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von Spendern und Freunden unterstützt wurde. So konnte sich nach zehn Jahren die ursprüngliche<br />

Kapazität, entsprechend einer Drei-Zimmer-Wohnung (Baaderstraße 5) mit<br />

Platz für 30 Kinder, auf eine Größe erhöhen, die einer Anzahl von 150 Kindern entsprach.<br />

101<br />

Das neue Heim in der Antonienstraße<br />

1925 konnte das Haus in der Antonienstraße 7 gekauft werden. „Das neue Heim, in einem<br />

schönen Garten gelegen, bestand aus 20 Räumen. Die Inneneinrichtung übernahm der<br />

Schwesternbund der München-Loge. In vorbildlicher Weise, mit größter Umsicht wurde<br />

die Sammlung der Einrichtungsgegenstände, der Wäsche und was sonst nötig war, von<br />

Frau Dr. Baerwald (Ehefrau des Rabbiners Leo Baerwald) organisiert. Die München-<br />

Loge stiftete einen Betraum, der sehr geschmackvoll ausgestattet war und in dem an den<br />

Freitag-Abenden und an Feiertagen Gottesdienst abgehalten wurde.“ 102 Am 29. März<br />

1926 war das Heim bezugsfertig, die Kinder konnten einziehen. Aufgenommen wurden<br />

Waisenkinder, uneheliche oder im Elternhaus gefährdete Kinder, dazu kamen gerade aus<br />

der Schule entlassene Kinder, die hier in Haushaltsführung und Kinderpflege ausgebildet<br />

wurden. Dem Heim war eine Säuglingsstation, eine Kleinkinderstation und eine Abteilung<br />

für Schulkinder angeschlossen. Der Kindergarten durfte nur von jüdischen Kindern besucht<br />

werden.<br />

Henny Seidemann erinnert sich an ihre Zeit im Antonienheim<br />

Ihr Tagesablauf und die spezielle Ausbildung zur Hausarbeit regelten ein genauer Plan. So<br />

mussten die Jugendlichen auch in der Küche, die unterteilt war in Großküche und Familienküche,<br />

lernen. Ebenso war die Arbeit in der Wäscherei geregelt. Hier war die Lehrerin<br />

Klara Mayer zuständig, die als 47-jährige am 4. April 1942 in das Ghetto nach Piaski<br />

kam. 103 Besonders zuverlässige Jugendliche – zu denen Henny Seidemann gehörte – wurden<br />

im Kindergarten eingesetzt und in der Säuglingspflege ausgebildet. In der Zeit ihres<br />

Aufenthaltes war Alice Bendix dort Heimleiterin, eine nach Henny Seidemann „zuverlässige<br />

und korrekte Leiterin“, die mit „Disziplin“ 104 ihre Aufgabe erfüllte.<br />

Die 1922 in Berlin geborene Henny Seidemann stammt aus einer angesehenen, im religi-<br />

100 (1861 München-1966 Washington). Verheiratet mit Dr. jur. Wilhelm Kitzinger (1870–1945), der im<br />

November 1938 einen Monat im KZ Dachau verbrachte. Das Ehepaar konnte 1939 nach Israel ausreisen.<br />

Seit 1947 lebte Elisabeth Kitzinger in Washington, wo sie 1966 starb.<br />

101 Kitzinger, Elisabeth (1958): Jüdische Jugendfürsorge in München, 1904–1943. In: Lamm, Hans (Hrsg.)<br />

(1982): Vergangene Tage. Jüdische Kultur in München: 121<br />

102 Kitzinger, Elisabeth (1958): Jüdische Jugendfürsorge in München, 1904–1943: 123–124<br />

103 Zitiert nach der Ausstellung: „Jüdisches Kinderheim in der Antonienstraße“ v. d. Berufsoberschule für<br />

Sozialwesen, erarbeitet v. Dagmar Kann u. Beate Folgner<br />

104 Interview mit Henny Seidemann, geführt von Helga Pfoertner am 19. August 2001<br />

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