im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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Er kniete zu dem Khabir nieder und überzeugte sich, daß ich recht hatte, was aber<br />
se<strong>in</strong>en Zorn ke<strong>in</strong>eswegs m<strong>in</strong>derte. Wieder aufstehend, sagte er:<br />
„Er ist zwar nicht tot, aber Du hast ihn geschlagen und se<strong>in</strong> Gewehr zerbrochen; das<br />
fordert nach dem Gesetze der Wüste De<strong>in</strong> Blut. Wir werden über Dich zu Gericht sitzen<br />
müssen!“<br />
„Haltet lieber Gericht über ihn! Ich behaupte, daß er e<strong>in</strong> Targi ist, der Euch verderben<br />
will; wenn Ihr es nicht glaubt, so wird Euch vielleicht schon der morgende Tag be- [166]<br />
weisen, [beweisen] daß ich mich nicht geirrt habe. Und um me<strong>in</strong> Schicksal habe ich ke<strong>in</strong>e<br />
Sorge; Eure Entscheidung fürchte ich nicht. Wer will mich h<strong>in</strong>dern, mich auf me<strong>in</strong><br />
Hedschihn zu setzen und fortzureiten, wenn es mir beliebt? Ihr seid zusammen nur zwölf<br />
Männer. Diese beiden kle<strong>in</strong>en abendländischen Tabangat 18 , Revolver genannt, haben<br />
zwe<strong>im</strong>al sechs Schüsse; das alle<strong>in</strong> genügt, Euch von mir fern zu halten, ohne daß ich zu<br />
den Gewehren greife. Und wie ich vermute und sehe, bist Du der e<strong>in</strong>zige, der sich mir<br />
wirklich fe<strong>in</strong>dlich ges<strong>in</strong>nt zeigt. Abram Ben Sakir kann nicht die Absicht haben, se<strong>in</strong> Leben<br />
und die Ladungen se<strong>in</strong>er Kamele <strong>in</strong> die Hände der Tuareg fallen zu lassen, und se<strong>in</strong>e<br />
Leute werden damit e<strong>in</strong>verstanden se<strong>in</strong>!“<br />
„Sprich, was Du willst! Du wirst die Folgen doch nicht anders machen. Faßt an, Ihr<br />
Leute! Wir wollen den Khabir zum Brunnen tragen und se<strong>in</strong> Gesicht mit Wasser<br />
befeuchten, daß se<strong>in</strong>e Seele zurück <strong>in</strong> das Leben kehrt.“<br />
Sie schafften ihn h<strong>in</strong>. Mich g<strong>in</strong>g er für den Augenblick nichts mehr an; ich setzte mich<br />
wieder bei me<strong>in</strong>em Hedschihn nieder und nahm, um auf alles gleich vorbereitet zu se<strong>in</strong>,<br />
e<strong>in</strong>en der Revolver zur Hand. Kamil hatte sich neugierig mit h<strong>in</strong>gemacht und schaute zu,<br />
was ihre Bemühungen für e<strong>in</strong>en Erfolg haben würden. Sie bildeten e<strong>in</strong>en Haufen von<br />
Menschen, <strong>in</strong> dem man jetzt, da es dunkel geworden war, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelbewegung nicht<br />
mehr erkennen konnte. Dann bemerkte ich, daß der Khabir zu sich gekommen war und<br />
sie beratend um ihn saßen. Zwei standen abseits und sprachen leise mite<strong>in</strong>ander; es war<br />
me<strong>in</strong> Kamil, welcher mit dem Handelsherrn redete und ihm, wie ich dann erfuhr, gesagt<br />
hatte, daß ich klüger als alle die andern sei und er ja nicht auf sie, sondern auf mich<br />
hören solle, denn wenn ich e<strong>in</strong>mal den Khabir für e<strong>in</strong>e Targi gehalten hätte, so dürfe gar<br />
nicht daran gezweifelt werden, daß er auch wirklich e<strong>in</strong>er sei. Se<strong>in</strong>e eifrigen Worte<br />
fanden Gehör, denn Abram Ben Sakir kam zu mir und sagte:<br />
„Sihdi, De<strong>in</strong> Diener sagt, daß ich mich nicht auf den Schech el Dschemali, sondern auf<br />
Dich verlassen solle. Ist es wirklich wahr, daß Du diesen Mann für e<strong>in</strong>en Spion der Räuber<br />
hältst?“<br />
„Ja. Ich habe dazu mehrere Gründe, welche Du, falls ich sie Dir auch mitteilte, doch<br />
nicht verstehen würdest. Ich will Dir nur sagen, daß ich nicht zum erstenmale <strong>in</strong> es<br />
Sahar 19 b<strong>in</strong> und auch außerhalb derselben mit Menschen se<strong>in</strong>es Schlages oft Erfahrungen<br />
gemacht habe. Ich habe nicht die m<strong>in</strong>deste Lust, mit nach den Bergen der Felsengrotten<br />
zu reiten und dort den Tuareg <strong>in</strong> die Hände zu fallen.“<br />
„Allah, wallah, tallah! Was soll ich thun? Ich habe versprochen, mich nach den<br />
Anordnungen des Schech el Dschemali zu richten; das wurde ausgemacht, als ich ihn<br />
mietete, und me<strong>in</strong>e Leute haben mehr Vertrauen zu ihm als zu dem, was Du sagst. Man<br />
wird mich überst<strong>im</strong>men, und ich werde me<strong>in</strong>e Zust<strong>im</strong>mung geben müssen, daß wir von<br />
dem Khabir geführt werden. Willst Du die Güte haben, Sihdi, mir e<strong>in</strong>e Bitte zu erfüllen?<br />
Verlaß mich nicht, wenn ich mit nach den Felsen muß!“<br />
„Du hast aber ja gar nicht nötig, um me<strong>in</strong>e Hilfe zu bitten; Du brauchst nur ganz<br />
e<strong>in</strong>fach zu erklären, daß Du nicht dorth<strong>in</strong>, sondern unbed<strong>in</strong>gt nach Seghedem willst!“<br />
„Man wird mich überst<strong>im</strong>men. Diese Leute s<strong>in</strong>d ja nicht eigentlich Diener, sondern ich<br />
habe sie nur für diese Reise gemietet, und Du wirst vielleicht wissen, daß nach dem<br />
Brauche der Wüste die St<strong>im</strong>me des Gehorchenden <strong>in</strong> Zeiten der Gefahr von ganz<br />
derselben Wichtigkeit ist, wie die St<strong>im</strong>me des sonst Befehlenden. Also verlaß mich nicht.“<br />
„Ich will mir die Sache überlegen.“<br />
„Ja, überlege sie Dir, und laß mich dann hören oder sehen, was Du beschlossen hast!<br />
Ich möchte dem Khabir trotz De<strong>in</strong>es Verdachtes auch jetzt noch trauen, denn ich halte es<br />
für unmöglich, daß e<strong>in</strong> gläubiger Moslem e<strong>in</strong>en so gräßlichen Me<strong>in</strong>eid schwören kann.“<br />
18 Pistolen.<br />
19 Die Sahara.