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für die Natur und brachte ihnen Mystik und Philosophie nahe. Während seiner Gymnasialzeit<br />

in München lernte Christoph Alexander Schmorell kennen, mit dem ihm eine „unzerreißbare“<br />

Freundschaft verband. Von seinen Lehrern wurde er, in einem Gutachten<br />

zum Reifezeugnis, das er 17-jährig erhielt, wie folgt charakterisiert: „... Die Erwachsenen<br />

schätzten vom ersten Tage an sein vornehmes Wesen, während manche Kameraden erst<br />

später die Vorzüge seiner geistig ausgeprägten, gelegentlich lehrhaften, doch stets bescheidenen<br />

Art erkannten und anerkannten ... Mit echter geistiger Lebendigkeit nahm er<br />

im Gespräch wie im Unterricht an allen Fragen der Wissenschaft und des Lebens verständigen<br />

Anteil und überraschte uns oft durch sein selbständiges und reifes Urteil. Seine besondere<br />

Neigung gehörte den Naturwissenschaften, vor allem der Astronomie; hier verstand<br />

er sich auf eigene Faust systematisch fortzubilden.“ 536<br />

Nach der Scheidung der Eltern und der Wiederverheiratung des Vaters schloss sich Probst<br />

noch mehr seiner Schwester Angelika an, mit der er in einem Landschulheim in Schondorf<br />

am Ammersee aufwuchs. Vor dem Beginn des Medizinstudiums leistete er seinen Arbeitsund<br />

Wehrdienst. Sein besonderes Interesse galt neben den Naturwissenschaften der Literatur<br />

und Musik. Die Meinung über die „existentielle Bedeutung“ dieser Interessen beschrieb<br />

er in einem Brief an seinen Halbbruder so: „... daß gerade der geistige Mensch<br />

mehr ertragen kann, da er – wenn er physisch behindert ist und leidet – gerade ja das<br />

Reich des Geistes besitzt, in dem er noch voll leben kann.“ 537 Christoph Probst begann ab<br />

dem Sommersemester 1939 mit dem Studium der Medizin in München und lernte dabei<br />

Hans Scholl und später Sophie Scholl (siehe Band 3: Scholl) kennen. Er nahm im Atelier<br />

des Architekten Eickemeyer an den literarischen Abenden teil, schloss sich den Aktionen<br />

der „Weißen Rose“ an und half beim Vervielfältigen und Verteilen der Flugblätter. Im Alter<br />

von 21 Jahren heiratete er Herta Dohrn, die Tochter des regimekritischen Privatgelehrten<br />

Harald Dohrn (siehe Band 1: Dohrn), mit der er drei Kinder hatte. Wegen seiner familiären<br />

Verpflichtungen sollte er nicht in gefährliche Aktionen der „Weißen Rose“ verwickelt<br />

werden. Während seine übrigen Freunde zur Famulaturzeit nach Russland geschickt<br />

wurden, diente er in einem Luftwaffenlazarett am Eibsee bei Garmisch-Partenkirchen und<br />

in Innsbruck. Von dort aus konnte er seine Familie besuchen, die in Lermoos in Tirol<br />

wohnte. An den Aktionen der „Weißen Rose“ wirkte er weiter mit und bekam von Hans<br />

Scholl die Anregung, ein neues Flugblatt (das siebte) zu verfassen.<br />

Februar 1943<br />

Nach der Verhaftung der Geschwister Scholl fand die Gestapo dieses von Christoph<br />

Probst verfasste siebte Flugblatt bei Hans Scholl. Die Gestapo konnte den Verfasser er-<br />

536 Schmorell, Erich (1994): Ansprache zur Feier der Enthüllung der Büste von Christoph Probst: 15–16<br />

537 Der deutsche Widerstand. Informationen zur politischen Bildung (1987) Nr. 160: 21<br />

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