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der Redaktion der „Neuen Leipziger Zeitung“ wurde wegen eines zweideutigen Gedichtes<br />
– Abendlied eines Kammervirtuosen – gekündigt. Erich Ohser, der das Gedicht illustriert<br />
hatte, verlor ebenfalls seine Stelle. Im Herbst 1927 zog Kästner nach Berlin. Dort erhielt<br />
er von dem Leipziger Verleger Curt Weller erstmals ein Angebot, einen Gedichtband herauszugeben.<br />
Der gewählte Titel: Herz auf Taille, mit Zeichnungen von Erich Ohser. Der<br />
Band enthielt 49 ausgewählte Gedichte und fand Anklang, so dass die erste Auflage mit<br />
2000 Exemplaren bald verkauft war.<br />
Mitarbeiter der Berliner „Weltbühne“<br />
Der Schriftsteller Hermann Kesten berichtete über das erste Zusammentreffen mit Kästner<br />
bei der Witwe von Siegfried Jakobsohn, die die Absicht hatte, „... ihren Mitarbeitern<br />
Ideen für neue Artikel einzublasen.“ 193 „Ziemlich verloren stand ich bei meinem ersten<br />
Besuch im Salon der Weltbühnenwitwe herum, zwischen lauter Redakteuren und Mitarbeitern,<br />
Carl von Ossietzky, Kurt Tucholsky, Walter Mehring, Heinz Pol, Ernst Toller, Arnold<br />
Zweig, Lion Feuchtwanger, Werner Hegemann, Alfred Polgar und vielen bekannten<br />
Unbekannten, als der eben der Universität entronnene Rudolf Arnheim, ein jugendfrischer<br />
Redakteur der Weltbühne zu mir sagte: ,Sie wollen sicher Erich Kästner kennenlernen!´<br />
Ich schüttelte die Hand eines hübschen adretten jungen Mannes, der mich mit einem<br />
freundlich verschmitzten Lächeln begrüßte. Sogleich begannen wir ein langes Gespräch<br />
und unsere Freundschaft.“ 194<br />
Erich Kästner, der Kinderbuchautor<br />
Bei einem so genannten „Weltbühnentee“ regte Edith Jacobsohn, Chefredakteurin und zugleich<br />
Besitzerin des Kinderbuchverlages Williams & Co. Erich Kästner an, ein Kinderbuch<br />
zu schreiben. Seine angemeldeten folgenden Zweifel zerstreute sie mit folgenden<br />
Worten: „In Ihren Kurzgeschichten kommen häufig Kinder vor, davon verstehen Sie eine<br />
ganze Menge. Es ist nur noch ein Schritt. Schreiben sie einmal nicht über Kinder, sondern<br />
auch für Kinder!“ 195 Bereits im Herbst 1928 war der Kinderroman Emil und die Detektive,<br />
illustriert von Walter Trier, fertig. Dieser Roman, ein Kinderbuch-Bestseller, wurde mehrfach<br />
verfilmt, für Rundfunk und Bühne bearbeitet und in dreißig Sprachen übersetzt. Der<br />
Erfolg seiner Jugend- und Kinderbücher lag in der klaren, präzisen und verständlichen<br />
Sprache. Kästner, der nach dem Wunsch der Mutter Pädagoge werden sollte, wurde es nun<br />
auch in seinen Kinderbüchern, die zeigen, dass er an den Wert der Erziehung glaubte. Sei-<br />
193 Kesten, Hermann (1958): Freundschaftlicher Steckbrief für Erich Kästner. In: Süddeutsche Zeitung Nr.<br />
238 v. 4. 8. 1958. StadtA Mü ZA Personen<br />
194 Kesten, Hermann (1958): Freundschaftlicher Steckbrief für Erich Kästner. In: Süddeutsche Zeitung Nr.<br />
238 v. 4. 8. 1958. StadtA Mü ZA Personen<br />
195 Bemmann, Helga (1994): Erich Kästner. Leben und Werk: 104<br />
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