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GESCHICHTLICHER HINTERGRUND UND DEUTUNG<br />

Käthe Kollwitz war das fünfte Kind von Carl und Katharina Schmidt, geborene Rupp. Der<br />

Vater hatte in Königsberg ein Maurergeschäft eröffnet, nachdem er seine juristische Laufbahn<br />

aufgeben musste, da er der verbotenen „Freien Gemeinde“ angehörte. Käthes künstlerische<br />

Begabung wurde von der Familie früh entdeckt und durch privaten Zeichenunterricht<br />

bei einem Königsberger Kupferstecher gefördert. Schon früh entwickelte sich ihre<br />

tiefe Sympathie für die Menschen, die Sujets in ihrem späteren umfangreichen Werk werden<br />

sollen. Mit Begeisterung verfolgte und beobachtete sie das lebhafte Treiben im Königsberger<br />

Hafengelände. Gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester unternahm sie Reisen,<br />

um die Kunst zu entdecken. In München fand ihre erste Begegnung mit Werken Alter<br />

Meister in der Alten Pinakothek statt. In dieser Zeit lernte sie den Schriftsteller Gerhard<br />

Hauptmann in Berlin kennen. Da sie als Mädchen die Kunstschule ihrer Heimatstadt nicht<br />

besuchen durfte, wechselte sie an die Berliner Künstlerinnenschule unter der Leitung des<br />

Schweizers Karl Stauffer-Bern und dessen Freund Max Klinger. Hier wird ihr Zeichentalent<br />

erkannt und gefördert. Bereits in diesen Jahren entstanden Arbeiten, die sich mit dem<br />

individuellen Leid der Armen befassten. In München setzte sie ihr Studium bei Ludwig<br />

Herterich (1856–1932) fort. In dieser Zeit (1888/87) wohnte sie in der Georgenstraße 8<br />

(heute 25). 300 Sie kam auf Wunsch ihres Vaters hierher, der die Heirat mit dem Medizinstudenten<br />

Karl Kollwitz verhindern wollte. In dieser Zeit wendete sie sich vor allem der<br />

Tonmalerei zu; Vorbilder waren die frühen Werke Wilhelm Leibls und Max Liebermanns.<br />

Unter ihren Studienkolleginnen fand Käthe Anerkennung mit einer Darstellung zum Thema<br />

„Kampf“. Über ihre Erfahrung in München berichtete sie: „Wieder hatte ich großes<br />

Glück mit dem Lehrer Ludwig Herterich. Er wies mich zwar nicht so konsequent auf die<br />

Zeichnung hin, sondern nahm mich in seine Malklasse auf. Das Leben, das mich umgab,<br />

war aufregend und beglückend. Ich las zufällig von Max Klinger die Broschüre „Malerei<br />

in der Zeichnung“. Da merkte ich: ich bin ja gar keine Malerin. Aber Herterich konnte<br />

die Augen ausgezeichnet schulen, ich habe in München wirklich sehen gelernt.“ 301<br />

Käthe kehrte nach Berlin zurück und verlobte sich mit ihrem Jugendfreund Karl Kollwitz,<br />

der in Berlin sein Praktikum als Arzt absolvierte. „Das Leben hatte dort, verglichen mit<br />

München, etwas Brausendes. Vielleicht wäre ich untergegangen in jenem Lebensstrudel,<br />

vielleicht hätte er furchtbar auf mich gewirkt. Jedenfalls im Jahr darauf, 1890, war ich wieder<br />

in Königsberg.“ 302 Hier widmete sie sich mit tiefer Sympathie der Darstellung von Menschen;<br />

sie zeichnete sie in Markthallen, Kellerlokalen, auf Straßen und bei der Arbeit. So war<br />

Käthe Kollwitz schon als junges Mädchen vom Sujet des arbeitenden Menschen fasziniert.<br />

300 Das Haus wurde am 13.7.1944 durch Bomben zerstört. In: StadtA Mü<br />

301 Krahmer, Catherine (1986): Käthe Kollwitz: 28<br />

302 Krahmer, Catherine (1986): Käthe Kollwitz: 28<br />

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