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Inzwischen geriet das väterliche Gut Kreisau in finanzielle Schwierigkeiten. Helmuth James<br />

wurde noch vor Abschluss seines Studiums zurückgerufen. Er brachte nach intensiver<br />

jahrelanger Bemühung die wirtschaftliche Konsolidierung des Gutes zustande. Als Moltke<br />

1934 das Assessorexamen ablegte, hatte sich die politische Lage völlig verändert. Deshalb<br />

lehnte er ein staatliches Richteramt ab und beschloss, als Anwalt auf dem Gebiet Völkerrecht<br />

und Internationales Recht tätig zu werden. Zwischen 1935 und 1938 hielt er sich<br />

in London und Oxford auf, um die Ausbildung zum britischen Anwalt zu absolvieren, da<br />

er beabsichtigte, in einer Londoner Anwaltskanzlei mitzuwirken. Dies wurde jedoch<br />

durch den Kriegsbeginn verhindert.<br />

Moltke trat im September 1939 als Sachverständiger für Kriegs- und Völkerrecht in das Oberkommando<br />

der Wehrmacht (Amt Ausland/Abwehr in Berlin) ein. Als entschiedener Gegner<br />

des Nationalsozialismus verfasste Moltke die ersten Denkschriften. Zuvor hatte er alte Freunde<br />

und Bekannte mit einbezogen, deren Ziel es war, das Dritte Reich durch eine neue Staatsform<br />

abzulösen, deren Struktur sie gerade entwarfen. Im Januar 1940 lernten sich Moltke und<br />

Peter Graf Yorck von Wartenberg 472 kennen. Diese Freundschaft bildete die Basis des Widerstandskreises,<br />

der von Vertretern des NS-Regimes als „Kreisauer Kreis“ bezeichnet wurde;<br />

benannt nach dem heimatlichen Landgut von Helmuth James Graf von Moltke.<br />

Der „Kreisauer Kreis“<br />

Der „Kreisauer Kreis“ war eine weitverzweigte Widerstandsgruppe; zu ihren Anhängern<br />

zählte sie Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen ebenso wie Sozialdemokraten.<br />

Seit 1940 erarbeitete die Gruppe oppositionell gesonnener Männer und Frauen an<br />

„Grundsätzen für die Neuordnung Deutschlands“, die nach dem Kriegsende wirksam werden<br />

sollen. Auf den im Berghaus in Kreisau abgehaltenen Tagungen wurden Gespräche<br />

geführt und Denkschriften verfasst. Moltke hatte bereits im Sommer 1942 von den Vernichtungslagern<br />

und von den Morden der Einsatzgruppen erfahren. Die nationalsozialistischen<br />

Gewalttaten veranlassten die Kreisauer Freunde, die Bestrafung der „Rechtsschänder“<br />

in ihr Programm aufzunehmen. Die Wiederherstellung des Rechts war für die Vertreter<br />

dieses Kreises eine Voraussetzung für die Errichtung einer neuen menschenwürdigen<br />

Ordnung. Das Programm des „Kreisauer Kreises“ war von christlich-ethischen und sozialreformerischen<br />

Aspekten bestimmt, mit dem Ziel einer indirekten Demokratie und einer<br />

Einbindung in die europäische Ordnung. Seit 1943 waren die circa 40 Mitglieder entschlossen,<br />

sich an der aktiven Verschwörung zu beteiligen.<br />

472 (1904–1944). Er war Referent für Grundsatzfragen beim Reichskommissar für die Preisbildung in Berlin.<br />

Weil er der NSDAP nicht beitrat, erhielt er keine Beförderung. 1940 übernahm er zusammen mit Helmuth<br />

James Graf von Moltke die Führung des „Kreisauer Kreises“. Nach erfolgreichem Staatsstreich<br />

sollte er das Amt eines Staatssekretärs übernehmen. Im ersten Prozess nach dem 20. Juli 1944 wurde er<br />

zum Tode verurteilt und am gleichen Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet.<br />

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