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Sein erster Roman In einer Familie erschien 1894. Die Verbindung mit dem jüngeren Bruder<br />

Thomas vertiefte sich bei gemeinsamen Reisen und Aufenthalten in Italien zwischen<br />

den Jahren 1895 bis 1905. Heinrich Mann war vom April 1895 bis März 1896 der Herausgeber<br />

der konservativen Zeitschrift „Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art<br />

und Wohlfahrt“. Durch seine Mitarbeit bei der konservativen Zeitschrift lernte er „die gefährlichen<br />

Meinungen einer imperialistischen Bourgeoise kennen und bald durchschauen.“<br />

388 Während der gemeinsamen Zeit mit seinem jüngeren Bruder Thomas in Italien löste<br />

er sich von seinen frühen autobiographisch-psychologischen Studien. Er begann, die<br />

Umwelt mit ihren sozialen Schichten und gesellschaftlichen Erscheinungen analytisch zu<br />

erfassen und darzustellen. Über diese persönliche Entwicklung äußerte er sich später:<br />

„1897 in Rom, Via Argentina 34, überfiel mich das Talent, ich wußte nicht, was ich tat.<br />

Ich glaubte einen Bleistiftentwurf zu machen, schrieb aber den beinahe fertigen Roman.<br />

Mein Talent ist in Rom geboren, nach dreijähriger Wirkung der Stadt.“ 389 Wechselnde<br />

Aufenthalte in München, Berlin und diversen Städten Italiens folgten. Im Roman Zwischen<br />

den Rassen griff Heinrich Mann auf die Kindheitserinnerungen seiner Mutter zurück.<br />

In Berlin lernte er die Schauspielerin Maria Kanová kennen, die er zwei Jahre später<br />

heiratete. Im Jahre 1914 siedelten beide nach München über.<br />

Das Zerwürfnis mit dem Bruder Thomas hatte seine Ursache in dessen deutschnationaler<br />

Kriegsbegeisterung. Als dessen Gedanken im Kriege erschienen, nahm der Bruder Heinrich<br />

„... die Trennung vor von denen, die er trotz allem für seinesgleichen gehalten hatte.“<br />

390 Sein zwischen 1907–1914 entstandener Roman Der Untertan, sein erfolgreichstes<br />

Werk, erschien als Fortsetzungsroman in der illustrierten Wochenschrift „Zeit im Bild“.<br />

Der Roman ist eine brillant angelegte Analyse der Zusammenhänge zwischen Autoritätshörigkeit<br />

und gesellschaftlichen Strukturen im Kaiserreich. Nach Kriegsbeginn musste die<br />

Veröffentlichung in der Wochenschrift abgebrochen werden; der Roman erschien erst<br />

1918, aber da mit großem Erfolg. 1916 kam die Tochter Leonie zur Welt. In den Kriegsjahren<br />

verkehrte Heinrich Mann mit Gleichgesinnten im Münchner Café Luitpold. Er traf<br />

dort die Schriftsteller Frank Wedekind, Kurt Martens, Gustav Meyrink, Erich Mühsam,<br />

Joachim Friedenthal und Lion Feuchtwanger. Nach der Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten<br />

Kurt Eisners hielt er auf seinen Freund am 16. März 1919 eine Gedenkrede:<br />

„... Wer so unwandelbar in der Leidenschaft der Wahrheit und eben darum so mild<br />

im Menschlichen ist, verdient den ehrenvollen Namen eines Zivilisationsliteraten. Dies<br />

war Kurt Eisner.“ 391 Eisner (siehe Band 1: S. 79–81) war für Heinrich Mann der Idealfall<br />

388 Schröter, Klaus (1998): Heinrich Mann: 38<br />

389 Brief an Karl Lemke, 29.1.1947. In: Schröter, Klaus (1998): Heinrich Mann: 43<br />

390 Schröter, Klaus (1998): Heinrich Mann: 81<br />

391 Huch, Ricarda (1990): Der Mord an Kurt Eisner. In: Schwab, Hans-Rüdiger (Hrsg.) (1990): München.<br />

Dichter sehen eine Stadt: 207<br />

204

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