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GESCHICHTLICHER HINTERGRUND UND DEUTUNG<br />

Der jüdische Geschäftsmann Pinkus Kalter hatte ein Geschäft für Herren- und Knabenkleidung<br />

in Rzeszow in Polen gegründet. 213 1895 erfolgte die Verlegung des Geschäfts<br />

nach München, in das Haus im Tal Nr. 19, weitere Filialen gab es in der Sendlingerstraße.<br />

1901 überschrieb Kalter das bekannte und populäre Herrenbekleidungsgeschäft<br />

„Goldene 19“ seinem Sohn Jakob. Geschickt verstand dieser, die Hausnummer „19“<br />

werbewirksam einzusetzen; so betrug der Höchstpreis für ein Kleidungsstück 19<br />

Reichsmark. Jakob Kalter und Ernestine Eda Nagel heirateten im Jahre 1905. Ihre Kinder<br />

waren: Max (*1906), Ludwig (*1909), Luise (*1910), Lene (*1913) und Sophie<br />

(*1915). 214 Jakob Kalter war im Ersten Weltkrieg eingesetzt, während seine Frau das<br />

Geschäft weiterführte. Gesundheitlich angeschlagen kehrte er aus dem Krieg zurück<br />

und starb 1925 im Alter von nur 45 Jahren. Das 40-jährige Firmenjubiläum wurde 1935<br />

noch mit einer großen Feier begangen. Die antijüdischen Maßnahmen führten jedoch<br />

bereits dazu, dass der älteste Sohn Max 1937 nach New York in die USA emigrierte.<br />

Ludwig Kalter konnte noch vor dem Pogrom 1938 ausreisen. Die Fensterscheiben des<br />

Geschäftes im Tal 19 wurden in der Pogromnacht eingeschlagen. Mutter Eda Kalter begab<br />

sich am 9. November 1938 auf die Flucht. Sie gelangte mit ihrer jüngsten Tochter<br />

Sophie nach Amsterdam, wo sie in einem Versteck lebte. In ihren verzweifelten Briefen<br />

an ihren Sohn richtete sie den dringenden Wunsch: „... ich möchte aber so schnell wie<br />

möglich nach Amerika.“ 215<br />

Vom November 1938 bis Juli 1942 lebte Eda Kalter illegal in Amsterdam, bis sie von einem<br />

holländischen Nachbarn denunziert wurde. Sie erhielt für den 15. Juli 1942 eine amtliche<br />

Vorladung in die Gestapoleitstelle 216 ; dort stellte man sie unter Arrest. Ihr Sohn Max<br />

Kalter hat später bei seinen Nachforschungen herausgefunden, dass seine Mutter nach<br />

Auschwitz deportiert und dort am 2. November 1942 ermordet wurde. 217<br />

Firmengeschichte und Lebensgeschichte von Max und Ludwig Kalter<br />

Das „Kalterhaus im Tal 19“ wechselte nach dem Pogrom 1938 zur Firma „Gustav Lenkeit<br />

& Co.“ Die Rückerstattung des Anwesens Tal 19 an die Überlebenden Max und Ludwig<br />

Kalter fand am 25. Januar 1949 statt. 218<br />

213 Zuber, Elfi (1997): Das Stammhaus steht im Tal: 14<br />

214 Zuber, Elfi (1997): Das Stammhaus steht im Tal: 14<br />

215 Zuber, Elfi (1997): Das Stammhaus steht im Tal: 14<br />

216 Zuber, Elfi (1997): Das Stammhaus steht im Tal: 14<br />

217 Zuber, Elfi (1997): Das Stammhaus steht im Tal: 14<br />

218 Zuber, Elfi (1997): Das Stammhaus steht im Tal: 14<br />

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