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ösen Bereich liberalen jüdischen Kaufmannsfamilie. Sie begann in der Schule die Schikanen<br />

bereits als Elfjährige zu spüren. Auch erlebte sie die Ausgrenzung aller jüdischen<br />

Menschen in verantwortungsvoller Position wie Juristen und Ärzte, die als Beamte im<br />

April 1933 ihre Kündigung erhielten. 105 1935 emigrierte die Familie nach Barcelona (Spanien)<br />

zu Verwandten. Dort bekam die Familie Seidemann im Herbst 1936 vom deutschen<br />

Konsulat die Aufforderung, dass wegen der Kriegsgefahren (Bürgerkrieg seit 1936), Kinder,<br />

Jugendliche und Senioren nach Deutschland zurückzukehren hätten. Henny Seidemann<br />

wurde deshalb alleine nach Deutschland geschickt. Am Münchner Bahnhof erwarteten<br />

sie bereits Leute der Gestapo, die sie vier Tage im Wittelsbacher Palais als vermeintliche<br />

Spionin verhörten. Danach kam sie in das streng orthodox geführte jüdische Kinderheim<br />

in der Antonienstraße. Am 8. Juni 1938 war sie Augenzeugin beim Abriss der Hauptsynagoge<br />

in der Maxburgstraße (siehe Band 1: Hauptsynagoge). Nach zweijährigen<br />

Heimaufenthalt konnte Henny mit Hilfe von Verwandten über die Schweiz zurück nach<br />

Spanien zu ihren Eltern zurückkehren. Große Unterstützung während ihrer Münchner Zeit<br />

bekam sie von der Direktorin des Kinderheims Elisabeth Kitzinger, die „ihre schützende<br />

Hand“ 106 über sie hielt.<br />

Henny Seidemann kehrte 1957 wieder nach Deutschland zurück und engagierte sich für<br />

verschiedene jüdische Organisationen. Sie erhielt für ihr offizielles Engagement folgende<br />

Auszeichnungen: 1987 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1992 das Bundesverdienstkreuz<br />

Erster Klasse und 1993 die Medaille „München leuchtet“. Seit 1983 wirkte sie als<br />

Vorsitzende der „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit“, als Ehrenvorsitzende<br />

seit 1992. Bis heute setzt sich Henny Seidemann für die Aussöhnung zwischen den<br />

Religionen ein.<br />

Die Heimleiterinnen und das Personal des Antonienheimes<br />

Von 1928 bis 1932 leitete Hilde Rosenberg das Heim. Ab 1933 bis zur Auflösung 1942<br />

hatte Alice Bendix die Heimleitung inne. Die ärztliche Leitung übernahm Dr. Ludwig<br />

Kaumheimer. Zum Personal gehörten: Merry Gaber: geboren 29. August 1920 in Dresden.<br />

Im Antonienheim war sie von Januar 1933 bis April 1942 tätig. Nach ihrem Umzug in die<br />

„Judensiedlung Milbertshofen“, wo sie bis Juni 1942 blieb, folgte die Einweisung in die<br />

„Heimanlage“ Berg am Laim bis März 1943. Von hier wurde sie nach Auschwitz deportiert.<br />

107<br />

105 Nach dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933“ konnten jüdische<br />

Beamte entlassen oder in den vorzeitigen Ruhestand versetzt werden. Vgl. Münch, Ingo von (Hrsg.)<br />

(1994): Gesetze des NS-Staates: 36f<br />

106 Interview mit Henny Seidemann, geführt von Helga Pfoertner am 19. August 2001<br />

107 Zitiert nach der Ausstellung: „Jüdisches Kinderheim in der Antonienstraße“ v. d. Berufsoberschule für<br />

Sozialwesen, erarbeitet v. Dagmar Kann u. Beate Folgner<br />

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