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und die Detektive. Am 10. Mai 1933 erlebte er die Bücherverbrennung vor der Berliner<br />

Staatsoper unter den Linden als Zuschauer mit. Während in Deutschland Kästners Bücher<br />

verboten waren, erhielt er die offizielle Erlaubnis, im Ausland zu publizieren. In dieser Situation<br />

konnte er weder für noch gegen das Dritte Reich schreiben. In dieser Zeit waren<br />

im Ausland folgende Titel erschienen: Das fliegende Klassenzimmer (1933), Drei Männer<br />

im Schnee, Emil und die drei Zwillinge (1934), Die verschwundene Miniatur (1935), Doktor<br />

Erich Kästners Hausapotheke (1936), Georg und die Zwischenfälle, Till Eulenspiegel<br />

(1938). 199 Die Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Ruth Klüger bezeichnete die<br />

in den ersten Jahren der NS-Herrschaft entstandenen Bücher als „sehr gekonnte Kitschromane<br />

für Erwachsene“. 200 Kästner selbst rechtfertigte diese Bücher als „humoristische<br />

Romane“, die er „unter Kontrolle“ geschrieben habe. 201 Wie konnte Kästner in dieser von<br />

Schrecken und Gewalt gezeichneten Zeit aufheiternde Unterhaltungsliteratur hervorbringen?<br />

War es Realitätsflucht? Friedrich Dürrenmatt erklärte dies so: „Versagen, ein Sichflüchten<br />

in die Welt der Kinder – wirklich? Gibt es nur die Position des Helden, ist jede<br />

andere Position Feigheit? Im Griff der Gewalt herrscht eine andere Dialektik. Auch Negieren<br />

kann tödlich sein, stellt eine der Geheimwaffen des Geistes dar, nicht nur der Protest.“<br />

202 Auch Kästners Kinderromane kamen laut Ruth Klüger in die Kritik, denn sie<br />

„sind im Grunde sentimentale Bücher, die den gängigen Vorstellungen ihrer Entstehungszeit<br />

entsprechen. Sie sind oft unehrlich in ihrer Darstellung menschlicher Beziehungen,<br />

und was sie an ,Ethik´ enthalten, ist primitiv“. Interessant erschienen ihr die „äußerst witzigen<br />

Formulierungen, aber pädagogisch sind die anfechtbar.“ Sie seien aber „ausgezeichnete<br />

Unterhaltungsliteratur, d. h. sie reizen zum Weiterlesen und sind durchgehend<br />

amüsant“. 203 Was ihren Erfolg begründete, so Ruth Klüger.<br />

Vorerst konnte Kästner sein Leben durch die im Ausland verkauften Bücher, bis zu der<br />

Verordnung vom 23. November 1933 finanzieren. Diese Verordnung, die von der Gestapo<br />

an den Deutschen Bankenverband gerichtet war, lautete: „... die Konten von vierundvierzig<br />

Schriftstellern – es war eine namentliche Aufstellung beigefügt – zu sperren. Auf der<br />

Liste der Personen, deren Vermögen polizeilich beschlagnahmt war, standen unter anderem<br />

Bertolt Brecht, Max Brod, Leonhard Frank, Joseph Roth, Ernst Ottwalt, Anna Seghers,<br />

Oskar Maria Graf, Erich Kästner, Hermann Kesten, Erich Weinert, Arnold<br />

Zweig.“ 204 Bei seiner ersten Verhaftung wurde Kästner vorgeworfen, von Prag aus gegen<br />

199 Bemmann, Helga (1994): Erich Kästner. Leben und Werk: 271<br />

200 Klüger, Ruth (1996): Korrupte Moral. Kästners Kinderbücher: 64<br />

201 Kästner, Erich (1977): Gesammelte Werke in sieben Bänden, Band 3: 8. In: Klüger, Ruth (1996): Korrupte<br />

Moral: 64<br />

202 Bemmann, Helga (1994): Erich Kästner. Leben und Werk: 278<br />

203 Klüger, Ruth (1996): Korrupte Moral. Kästners Kinderbücher: 80<br />

204 Bemmann, Helga (1994): Erich Kästner. Leben und Werk: 280<br />

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