17. Datenschutz- und Informationsfreiheitsbericht
17. Datenschutz- und Informationsfreiheitsbericht
17. Datenschutz- und Informationsfreiheitsbericht
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Zur Situation von <strong>Datenschutz</strong> <strong>und</strong> Informationsfreiheit<br />
Aussagen über Kaufkraft <strong>und</strong> Zahlungsmoral versprach. Es handelte sich<br />
dabei zwar überwiegend um statistisch aufbereitetes <strong>und</strong> angereichertes<br />
Datenmaterial, mit dem Wahrscheinlichkeitsaussagen getroffen werden<br />
sollten. Allerdings konnte der Eindruck entstehen, es ginge um<br />
Tatsachenangaben. Für etliche Adressgebiete bestanden dann allerdings<br />
auch die ausgeworfenen Informationen in so eindeutig personenbeziehbaren<br />
Daten, dass wegen des darin liegenden <strong>Datenschutz</strong>verstoßes ein Bußgeld zu<br />
verhängen war. Automatische Bewertungen von Personen durch ihre<br />
Zuordnung zu einer Vergleichsgruppe finden auch mit anderen<br />
mathematisch-statistischen Verfahren statt. Diese so genannten Scoring-<br />
Verfahren werden etwa bei der Schutzgemeinschaft für allgemeine<br />
Kreditsicherung (SCHUFA), bei Geldinstituten, im Versandhandel <strong>und</strong> im<br />
Versicherungsbereich eingesetzt.<br />
Die rasche technische Entwicklung ermöglicht es dem Misstrauen, sich in<br />
ständig verfeinerten Überwachungs- <strong>und</strong> Kontrollmöglichkeiten Bahn zu<br />
brechen. Was für die Warenverwaltung von Vorteil sein mag, ist für das<br />
Persönlichkeitsrecht häufig nachteilig – beispielsweise Funkchips (RFID)<br />
mit ihren Potenzialen, die leicht missbrauchbar sind. Chips unter der Haut,<br />
Ortung via Internet – fast täglich kommen neue Ideen hinzu, die technisch<br />
Bewegungs- <strong>und</strong> Verhaltensprofile ermöglichen. Wenn die Pässe <strong>und</strong><br />
Personalausweise künftig mit Funkchips ausgestattet sind, auf denen unter<br />
anderem die Fingerabdrücke abgespeichert sind, könnte es nicht nur bei<br />
Grenzkontrollen einige Überraschungen geben. Die Massentauglichkeit<br />
biometrischer Verfahren ist nach wie vor ungewiss <strong>und</strong> die Fehlerrate nicht<br />
unbeträchtlich. Hinzu kommt bei einer unverschlüsselten Speicherung der<br />
Merkmale auf den Funkchips noch ein weiteres Sicherheitsrisiko: Das<br />
unbefugte <strong>und</strong> unbemerkbare Auslesen der Chips <strong>und</strong> womöglich der<br />
Hightech-Identitätsdiebstahl.<br />
Auch im öffentlichen Bereich mehren sich die Zeichen wachsenden<br />
Misstrauens des Staates gegenüber seinen Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern.<br />
Beispielsweise ist seit Jahren in immer kürzeren zeitlichen Abständen die<br />
verdachtslose, routinemäßige Speicherung aller Verkehrsdaten im Bereich<br />
der Telekommunikation <strong>und</strong> der Internetnutzung auf Vorrat für<br />
unterschiedliche Zeiträume in der Diskussion. Dieses gewaltige<br />
Datenreservoir soll bei möglichen Anlässen in der Zukunft von<br />
Strafverfolgungsbehörden <strong>und</strong> möglicherweise auch von Geheimdiensten<br />
genutzt werden können. Zum Glück fand die Vorratsdatenspeicherung bei<br />
der Novelle des Telekommunikationsgesetzes im Sommer 2004 nicht<br />
LDI NRW <strong>17.</strong> <strong>Datenschutz</strong>bericht 2005 3