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weiter nach Schweden, wo ihr Freunde am Nobel-Institut in Stockholm einen Arbeitsplatz<br />

bereithielten. Ihre Aufzeichnungen und die wissenschaftlichen Geräte konnte sie in der<br />

Eile nicht mitnehmen. Per Briefwechsel konnte sie als „geistig Führende“, so ein Kollege,<br />

mit den im Deutschen Reich verbliebenen Forschern Hahn und Straßmann an der Fortführung<br />

der Experimente, die zur Entdeckung der Kernspaltung führten, mitwirken. Zusammen<br />

mit Otto Robert Frisch veröffentlichte sie am 11. Februar 1939 die theoretische Deutung<br />

der Ergebnisse. Damit waren die Erkenntnisse der gemeinsamen Versuche von Meitner,<br />

Hahn und Straßmann gesichert. In Deutschland setzten Hahn und Straßmann inzwischen<br />

die Forschungen an der Uran-Kernspaltung fort und publizierten ihre Ergebnisse.<br />

Otto Hahn bekam für diese Arbeiten 1945 den Nobelpreis für Chemie. Lise Meitners<br />

Name blieb unerwähnt, obwohl sie an entscheidenden Vorversuchen bedeutenden Anteil<br />

hatte. Auch bei seiner Dankesrede in Stockholm erwähnte Otto Hahn Meitners Namen<br />

nicht. Die politischen Verhältnisse und die traditionelle Rolle der Frau haben sie um die<br />

verdiente Ehrung gebracht. Fritz Straßmann beurteilte Lise Meitners Anteil an der Entdeckung<br />

der Kernspaltung so: „Ihrem Impuls ist der Beginn des gemeinsamen Weges mit<br />

Hahn, ab 1934, zuzuschreiben – 4 Jahre danach gehörte sie zu unserem Team – , anschließend<br />

war sie von Schweden aus gedanklich mit uns verbunden ... Aber es ist meine Überzeugung:<br />

Lise Meitner war die geistig Führende in unserem Team gewesen, und darum<br />

gehörte sie zu uns – auch wenn sie bei der ,Entdeckung der Kernspaltung´ nicht gegenwärtig<br />

war.“ 448<br />

Im Exil<br />

Über das erzwungene Exil und die wissenschaftliche wie die menschliche Isolation in<br />

Stockholm berichtete die Physikerin: „Ich habe hier eben einen Arbeitsplatz und keinerlei<br />

Stellung, die mir irgendein Recht auf etwas geben würde ... ich hätte mich viel besser und<br />

viel früher auf mein Fortgehen vorbereiten müssen, hätte von den wichtigsten Apparaten<br />

wenigstens Zeichnungen machen müssen ...“ Lise Meitner fühlte sich heimatlos und einsam,<br />

„... als ob ich in der Wüste lebte.“ 449 Erst ab 1941 hielt sie wieder Vorlesungen über<br />

Kernphysik am physikalischen Institut der Universität Stockholm. Obwohl sie mit ihrer<br />

wissenschaftlichen Tätigkeit in Schweden nicht zufrieden war, lehnte sie den Ruf von James<br />

Franck, in die USA zu kommen, ab.<br />

Nach Beendigung des Krieges beherrschte sie die Sorge, wie wohl Deutschland mit seiner<br />

historischen Schuld fertig werden würde. 450<br />

448 Bührke, Thomas (1997): „Ich habe die Atombombe nicht entworfen.“ In: Bührke, Thomas (1997): Newtons<br />

Apfel: 252<br />

449 Kerner, Charlotte (1987): Lise, Atomphysikerin: 95, 98, 99<br />

450 Kerner, Charlotte (1987): Lise, Atomphysikerin: 100<br />

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