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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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Halef fort, ohne e<strong>in</strong> Gewehr mitzunehmen. Ich hätte mir zwar e<strong>in</strong>es geben lassen können, hielt<br />

es aber für besser, gar ke<strong>in</strong>s zu haben als e<strong>in</strong> schlechtes. Wir ritten <strong>im</strong> Galopp nach Kubbet el<br />

Islam, wo wir zunächst Omar Ben Sadek benachrichtigten und dann nach den Spuren der<br />

falschen Muntefikaraber suchen wollten. Omar saß bei der Leiche se<strong>in</strong>es Schwagers und hatte<br />

neben derselben se<strong>in</strong> Messer <strong>in</strong> die Erde gesteckt. Dies war nach dem Gebrauche der<br />

Haddedihn das Zeichen se<strong>in</strong>es festen Entschlusses, den Tod Mesuds an dem Mörder blutig zu<br />

rächen. Dieser Entschluß sprach sich auch <strong>in</strong> der f<strong>in</strong>stern Erstarrung aus, <strong>in</strong> welcher se<strong>in</strong>e Züge<br />

lagen, und <strong>in</strong> dem Blicke, mit welchem er uns empf<strong>in</strong>g. Er hörte mich ruhig an, als ich ihm<br />

erzählte, was wir <strong>in</strong> Basra erfahren und erreicht hatten, und sagte dann:<br />

„Hätte der Bruder me<strong>in</strong>es Weibes auf Dich gehört, Emir, so wäre er noch am Leben; ich<br />

habe ihn aber dennoch zu rächen und werde nicht eher nach den Zelten der Haddedihn<br />

zurückkehren, als bis ich den Thäter niedergestreckt habe. Ed dem b’ ed dem, Blut um Blut,<br />

und ich muß es erfüllen, wenn ich mich nicht von dem ganzen Stamme verachten lassen will.“<br />

„Ja, diese Blutthat muß gerächt werden,“ st<strong>im</strong>mte Halef sehr ernst zu. „Wenn wir nicht alles<br />

aufböten, den Mörder zu f<strong>in</strong>den und zu bestrafen, so dürften wir unsern Kriegern nicht vor die<br />

Augen treten, und Hanneh, das schönste und beste Weib unter den allerbesten Frauen, würde<br />

irre an mir werden.“<br />

Wir verabschiedeten uns bis auf morgen von Omar und ritten nach der Nordseite der<br />

Ru<strong>in</strong>en, wo wir auf die Fährte der Mörder trafen. Diese war so deutlich, daß gar ke<strong>in</strong>e Kunst<br />

dazu gehörte, ihr zu folgen. Sie zeigte nach Westsüdwest, und wenn sie diese Richtung<br />

beibehielt, so mußte sie uns nach der Pilgerstraße von Basra nach Mekka führen. Dies war mir<br />

lieb und doch wieder nicht angenehm. Lieb, weil diese Straße verhältnismäßig eng bewohnt ist<br />

und wir also den Vorteil hatten, Erkundigungen e<strong>in</strong>ziehen zu können, unlieb aber deshalb, weil<br />

die Bewohner dieser Mekkastraße äußerst unduldsame Muhammedaner s<strong>in</strong>d, bei denen ich <strong>in</strong><br />

große Gefahr geriet, falls sie entdeckten, daß ich e<strong>in</strong> Christ sei.<br />

Da wir der Spur nur bis zum Abende folgen konnten, trieben wir unsere Pferde zur<br />

möglichsten Eile an und hatten, als es dunkel wurde, e<strong>in</strong>e tüchtige Strecke h<strong>in</strong>ter uns gelegt.<br />

Da lagerten wir uns und ritten, so bald der Tag graute, weiter. Zwei Stunden später erreichten<br />

wir Mangaschania, e<strong>in</strong>en Ort, an welchem schon vor Muhammed der Araberhäuptl<strong>in</strong>g Keïs<br />

e<strong>in</strong>en Wachtturm erbauen ließ. Ich fand e<strong>in</strong> elendes Nest, welches von den Beni Maz<strong>in</strong> vom<br />

großen Stamme der Tam<strong>im</strong> bewohnt wurde, doch söhnte mich damit der Umstand aus, daß wir<br />

verabredet hatten, hier Nachricht zu h<strong>in</strong>terlassen. Hätte uns die Spur wo anders- [173] h<strong>in</strong><br />

[andersh<strong>in</strong>] geführt, so wäre dies mit Zeitverlust verbunden gewesen.<br />

Vor dem Orte lungerten e<strong>in</strong>ige Kerls herum, welche uns mit e<strong>in</strong>er Freundlichkeit begrüßten,<br />

deren Aufrichtigkeit nicht ganz zweifellos zu se<strong>in</strong> schien. Es kam mir vor, als ob sie nach uns<br />

ausgeschaut hätten, und die allzu forschenden Blicke, mit denen sie uns betrachteten, wollten<br />

mir wenig gefallen. Ich fragte sie, ob der Scheik el Beled 15 zu sprechen sei, und ließ mich, als<br />

sie dies bejahten, zu ihm führen. Er wohnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ziemlich umfangreichen Erdhütte, aus<br />

deren offener Thüre er trat, als er uns kommen hörte. Auch hier kam es mir so vor, als ob er<br />

uns erwartet habe. Ich fragte ihn, ob er den Reitertrupp gesehen habe, welcher vor uns hier<br />

durchgekommen sei.<br />

„Natürlich habe ich ihn gesehen,“ antwortete er. „Sie haben hier am Brunnen gehalten und<br />

ihre Schläuche gefüllt.“<br />

„Woh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d sie dann?“<br />

„Dah<strong>in</strong>,“ sagte er, <strong>in</strong>dem er nach Westen deutete.<br />

„Also nicht auf der Pilgerstraße weiter?“<br />

„Ne<strong>in</strong>, denn da würden sie nicht nach ihrem Duar kommen, und sie wollten doch he<strong>im</strong>.“<br />

„He<strong>im</strong>? So weißt Du also wohl, wo sie wohnen?“<br />

„Ja.“<br />

„Und wer sie s<strong>in</strong>d?“<br />

„Freilich weiß ich es.“<br />

„Nun, wer?“<br />

„Es war Humam Ben Dschihal, der Scheik der Hadescharaber mit e<strong>in</strong>igen Kriegern. Sie s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Kubbet el Islam gewesen, um Ibn Risaa zu verehren. Der Scheik hatte e<strong>in</strong> Gelübde gethan.“<br />

„Und wo wohnen sie?“<br />

„Im Wadi Bascham, jenseits der Wasit-Straße, drei Tagereisen von hier.“<br />

„Du bist sicher, daß Du Dich nicht irrst?“<br />

„Wie sollte ich mich irren! Humam Ben Dschihal ist me<strong>in</strong> Freund und Bruder, den ich oft<br />

15 Dorfältester.

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