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lose führte zur Unterbrechung der Vorbereitungen zur Priesterweihe, da ein Sanatoriumsaufenthalt<br />

nötig war. Er kam in das „Fürstabt Gerbert Haus“ in St. Blasien im Schwarzwald.<br />

Der 24-jährige Student hatte sich die Lungentuberkulose beim Moorkommando im<br />

Reichsarbeitsdienst zugezogen, wo er monatelang im Sumpf stand und schweren Dienst<br />

leisten musste. 347 Seine Genesung in der Heilanstalt machte Fortschritte und eine baldige<br />

Entlassung stand in Aussicht.<br />

Beginn des Leidensweges<br />

Als die Nachricht vom fehlgeschlagenen Attentat von Georg Elser (siehe Band 1: Elser) auf<br />

Hitler bekanntgegeben wurde, äußerte sich Leisner, der Hitler „radikal ablehnte“ (Johann<br />

Krein), gegenüber seinen beiden Zimmerkameraden Johann Krein und Kaplan Stein. Er<br />

kommentierte das missglückte Attentat: „Schade, dass er (Hitler) nicht dabeigewesen<br />

ist.“ 348 Ein anderer Mitpatient zwang Johann Krein dazu, die Worte Leisners vor einem<br />

Ortsgruppenleiter zu wiederholen. 349 Doch bevor Leisner abgeführt werden konnte, musste<br />

der Chefarzt des Sanatoriums seine Haftfähigkeit bestätigen, was dieser tat. Am 9. November<br />

1939 wurde Karl Leisner in St. Blasien verhaftet und kam in Schutzhaft ins Gefängnis<br />

Freiburg. Während dieser Zeit notiert er in sein Tagebuch am 11. November 1939: „Gott,<br />

ich danke Dir für die Tage der schweren Krankheit und jetzt wieder für die Tage der Unfreiheit<br />

und Gefangenschaft. Alles hat seinen Sinn, Du meinst es überaus gut mit mir.“ 350 Von<br />

dort verlegte man ihn am 5. Februar 1940 ins Gefängnis nach Mannheim. Nach einem Monat<br />

fand seine Überstellung in das KZ Sachsenhausen statt.<br />

Trotz der äußeren unliebsamen Bedingungen blieb der Häftling Karl Leisner seinem Lebens-<br />

und Glaubensprinzip treu. Über diese Zeit schrieb der Geistliche Otto Pies: „Im Lager<br />

machte Karl sich bald überall beliebt. Sein sonniges, immer frohes Wesen und seine<br />

Hilfsbereitschaft öffneten ihm Türen und Herzen. Auch mit den Kameraden von der SPD<br />

und KPD verstand er gut auszukommen. Er hatte überall Freunde.“ 351 Die KZ-Wärter<br />

hatten es jedoch auf die Priester abgesehen und behandelten diese besonders schlecht.<br />

Über seine Ankunft im KZ Buchenwald berichtete der französische Geistliche Henoque:<br />

„Ich wurde von einer Gruppe von SS-Leuten angefallen, die meine Soutane abrissen, unter<br />

höhnischem Grinsen mein Brevier zertraten.“ 352 Auch war in allen Konzentrationslagern<br />

die Ausübung jeder Religion unter Todesstrafe verboten.<br />

347 Pies, Otto (1971): Karl Leisner. In: Weiler, Eugen (1971): Die Geistlichen im KZ Dachau: 967<br />

348 Riße, Klaus (1996): Karl Leisner (1915-1945): Text zur Ausstellung: 6<br />

349 Pies, Otto (1971): Karl Leisner. In: Weiler, Eugen (1971): Die Geistlichen im KZ Dachau: 967<br />

350 Zitiert in: St. Christophorus Wolfsburg: 2<br />

351 Pies, Otto (1971): Karl Leisner. In: Weiler, Eugen (1971): Die Geistlichen im KZ Dachau: 968<br />

352 Konzentrationslager Dokument F 321 für den internationalen Militärgerichtshof Nürnberg: 61<br />

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