im Reprint enthaltenen Geschichten in einer PDF - Karl-May ...
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»Thue es doch!« lachte ich. »Mir machst Du nicht bange, denn ich kenne Dich. Du bist e<strong>in</strong><br />
Feschschahr, 35 der gar nichts kann, e<strong>in</strong> Gaschschahsch, 36 mit dem ich gar nicht sprechen<br />
würde, wenn Dich nicht diese achtungsgebietenden Greise beauftragt hätten, mir ihren<br />
Entschluß mitzuteilen.«<br />
Da sprang er wütend auf und schrie:<br />
»Ihr Krieger der Scherarat, schießt ihn nieder, den st<strong>in</strong>kenden Schakal, sofort, sofort!«<br />
Ich sprang, obgleich niemand se<strong>in</strong> Gewehr gegen mich erhob, augenblicklich nach e<strong>in</strong>em<br />
nahen Felsenstücke, nahm Deckung h<strong>in</strong>ter demselben, legte den Stutzen an und rief:<br />
»Wer wagt es, die Hand gegen uns zu erheben? Ihr seht, daß mich hier ke<strong>in</strong>e Kugel treffen<br />
kann; hier aber ist me<strong>in</strong> Zaubergewehr, welches sofort jeden tötet, der se<strong>in</strong>e Hand gegen<br />
e<strong>in</strong>en von uns erhebt!«<br />
Es war <strong>in</strong>teressant zu sehen, mit welcher Angst und Eile die Bedu<strong>in</strong>en zu beiden Seiten<br />
me<strong>in</strong>er Schußl<strong>in</strong>ie zurückwichen. Der Zauberer schien auf e<strong>in</strong>mal se<strong>in</strong>e Sprache verloren zu<br />
haben; die Alten sprachen leise mite<strong>in</strong>ander; dann rief mir der Scheik zu:<br />
»Sei ruhig, Emir! Noch steht Ihr unter me<strong>in</strong>em Schutze, und es wird Euch bis morgen früh<br />
ke<strong>in</strong> Leid geschehen.«<br />
»Uns<strong>in</strong>n! Nicht wir haben uns vor Euch, sondern Ihr habt Euch vor uns zu fürchten! Ich<br />
bleibe hier stehen, das Zaubergewehr <strong>in</strong> der Hand. Wer uns nur mit e<strong>in</strong>em Worte beleidigt,<br />
dem jage ich e<strong>in</strong>e Kugel durch den Kopf. Nun sagt mir kurz, was die Dschemma beschlossen<br />
hat; Prahlereien aber mag ich nicht hören!«<br />
Daß me<strong>in</strong> Verhalten den von mir beabsichtigten E<strong>in</strong>druck machte, erkannte ich an dem<br />
Ausdrucke der Blicke, welche von rundum auf mir hafteten. In der Dschemma wurde wieder<br />
leise beraten; dann wendete sich der Zauberer an mich, und zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz andern Tone<br />
als vorher:<br />
»Es ist folgendes beschlossen worden, was ich Dir erst erklären wollte, nun aber nur kurz<br />
sagen werde: Droben <strong>im</strong> Hofe der Ru<strong>in</strong>e wohnen Geister, welche sich nicht aus dem Wadi<br />
entfernen wollen; Ihr sollt <strong>in</strong> nächster Nacht mit ihnen kämpfen. Wenn Ihr uns Euer Wort gebt,<br />
nicht zu fliehen, sollt Ihr bis zur Dämmerung bei uns se<strong>in</strong>, nicht als ob Ihr Gefangene wäret;<br />
dann geht Ihr h<strong>in</strong>auf <strong>in</strong> den Hof. Ihr habt Euch e<strong>in</strong> Feuer anzubrennen und bis morgen früh zu<br />
unterhalten. Kommt Ihr dann herab, ohne daß die Geister Euch erwürgt haben, so seid Ihr<br />
frei.«<br />
»Ist das alles?« fragte ich. - »Ja.«<br />
»Wir gehen auf Eure Forderungen e<strong>in</strong>. Wir werden, wenn der Tag sich neigt, h<strong>in</strong>aufsteigen,<br />
um <strong>im</strong> Hofe der Ru<strong>in</strong>e bis morgen früh e<strong>in</strong> Feuer zu brennen und mit den Geistern zu kämpfen.<br />
Aber daß wir frei s<strong>in</strong>d und ungeh<strong>in</strong>dert fortreiten können, wenn wir früh wohlbehalten<br />
herunterkommen, darauf mag die Dschemma mir ihren Schwur geben!«<br />
Als dieser Eid, den ich vorsprach, mit volltönenden St<strong>im</strong>men geleistet worden war, fühlte ich<br />
mich sicher, legte das Gewehr wieder ab und g<strong>in</strong>g zu me<strong>in</strong>en Gefährten h<strong>in</strong>. Dabei mußte ich<br />
an dem Zauberer vorüber; er konnte sich doch nicht enthalten, mich mit sichtbarer<br />
Schadenfreude <strong>im</strong> Gesichte anzuzischen:<br />
»Ihr seid verloren, denn schon höre ich <strong>im</strong> Geiste den Scheba et Thar brüllen, der Euch<br />
verschl<strong>in</strong>gen wird!«<br />
»N<strong>im</strong>m Dich <strong>in</strong> acht, daß er Dich nicht selbst verschl<strong>in</strong>gt!« antwortete ich.<br />
»Er verschl<strong>in</strong>gt bloß Christen, deren Gott ohnmächtig ist, sie zu schützen; ich aber brauchte<br />
nur die Hand zu erheben, so würde er vor mir fliehen.«<br />
[180] »Lästere nicht! Dich für mächtiger als den Gott der Christen zu halten, ist e<strong>in</strong>e<br />
Sünde, welche Dir nicht vergeben werden kann.«<br />
»Er mag mich dafür strafen!« lachte er höhnisch.<br />
»Jeder Sahhar kann mehr als er!«<br />
Da legte ich ihm erschrocken die Hand auf den Arm und sagte:<br />
»Möge Gott, der allmächtig und gerecht ist, diese Verhöhnung nicht wie e<strong>in</strong>en<br />
zermalmenden Felsen auf Dich zurückschmettern! Mir graut vor Dir. Du sagtest, daß Du Macht<br />
habest über alle Geister der Erde und der Unterwelt; warum wollen die Geister droben <strong>in</strong> der<br />
Ru<strong>in</strong>e nicht vor Dir weichen? Warum sollen wir sie vertreiben? Weil Du lügst, weil Du nichts,<br />
gar nichts kannst und Dich fürchtest, selbst nach der Ru<strong>in</strong>e zu gehen, um die Geister zu<br />
vertreiben. Ich als Christ habe ke<strong>in</strong>en Dj<strong>in</strong>n und ke<strong>in</strong>en Geist zu fürchten. Wir werden morgen<br />
35 Großmaul.<br />
36 Hokuspokusmacher.