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dem Leiter des Berliner Instituts für Experimentalphysik. Dieser vermittelte ihr die Zusammenarbeit<br />

mit dem Chemiker Otto Hahn, der sich ein kleines Labor im Keller des chemischen<br />

Institutes eingerichtete hatte. Der Leiter dieses Institutes, Emil Fischer, stimmte<br />

der wissenschaftlichen Zusammenarbeit von Meitner und Hahn unter der Bedingung zu,<br />

„wenn sie im Keller bleibt und niemals das Institut betritt, soll es mir recht sein.“ 442 Ihre<br />

Wirkungsstätte wurde somit in den Institutskeller, der ursprünglich als Holzwerkstatt<br />

diente, verlegt. Sie tolerierte diese Bedingungen nur wegen ihres großen wissenschaftlichen<br />

Ehrgeizes. Vorlesungen in den oberen Etagen hörte sie heimlich mit. Als im Dezember<br />

1908 der englische Physiker Ernest Rutherford zum wissenschaftlichen Diskurs in das<br />

Kellerlabor kam, sagte er überrascht zu Lise Meitner: „I thought, you were a man!“ 443 In<br />

Zusammenarbeit mit Otto Hahn entstanden in circa fünf Jahren über zwanzig wissenschaftliche<br />

Publikationen. Während dieser Zeit wurde sie finanziell von den Eltern unterstützt.<br />

Erst ab 1912 arbeitete sie offiziell als Assistentin bei Professor Max Planck; sie betreute<br />

Studenten und korrigierte Übungsaufgaben. Endlich kam das Angebot einer Dozenten-<br />

und Professorenstelle von der Universität Prag. Das hatte zur Folge, dass auch in Berlin<br />

ihre Arbeit öffentliche Anerkennung erfuhr und das Kaiser-Wilhelm-Institut ihr eine<br />

Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin im neu gegründeten „Institut zur Förderung der<br />

Wissenschaften“ zur Verfügung stellte. Die wissenschaftliche Grundlagenforschung wurde<br />

vom deutschen Staat und von der Industrie gefördert; das bedeutete für Meitner eine<br />

wesentliche Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen.<br />

Unterbrochen wurde diese Zeit wissenschaftlicher Forschung durch den Ersten Weltkrieg.<br />

Otto Hahn erhielt die Einberufung zum Militärdienst. Er diente an der Westfront in der<br />

von Fritz Haber geleiteten Einheit für Gaseinsätze. Meitner meldete sich freiwillig im Jahre<br />

1915 zum Einsatz als Röntgenschwester eines Feldlazaretts an die Ostfront. Als österreichische<br />

Staatsbürgerin kam sie in ein Lazarett nach Lemberg und später in ein Hospital<br />

nach Prag-Karolinenthal. Auf Anraten von Otto Hahn kehrte sie im Sommer 1917 wieder<br />

nach Berlin zurück, um ihre Forschungsarbeit fortzuführen. Die gemeinsame Arbeit ging<br />

weiter, als Hahn während des Fronturlaubs weiterforschen konnte. Sie entdeckten 1917<br />

gemeinsam in einer Pechblende-Probe das chemische Element mit der Ordnungszahl 91,<br />

das sie Protaktinium (Pa) nannten. Als Anerkennung dafür erhielt sie im gleichen Jahr die<br />

Leitung einer physikalisch-radiologischen Abteilung am Kaiser-Wilhelm-Institut Berlin.<br />

Als Privatdozentin (1921) bekam sie nach erfolgter Habilitation den Titel einer außerplanmäßigen<br />

Professorin; ihre männlichen Kollegen hatten inzwischen fast alle den Titel eines<br />

ordentlichen Professors und einen eigenen Lehrstuhl inne. Wegen ihrer Arbeiten über radioaktive<br />

Strahlen wurde sie erstmals mit der „Leibniz-Medaille der Berliner Akademie<br />

442 Kerner, Charlotte (1987): Lise, Atomphysikerin: 29<br />

443 Kerner, Charlotte (1987): Lise, Atomphysikerin: 31<br />

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