17. Datenschutz- und Informationsfreiheitsbericht
17. Datenschutz- und Informationsfreiheitsbericht
17. Datenschutz- und Informationsfreiheitsbericht
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Handel <strong>und</strong> Wirtschaft<br />
werden. Wenn das Unternehmen den Score-Wert nicht selbst errechnet,<br />
sondern von einem Dienstleistungsunternehmen oder einer Auskunftei<br />
erhält, ist auch für das Unternehmen selbst häufig nicht erkennbar, welche<br />
Merkmale die konkrete Bewertung maßgeblich prägen. Es erfährt nur, dass<br />
die Person zur Risikoklasse „F“ mit einem „Ausfallrisiko 34,73 %“ gehört.<br />
Das verrät nichts über die eventuell zweifelhaften Kriterien oder eine<br />
veraltete Datenbasis, die der Berechnung zugr<strong>und</strong>e liegen können.<br />
Die mangelnde Transparenz schränkt die Möglichkeit der Betroffenen ein,<br />
gegebenenfalls Mängel der dem Scoring zugr<strong>und</strong>e liegenden Daten festzustellen.<br />
Zugleich können sich die Betroffenen auch nicht als Ausnahme von<br />
der statistischen Regel beweisen. Das ist besonders dann verhängnisvoll,<br />
wenn der negative Score-Wert automatisiert ohne Beteiligung eines Menschen<br />
zur Ablehnung des Vertrags führt. Beeinträchtigende Entscheidungen<br />
wie die Ablehnung eines Vertragsschlusses dürfen nach dem BDSG nicht<br />
ausschließlich auf Basis von Scoring-Verfahren getroffen werden.<br />
Scoring-Verfahren zur Bonitätsprüfung sollten neben dem gesetzlichen Verbot<br />
der automatisierten Einzelentscheidung die folgenden drei Eckpunkte<br />
beachten:<br />
1. Solide Datengr<strong>und</strong>lage: Beschränkung auf branchenrelevante <strong>und</strong><br />
zutreffende Informationen zu Zahlungsverhalten, Einkommens- <strong>und</strong><br />
Vermögensverhältnissen.<br />
2. Diskriminierungsverbot: Geschlecht, Herkunft, Wohnumfeld sowie<br />
sensitive Daten der Bewerteten dürfen nicht in den Score einfließen.<br />
Auch das Alter der Betroffenen ist nur bedingt bonitätsrelevant.<br />
3. Transparenz: Die Beurteilten müssen nachvollziehen können, welche<br />
Daten zu ihrer Person in die Berechnung einfließen <strong>und</strong> welche<br />
Merkmale ihren aktuellen Score-Wert maßgeblich prägen.<br />
Damit Scoring-Verfahren zur Bonitätsbewertung nicht zu Benachteiligungen<br />
führen, müssen die Verfahren in jedem Fall auf einer soliden<br />
Datengr<strong>und</strong>lage arbeiten <strong>und</strong> Transparenz gewährleisten.<br />
5.8 Kreditfabriken<br />
Jede zweite deutsche Bank plant, innerhalb der nächsten Zeit Teile<br />
ihres Geschäfts wie zum Beispiel den Zahlungsverkehr oder das<br />
Wertpapiergeschäft an externe Dienstleistungsbetriebe auszulagern.<br />
LDI NRW <strong>17.</strong> <strong>Datenschutz</strong>bericht 2005 63