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„Das Mahnmal bezieht seine intendierte Bild- und Aussagekraft aus dem Spannungsverhältnis<br />

einer geordneten, knappen Geometrie – und deren ,Störungen´.<br />

Zwei quadratische Stahlplatten erheblich unterschiedlicher Größe durchdringen einander.<br />

Die senkrecht stehende, kleinere Platte innerhalb ihrer dem Straßenraum zugeordneten<br />

Hälfte, durch eine – wiederum – quadratische Gittergestaltung partiell entmaterialisiert,<br />

wird von der größeren Platte längs deren Mittelachse diagonal durchbrochen.<br />

Das Gitterraster der vertikalen Platte soll bei dem Betrachter des Mahnmals spontane Assoziationen<br />

mit der Deportation erwecken. Der markante, durchgehende Riß durch die<br />

unter einem Winkel von 45° geneigte größere Platte steht als Versuch, die sinnlose und<br />

durch nichts zu rechtfertigende Zerstörung einer ursprünglichen Ganzheit anschaulich zu<br />

machen.“ 27<br />

GESCHICHTLICHER HINTERGRUND UND DEUTUNG<br />

Auf Anregung der Ärzte Dr. August Feuchtwanger (er emigrierte 1935 nach Palästina)<br />

und Dr. Joseph Marschütz entstand am 25. März 1910 durch Ankauf und Umbau der Häuser<br />

an der Hermann-Schmid-Straße 5 und 7 das Israelitische Kranken- und Schwesternheim,<br />

„wobei die Anforderungen einer zeitgemäßen klinischen und hygienischen, wie einer<br />

hochkultivierten Inneneinrichtung volle Berücksichtigung fanden“. 28 Es beherbergte<br />

bis 1933 Patienten aller Konfessionen; bekannte Münchner Ärzte benutzten es als Belegkrankenhaus.<br />

In Folge der restriktiven Maßnahmen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten<br />

wurden Juden von städtischen und staatlichen Krankenhäusern abgewiesen,<br />

was zu gravierendem Platzmangel im Israelitischen Krankenhaus führte, zumal dieses<br />

auch Juden aus dem Regierungsbezirk Oberbayern mit zu betreuen hatte. „... die Seuche<br />

des Freitodes unter der jüdischen Bevölkerung wütete wie kaum jemals in der Geschichte.<br />

Es war keine Seltenheit, daß pro Tag acht bis zehn Selbstmordfälle im Israelitischen Krankenheim<br />

zur Aufnahme überwiesen wurden, ganz zu schweigen von der Zahl derer, bei denen<br />

die Aufnahme wegen Aussichtslosigkeit sich von selbst erübrigte“. 29<br />

Besondere Erschwernisse wie die Zuteilungsbeschränkung von Lebensmitteln und Medikamenten<br />

forderten von den Ärzten und Krankenschwestern außergewöhnlichen Einsatz.<br />

Nach dem 9. November 1938 ordnete die NS-Verwaltung die Entlassung aller nichtjüdischen<br />

Angestellten und Ärzte an. Im Juni 1942 wurde das Krankenhaus endgültig mit dem<br />

27 Schreiben an Helga Pfoertner, 27.11.1997<br />

28 Spanier, Julius Dr. (1958): Das israelitische Schwestern- und Krankenheim. In: Lamm, Hans: Vergangene<br />

Tage: 127<br />

29 Spanier, Julius Dr. (1958): Das israelitische Schwestern- und Krankenheim. In: Lamm, Hans: Vergangene<br />

Tage: 128<br />

27

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