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im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...

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„Ehre sei Gott <strong>in</strong> der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, welche guten Willens s<strong>in</strong>d!“<br />

Die Worte des Lobgesanges der Engel! Am heutigen Tage! Von diesem unter den<br />

Mohammedanern berühmten E<strong>in</strong>siedler! Er mußte e<strong>in</strong> Christ e<strong>in</strong>, unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Christ! Ich gab<br />

dem Scheik die Worte zu lesen; er ahnte nicht, daß sie aus der Bibel stammten, verstand aber<br />

ihren S<strong>in</strong>n sogleich, denn er sagte:<br />

„Der heilige Mann befiehlt, daß wir Frieden machen. Me<strong>in</strong>st Du, daß Amad el Ghandur sich<br />

billig f<strong>in</strong>den lasen wird?“<br />

„Ja. Und wenn er zu streng se<strong>in</strong> sollte, so werde ich für Euch sprechen.“<br />

[148b] „So willst Du h<strong>in</strong> zu ihm?“<br />

„Ich und Du?“<br />

„Ich auch? Er wird mich gefangen nehmen!“<br />

„Ne<strong>in</strong>. Du stehst unter me<strong>in</strong>em Schutze. Ich verspreche Dir, daß Du zurückkehren kannst,<br />

sobald Du willst.“<br />

Er traute nicht so recht, wagte es aber auf längeres Zureden doch, mir zu folgen. „Friede auf<br />

Erden!“ Diesem Gebote wurde folge geleistet. Die Verhandlungen dauerten zwar bis gegen<br />

Abend, doch wurde man schließlich e<strong>in</strong>ig. Wikrama wurde ohne Lösegeld freigegeben, und die<br />

Haddedihn bekamen die geraubten Tiere wieder, wofür Amad el Ghandur se<strong>in</strong> Wort gab, auf<br />

Rache zu verzichten. Darauf gab es e<strong>in</strong>e Verbrüderung zwischen den bisherigen Fe<strong>in</strong>den,<br />

welche sich zwar erst e<strong>in</strong> wenig gezwungen ausnahm, nach und nach aber freier und herzlicher<br />

wurde. Die Haddedihn kamen zum Lager. Es wurden Hammel geschlachtet und Feuer<br />

angezündet, sie daran zu braten.<br />

Vorher aber geschah etwas, was niemand vermutet hatte. Als nämlich die Knaben kurz vor<br />

Nachts den Felsen erstiegen, hatte der E<strong>in</strong>siedler sie ausgefragt. Sie kamen herab. Er ließ<br />

durch sie die Anezeh um Lichter bitten, wie die Bedu<strong>in</strong>en sie aus Hammeltalg zu machen<br />

pflegen, und ich erhielt die Botschaft, morgen früh zu ihm auf den Felsen zu kommen. Es war,<br />

wie bereits erwähnt, außer den beiden Knaben noch nie jemand bei ihm oben gewesen. Ich<br />

war auf diesen Besuch natürlich außerordentlich gespannt. Zu erwähnen wäre noch die Freude<br />

der beiden Parsen, als sie e<strong>in</strong>ander wieder hatten, ohne daß e<strong>in</strong> Lösegeld zu bezahlen war.<br />

Selbstverständlich mußte Wikrama die Summe, die man ihm abgenommen hatte,<br />

wiederbekommen, wenigstens so weit sie noch vorhanden war.<br />

Als wir dann abends bei den Feuern saßen und das Friedensmahl verzehrten, ertönte oben<br />

das Glöckchen wieder. Wir blickten h<strong>in</strong>auf. Da erschien auf der Höhe Licht um Licht an dem<br />

Nadelbaume. Der E<strong>in</strong>siedler feierte den heiligen Abend mit e<strong>in</strong>em Weihnachtsbaume. Welch e<strong>in</strong><br />

Wunder hier <strong>im</strong> Oriente, mitten unter Bedu<strong>in</strong>en! Und welch e<strong>in</strong> Anblick für mich, den<br />

Deutschen, der sich ke<strong>in</strong>e Weihnacht ohne Lichterbaum zu denken vermag! Die Araber<br />

genossen den ihnen fremden Anblick mit stummem Schweigen; Alam aber sagte mir:<br />

„Sihdi, das ist der Baum, von welchem Du gestern erzählt hast. Wie schön er ist! Er spricht<br />

zu mir von dem Nur es Sema, welches <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Herzen aufgegangen ist!“<br />

Und wen ich am andern Morgen da oben auf dem Felsen fand, und was ich von ihm erfuhr?<br />

Vielleicht erzähle ich es dem lieben Leser e<strong>in</strong> anderes Mal! – – –

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