe mir, Emir, wenn ich Dich beleidigt habe! Du wirst das gern thun, wenn Du<br />

erfährst, warum der Zorn me<strong>in</strong> Herz erfüllt. Und Allah hat es gegeben, daß ich Dir begegne,<br />

denn Du bist der richtige Mann, dessen Rat mir Hilfe br<strong>in</strong>gen wird. Ich muß Dir nämlich sagen,<br />

daß der Kys-Kaptschiji, der Mädchenräuber, bei uns gewesen ist und mir me<strong>in</strong>e Tochter, das<br />

Licht und die Freude me<strong>in</strong>er Augen, geraubt hat. E<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>er Diener hat dabei e<strong>in</strong>ige Worte<br />

vernommen, welche darauf schließen ließen, daß er von uns aus über Serdascht hierher nach<br />

dem Flusse gehen werde, und darum haben wir, um ihn zu verfolgen, diese Richtung<br />

e<strong>in</strong>geschlagen. In Serdascht hörten wir, daß er dort auch drei Mädchen geraubt und daß man<br />

den Irrtum begangen habe, Dich zu belästigen. Erlaubst Du, daß wir uns bei Dir niedersetzen,<br />

um diesen traurigen Fall mit Dir zu besprechen?“<br />

„Ich bitte Euch darum.“<br />

„So sage mir vorher, wer der andere Mann ist, der da an se<strong>in</strong>em Pferde lehnt, und dessen<br />

Namen Du mir noch nicht genannt hast.“<br />

15<br />

Polizeibeamter.<br />

16<br />

Justizm<strong>in</strong>ister.

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