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17. Datenschutz- und Informationsfreiheitsbericht

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Handel <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

Verarbeitung <strong>und</strong> Nutzung nach datenschutzrechtlichen Vorschriften zu<br />

beurteilen ist.<br />

Die Qualität derartiger Bewertungs- <strong>und</strong> Prognoseverfahren hängt wesentlich<br />

von der Qualität der in das Scoring-Verfahren einfließenden Daten ab.<br />

Je seriöser ein Scoring-Verfahren ist, desto mehr wird auf Merkmale abgestellt,<br />

die eine unmittelbare Aussagekraft über das Zahlungsverhalten oder<br />

die persönlichen Einkommens- <strong>und</strong> Vermögensverhältnisse haben. Ausschlaggebend<br />

für die Bewertung sind dann vor allem das individuelle Verhalten<br />

in der Vergangenheit <strong>und</strong> die aktuelle persönliche Leistungsfähigkeit.<br />

Unseriöse Scoring-Verfahren dagegen verwenden leicht zugängliche, aber<br />

für sich genommen wenig bonitätsrelevante Kriterien wie beispielsweise das<br />

Geschlecht, das Alter, das Wohnumfeld, die Zahl der Umzüge in den letzten<br />

Jahren – ermittelbar über die Zahl der Voranschriften – oder die Anzahl der<br />

Kreditanträge ohne anschließenden Vertragsschluss. Viele dieser Kriterien<br />

sind individuell kaum steuerbar <strong>und</strong> allen liegt eine Verallgemeinerung<br />

eines statistischen Zusammenhangs zugr<strong>und</strong>e, der für die bewertete Person<br />

nicht bestehen muss <strong>und</strong> einer „statistischen Sippenhaft“ gleicht.<br />

So bietet auch die SCHUFA (Schutzgemeinschaft für allgemeine<br />

Kreditsicherung) ein Scoring-Verfahren an, mit dem eine Prognose über das<br />

zukünftige Zahlungsverhalten einer Person getroffen wird. Welche<br />

Auswirkungen dies haben kann, zeigt folgendes Beispiel: Ein Mann unter 30<br />

Jahren, der in den vergangenen Jahren häufig umgezogen ist <strong>und</strong> sich in den<br />

letzten Wochen online bei mehreren Kreditinstituten nach den jeweiligen<br />

Kreditkonditionen erk<strong>und</strong>igt hat, ohne dass es anschließend zu einem<br />

Vertragsschluss kam, würde wahrscheinlich einen sehr schlechten<br />

SCHUFA-Score erhalten – selbst wenn er sich bislang stets vertragstreu<br />

verhalten hat <strong>und</strong> eine sichere Beschäftigung mit hohem Einkommen hat.<br />

Der Mann würde aufgr<strong>und</strong> eines statistischen Zusammenhangs<br />

benachteiligt, wonach Männer unter 30 Jahren, die häufig umziehen <strong>und</strong><br />

viele Kreditanfragen stellen, sich in der Vergangenheit häufig als Personen<br />

mit hohem Ausfallrisiko herausstellten. Bei dieser Verallgemeinerung bliebe<br />

unberücksichtigt, dass nicht alle jungen Männer leichtsinnig mit Geld<br />

umgehen; dass Personen, die häufig umziehen, nicht zwangsläufig vor ihren<br />

Schulden flüchten oder auf dem sozialen Abstieg sind – vielleicht macht die<br />

Person Karriere <strong>und</strong> die dadurch bedingten Wohnsitzwechsel sind ein<br />

Zeichen zunehmenden Einkommens. Auch die zahlreichen Kreditanfragen<br />

ohne späteren Vertragsschluss deuten nicht zwingend darauf hin, dass die<br />

Banken keinen Kredit bewilligt hätten. Genauso gut kann sich die Person<br />

LDI NRW <strong>17.</strong> <strong>Datenschutz</strong>bericht 2005 61

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