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Kolbs nächster Roman ist ihrer vielbewunderten, jedoch jung verstorbenen ältesten<br />

Schwester Louise gewidmet und handelt von der Münchner Vorkriegszeit. Ihr Selbstbildnis<br />

darin ist ein jungenhaftes Mädchen mit dem Namen „Mathias“. Nach dem Erscheinen<br />

dieses Romans mit dem Titel Daphne Herbst erhielt sie vom Schriftsteller Jakob Wassermann<br />

eine positive Resonanz. 284 Vom Rowohlt Verlag in Berlin erhielt Annette Kolb den<br />

Auftrag, den damaligen französischen Ministerpräsidenten Aristide Briand in einem Werk<br />

zu würdigen. Der Versuch über Briand erschien 1929. Er hatte sich nach Kriegsende um<br />

eine deutsch-französische Annäherung bemüht und durch sein Mitwirken an Verträgen<br />

Deutschland den Wiedereintritt in den Völkerbund ermöglicht. Von deutscher Seite unterstützte<br />

ihn der Politiker und Nationalökonom Gustav Stresemann. Briand und Stresemann<br />

erhielten 1926 dafür den Friedensnobelpreis. 285<br />

In kulturhistorischen Aufsätzen folgten Berichte über die Städte Paris, Berlin, München<br />

und Wien. In der Kleinen Fanfare sind die Charakteristika der Städte aufgezeichnet.1932<br />

erschienen Aufsätze Annette Kolbs im Beschwerdebuch.<br />

NS-Zeit<br />

Als die Schriftstellerin aus dem Beschwerdebuch am 5. Februar 1933 beim Kölner Rundfunk<br />

vorlas, flogen einige kleine Stinkbomben ins Aufnahmestudio. 286 Dennoch hoffte sie<br />

noch immer auf einen politischen Wandel. Der Schriftsteller Manfred Hausmann machte<br />

sie jedoch darauf aufmerksam, dass das neue Regime kein Recht auf freie Meinungsäußerung<br />

gewähre. Damit konnte sich Kolb nicht arrangieren und sie entschloss sich, sofort zu<br />

emigrieren. Am 21. Februar 1933 verließ sie ihr Haus in Badenweiler und fuhr über die<br />

Schweizer Grenze nach Basel. Sie ahnte das nahende Unglück. „Nun mit einem Male<br />

dämmte der Gedanke an das namenlose Unglück, das ich über Deutschland verhängt sah,<br />

jede Genugtuung zurück.“ 287<br />

In dieser Zeit entstand der autobiographische Roman Die Schaukel, in dem ausgehend<br />

vom Brand des Münchner Glaspalastes die Geschichte einer deutsch-französischen Familie<br />

– ihrer Familie – dargestellt wird. Eltern und Geschwistern schuf sie damit literarische<br />

Ebenbilder.<br />

Unter Vermittlung des ebenfalls emigrierten Bankiers und sozialdemokratischen Politikers<br />

Hugo Simon konnte Annette Kolb in Paris eine Wohnung beziehen. 1936 erhielt sie<br />

die ersehnte Staatsangehörigkeit ihres „Mutterlandes“. 288 Doch war auch dieser Aufent-<br />

284 Werner, Charlotte (2000): Annette Kolb: 146<br />

285 Bauschinger, Sigrid (Hrsg.) (1993): Ich habe etwas zu sagen: 108<br />

286 Kolb, Annette (1960): Memento: 10. In: Werner, Charlotte (2000): Annette Kolb: 169<br />

287 Kolb, Annette (1960): Memento: 16. In: Werner Charlotte (2000): Annette Kolb: 10<br />

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