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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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ist noch ke<strong>in</strong>em Menschen gelungen, me<strong>in</strong>en Geist zu verwirren, und uns nun gar<br />

e<strong>in</strong>schüchtern, das rechne ich zu den Unmöglichkeiten; wenigstens würde der alte Sahhar der<br />

Allerletzte se<strong>in</strong>, der das fertig brächte. Ihr mögt von ihm halten und denken, was Ihr wollt; ich<br />

aber kenne se<strong>in</strong> Fach besser, als Ihr es kennt, und weiß, daß er <strong>in</strong> allem, was er Euch<br />

vormacht, nichts anderes als e<strong>in</strong> Cha'<strong>in</strong> 33 ist.«<br />

Als der Scheik diese Worte hörte, hellte sich se<strong>in</strong> tiefernstes Gesicht e<strong>in</strong> wenig auf, und er<br />

sagte:<br />

»Ich vernehme, daß Allah Dir e<strong>in</strong> sehr gesundes Gehirn verliehen hat; leider besitzen me<strong>in</strong>e<br />

Scherarat nicht dieselbe Gabe, und wenn ich Euch dafür hassen muß, daß Ihr unsere Krieger<br />

an die Lazafah verraten habt, so möchte ich Euch doch dafür danken, daß es unter ihnen e<strong>in</strong>en<br />

gibt, den ich nicht nennen will, dessen Rückkehr ich nicht wünsche.«<br />

»Du brauchst ihn nicht zu nennen; es ist Abu el Ghadab, der Sohn des Zauberers.«<br />

»Maschallah! Woher weißt Du das?«<br />

»Ich kenne De<strong>in</strong> Verhältnis zu Gadub es Sahhar besser, als Du denkst.«<br />

»Wenn Du es wirklich kennst, so sprich zu ihm ja nicht davon. Ich habe gehört, daß Du<br />

»den Herrn mit dem dicken Kopfe« geschossen hast, Du ganz alle<strong>in</strong> und mitten <strong>in</strong> der Nacht.<br />

Wir haben das nicht für möglich gehalten, denn wenn wir den »Würger der Herden« erlegen<br />

wollen, so ziehen wir, viele, viele Krieger stark, am hellen Tage aus. Wenn wir das des Nachts<br />

thäten, würde er uns alle fressen.«<br />

»Das ist der Unterschied zwischen Euch und uns. E<strong>in</strong> wirklich tapferer Mann muß den Mut<br />

besitzen, dem Löwen ganz alle<strong>in</strong> und auch des Nachts Auge <strong>in</strong> Auge entgegenzutreten.«<br />

»Das hast Du wirklich gethan?«<br />

»Ja, wiederholt!«<br />

»Besitzest Du diesen Mut auch heute noch?« - »Ja.«<br />

»Das beruhigt die Vorwürfe me<strong>in</strong>es Gewissens. Ich will Euch verraten, daß Ihr <strong>in</strong> nächster<br />

Nacht mit zwei Löwen kämpfen sollt, welche Junge haben. Ihr solltet das nicht wissen. Es ist<br />

das fürchterlich, drei Personen gegen zwei riesige Löwen, welche zehnfach und hundertfach<br />

schrecklich s<strong>in</strong>d, weil sie K<strong>in</strong>der zu beschützen haben.«<br />

»Mach Dir ke<strong>in</strong>e Sorge um uns! Wir fürchten uns nicht. Übrigens hast Du uns gar nichts<br />

verraten, denn wir haben es geahnt, was für e<strong>in</strong>en Plan der alte Zauberer hat. Es ist das sehr<br />

pfiffig von ihm. Unterliegen wir, so hat er sich an uns gerächt; siegen wir, was eraber freilich<br />

für vollständig ausgeschlossen hält, so haben wir dieses schöne Wadi und Euch alle von den<br />

Fe<strong>in</strong>den befreit, deren Erlegung Ihr mit dem Leben vieler Eurer Krieger bezahlen müßtet. Wie<br />

lange wohnt der Löwe mit se<strong>in</strong>er Frau schon hier <strong>im</strong> Thale?«<br />

»Seit drei Wochen. Er holt sich fast <strong>in</strong> jeder Nacht e<strong>in</strong> Pferd oder Kamel; Allah verdamme<br />

ihn!«<br />

»Wo hat er se<strong>in</strong>e Wohnung aufgeschlagen?«<br />

»Droben <strong>im</strong> großen Hohsch el Harab 34 . Er kommt täglich des Abends mit se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> das<br />

Wadi herab, um am h<strong>in</strong>tern Brunnen zu tr<strong>in</strong>ken. Aber jetzt darf ich Euch weiter nichts<br />

verraten. Kommt, ich soll euch zur Dschemma br<strong>in</strong>gen!«<br />

Er führte uns zu der Versammlung der Ältesten, deren Urteil wir stehend anhören sollten;<br />

ich machte aber kurzen Prozeß und setzte mich; Halef und Kara folgten me<strong>in</strong>em Beispiele. Da<br />

fuhr uns der Zauberer zornig an:<br />

»Wie könnt Ihr es wagen, Euch <strong>im</strong> Rate der weisen und erfahrenen Männer niederzusetzen.<br />

Ihr seid - -«<br />

»Schweig!« unterbrach ich ihn, um ihm gleich <strong>im</strong> Anbeg<strong>in</strong>n zu zeigen, wie wenig ich mir aus<br />

ihm machte. »Ich würde diesen ehrwürdigen Männern gern die Achtung zollen, welche ich für<br />

sie hege; aber weil Du mit hier bist, so setzen [179] wir uns. Weißt Du, was ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Lande und bei me<strong>in</strong>em Volke b<strong>in</strong>? Und wer oder was bist denn Du? Du bist gegen mich wie<br />

e<strong>in</strong>e dreiste Fliege, welche glaubt, mit ihrem Summen und Brummen den Löwen erschrecken<br />

zu können.«<br />

Da fuhr se<strong>in</strong>e Hand nach dem Messer, und er donnerte mich an:<br />

»Hund, Giaur! Kennst Du die Macht, welche ich gegen und über alle Geister und Mächte der<br />

Erde und der Unterwelt besitze? Ich brauch' nur die Hand zu erheben, so fällst Du tot zur<br />

Erde!«<br />

33<br />

Cha'<strong>in</strong>, das ch so ausgesprochen wie <strong>im</strong> deutschen Worte Rache = Schw<strong>in</strong>dler, Betrüger.<br />

34<br />

Hof der Ru<strong>in</strong>e.

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