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Der Erste Weltkrieg führte zu Spannungen zwischen Thomas und Heinrich Mann (siehe<br />

Band 2, Mann, Heinrich) und zum Bruch zwischen den beiden Brüdern. Ursache waren<br />

die unvereinbaren politischen Auffassungen über den Krieg. Thomas Mann übernahm auf<br />

der Seite der Deutschnationalen die Kriegsverherrlichung und -begeisterung, die der liberale<br />

und demokratisch gesinnte Heinrich Mann ablehnte. In dieser Zeit brach der Kontakt<br />

zwischen den Brüdern ab. In den Nachkriegsjahren nahm Thomas Mann intensiv am Zeitgeschehen<br />

teil; davon zeugen die erhaltenen Tagebücher vom September 1918 bis Dezember<br />

1921. Er gab seine konservative Haltung zugunsten einer liberalen Humanität auf. Daraufhin<br />

kam es 1922 zu einer Versöhnung der Brüder Heinrich und Thomas Mann, die<br />

nach dem Wunsch von Heinrich, „sich nie wieder zu verlieren“, dauerhaft blieb. Zunehmend<br />

trat Thomas Mann in den zwanziger und dreißiger Jahren auch in der Öffentlichkeit<br />

des europäischen Auslands auf. Nach dem Erscheinen des Romans Der Zauberberg<br />

(1924) und der Verleihung des Literatur-Nobelpreises (1929) für Die Buddenbrooks war<br />

sein Weltruhm erreicht. Seinen 50. Geburtstag feierte die Landeshauptstadt München ihm<br />

zu Ehren im Münchner Rathaussaal (1925). Hier ehrte ihn Professor F. Mucker mit einer<br />

Festrede. Die Tischrede des Jubilars war voll Lob und Hoffnung auf die neue Republik.<br />

„Auf jeden Fall ist es eine wundervolle, tief dankenswerte Sache, einem großen Kulturvolk,<br />

wie dem deutschen, anzugehören, von seiner Sprache getragen zu sein, sein höchstes<br />

Erbgut wahren und fortentwickeln zu dürfen.“ 415 Als Vertreter des demokratischen Zeitgeistes<br />

reiste Thomas Mann als Kulturbotschafter nach Paris. Anlässlich der 700-Jahr-Feier<br />

der Hansestadt Lübeck hielt er einen Festvortrag.<br />

Als politischer Redner hielt der Schriftsteller am 17. Oktober 1930 eine Ansprache. Ein<br />

Appell an die Vernunft, in dem er ein Zusammenwirken von Bürgertum und Sozialismus<br />

forderte, das hieß: Abwehr des faschistischen Fanatismus – „damit nicht heute München<br />

und morgen Berlin italienisch gemacht werden könnten.“ 416 Gegen den Nationalsozialismus<br />

richtete sich auch seine Rede vor Arbeitern in Wien (1932).<br />

Exil 1933<br />

Am 10. Februar 1933 – zum 50. Todestag des Komponisten Richard Wagners – hielt Thomas<br />

Mann im Auditorium Maximum der Münchner Universität einen Vortrag über Leiden<br />

und Größe Richard Wagners. Dieser Vortrag charakterisierte Wagners große Gaben, aber<br />

auch seine menschlichen Schwächen und Eigentümlichkeiten. Thomas Mann betonte aber<br />

dabei die große Verbundenheit mit ihm. Am folgenden Tag verließ er München, ohne zu<br />

wissen, dass er erst nach 16 Jahren wieder zurückkehren sollte. Ganz unvorbereitet auf die<br />

folgende Zeit, „denn wir hatten nichts mitgenommen, außer dem, was man für eine drei-<br />

415 Tischrede zur Feier des 50. Geburtstages. In: Thomas Mann Brevier: 142<br />

416 Gesammelte Werke XI: 879–883. Auch in: Schröter, Klaus (2000): Thomas Mann: 106<br />

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