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seiner Verwandten und zog es vor, nach Brasilien zurückzukehren. Julia heiratete im Jahre<br />

1869 Thomas Johann Heinrich Mann. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor: Heinrich<br />

(*1871), Thomas (*1875), Julia (*1877), Carla (*1881) und Viktor (*1890).<br />

Die Schulzeit war für Thomas Mann ein Qual; er schilderte sie folgendermaßen: „Erstens<br />

bin ich ein verkommener Gymnasiast. Nicht daß ich durchs Abiturexamen gefallen wäre,<br />

– es wäre Aufschneiderei, wollte ich das behaupten, sondern ich bin überhaupt nicht in<br />

die Prima gelangt; ich war schon in der Sekunda so alt wie der Westerwald. Faul, verstockt<br />

und voll liederlichen Hohns über das Ganze, verhaßt bei den Lehrern der altehrwürdigen<br />

Anstalt, ausgezeichneten Männern, (...) so saß ich die Jahre ab, bis man mir den<br />

Berechtigungsschein zum einjährigen Militärdienst ausstellte.“ 406 Eine Ausnahme am<br />

Lübecker Katharinengymnasium war sein Deutschlehrer Bähte, den er besonders schätzte.<br />

Er vermittelte dem 15-Jährigen die Bekanntschaft mit Schillers Balladen. Die Begeisterung<br />

für Richard Wagner kam durch die Theaterbesuche, an denen er als Schüler im Stadttheater<br />

teilnahm. Erinnerte er sich später an diese Eindrücke, sagte er: „Ich werde wieder<br />

jung, wenn es mit Wagner anfängt.“ 407<br />

Der Tod des Vaters, am 13. Oktober 1891, markierte für die Familie ein einschneidendes<br />

Ereignis. Im Testament hatte er die Liquidierung der über 100 Jahre bestehenden Firma<br />

bestimmt; über seinen Sohn Thomas Mann hieß es: „Mein zweiter Sohn ist ruhigen Vorstellungen<br />

zugänglich, er hat ein gutes Gemüth und wird sich in einen praktischen Beruf<br />

hineinfinden. Von ihm darf ich erwarten, daß er seiner Mutter eine Stütze sein wird.“ 408<br />

Der damals 16-jährige Thomas Mann blieb noch bis zum Abschluss der Mittleren Reife<br />

in Lübeck, um 1894 die ungeliebte Schulzeit zu beenden. Er zog zu seiner Mutter, die mit<br />

den jüngeren Geschwistern Julia, Carla und Viktor in München, Rambergstraße 2, wohnte.<br />

Hier trat er als Voltontär bei einer Feuerversicherungsgesellschaft ein. In dieser Zeit<br />

entstand seine erste Novelle Gefallen (1894): Ausgestattet mit einer monatlichen Rente<br />

aus dem Vermögen des Vaters, konnte er ein finanziell sorgenfreies Leben führen. Mit<br />

dem älteren Bruder Heinrich begann nun eine intensive gemeinsame Zeit. Sie verbrachten<br />

in den Jahren 1895 bis 1898 oft mehrere Monate gemeinsam in Italien. 1898 und 1899<br />

wirkte er als Lektor beim „Simplicissimus“, einer politisch-satirischen Münchner Wochenschrift.<br />

Den Militärdienst quittierte Thomas Mann mit einem Attest eines Arztes, der ihn wegen<br />

einer Sehnenscheidenentzündung als dienstuntauglich erklärt hatte. Mit dem Erscheinen<br />

406 Gesammelte Werke XI: 329f. Auch in: Wißkirchen, Hans (1999): Die Familie Mann: 16<br />

407 Gesammelte Werke XI: 927. Auch in: Schröter, Klaus (2000): Thomas Mann: 19<br />

408 Heinrich und Thomas Mann. Ihr Leben und Werk in Text und Bild. In: Wißkirchen, H. (1999): Die Familie<br />

Mann: 20<br />

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