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eines Menschen, bei dem Geist und Tat vollständig harmonierten. 392 Ein 1917 unternommener<br />

Versöhnungsversuch mit seinem jüngeren Bruder Thomas scheiterte. Weitere fünf<br />

Jahre sollte es dauern, bis Thomas Mann durch die Ereignisse der Revolution, der Ausrufung<br />

der Republik und des rechtsextremen Terrors im Deutschen Reich eine Wendung zu<br />

politischer Liberalität vollzog und sich damit den bürgerlich-demokratischen Prinzipien<br />

des älteren Bruders näherte. In den Jahren der Weimarer Republik wurde Heinrich Mann,<br />

bisher Vertreter der literarischen Avantgarde, Repräsentant einer politischen Bewegung.<br />

393 Wie er zu seinem Beruf als Schriftsteller stand, beschrieb Heinrich Mann mit folgenden<br />

Worten: „Literatur ist niemals nur Kunst, eine bei ihrem Entstehen schon überzeitliche<br />

Dichtung gibt es nicht. Sie kann so kindlich nicht geliebt werden wie Musik. Denn<br />

sie ist Gewissen – das aus der Welt hervorgehobene und vor sie hingestellte Gewissen. Es<br />

wirkt und handelt immer.“ 394<br />

Im Jahre 1926 erfolgte Heinrich Manns Aufnahme und Mitgliedschaft in der Preußischen<br />

Akademie der Künste, Sektion Dichtkunst. Nach der Trennung von seiner Frau Maria zog<br />

Heinrich Mann nach Berlin, dem kulturellen Zentrum Deutschlands. In seinem politischen<br />

Denken waren auch die internationalen Beziehungen wichtig; verstärkt setzte er sich für<br />

die Aussöhnung mit Frankreich ein. Sein Ziel galt der Völkerverständigung und einem<br />

vereinten Europa.<br />

Im Berliner Lessing-Theater lernte er bei Proben zu einer Komödie von Ernst Toller (siehe<br />

Band 3: Toller) und Walter Hasenclever die Schauspielerin Trude Hesterberg kennen. Sie<br />

bat ihn, Professor Unrat zur Verfilmung freizugeben. Regisseur Josef von Sternberg besetzte<br />

die Hauptrolle mit Marlene Dietrich. Der Film mit dem Titel Der blaue Engel wurde<br />

ein bedeutender Erfolg (Premiere war im Frühjahr 1930): „Mein Kopf, und die Beine von<br />

Marlene Dietrich (Der blaue Engel),“ 395 so fasste Heinrich Mann das Geheimnis des Gelingens<br />

zusammen. Ein gesellschaftlicher Höhepunkt war sein 60. Geburtstag, den er zusammen<br />

mit Max Liebermann (Präsident der Akademie), Gottfried Benn, Lion Feuchtwanger<br />

(siehe Band 1: Feuchtwanger) und seinem Bruder Thomas (siehe Band 2: Mann,<br />

Thomas) feierte.<br />

Vor der Ernennung des neuen Reichskanzlers hatte er gemeinsam mit der Graphikerin<br />

und Bildhauerin Käthe Kollwitz (siehe Band 2: Kollwitz) und dem Physiker Albert Einstein<br />

(siehe Band 1: Einstein) einen Aufruf des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes<br />

zur Einigung von SPD und KPD gegen die drohende Diktatur unterzeichnet. Die<br />

392 Wißkirchen, Hans (1999): Heinrich Mann: 58<br />

393 Wendepunkt: 71. In: Schröter, Klaus (1998): Heinrich Mann: 56<br />

394 Schröter, Klaus (1998): Heinrich Mann: 106<br />

395 Schröter, Klaus (1998): Heinrich Mann: 112<br />

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