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Gemeinsam mit Albert Einstein, Heinrich Mann, Arnold Zweig und anderen beteiligte<br />

sich Käthe Kollwitz am 18. Juli 1932 angesichts der bevorstehenden Reichstagswahlen an<br />

einem Aufruf zur Einigung der KPD und SPD. Wenige Tage nach Hitlers Machtergreifung<br />

erhielt sie zusammen mit Heinrich Mann die Aufforderung, aus der Preußischen<br />

Akademie der Künste auszutreten. Für die neuen Machthaber gehörte Käthe Kollwitz wegen<br />

der Darstellung sozialer Missstände und wegen ihrer pazifistischen Einstellung zu den<br />

Gegnern. Die international angesehene Künstlerin, die sich auf der Seite der Friedensstifter<br />

befand, zwang man zur „inneren Emigration“. Gleichzeitig verlor sie ihr Amt als Leiterin<br />

der Meisterklasse Grafik an der Akademie und damit ihr Atelier. Ihre Werke entfernte<br />

man aus den öffentlichen Sammlungen. Die 66-jährige Künstlerin fand daraufhin im<br />

Atelierhaus Klosterstraße in Berlin Ersatz. Die geplante umfangreiche Retrospektive anlässlich<br />

ihres 70. Geburtstages im Jahre 1937 in der Berliner Galerie Nierendorf durfte wegen<br />

eines Ausstellungsverbotes – seit 1936 unterlag ihr Werk einer offiziellen Zensur –<br />

nicht stattfinden. Daraufhin schrieb sie an ihre Freundin Beate: „Da ich bereits meine<br />

Graphiken schön geordnet für Nierendorf ... zusammen hatte, hab ich sie jetzt in mein Atelier<br />

bringen lassen und hänge da die Wand voll. Ich liebe es sonst gar nicht, meine eigenen<br />

Arbeiten aufzuhängen, aber dies ergibt eine andere Art Ausstellung. Ein Überblick, wenn<br />

auch sehr lückenhaft über die vierzig Jahre meiner Arbeit.“ 309 In den Jahren 1934–1937<br />

schuf Kollwitz acht Lithographien der Folge Tod.<br />

In der am 19. Juli 1937 eröffneten Münchner Schandausstellung „Entartete Kunst“ war die<br />

1897 entstandene Lithographie von Käthe Kollwitz Not aus dem Zyklus Ein Weberaufstand<br />

ausgestellt. Aus mehreren Museen wurden ihre Holzschnitte und Radierungen beschlagnahmt<br />

– insgesamt 31 Arbeiten. Der Künstler Werner Heldt (1904–1954), der sie<br />

im Atelierhaus Klosterstraße kennen gelernt hatte, schrieb über eine Begegnung mit Käthe<br />

Kollwitz: „Man kann sich keine größere Schlichtheit, Stille, ja fast Schüchternheit vorstellen.<br />

Im Atelier von Hilde Plate feierten wir ihren 70. Geburtstag. Nachher führte sie<br />

uns in ihr Atelier und zeigte uns ihr jüngstes Werk. Man sah ein junges Weib kauern und<br />

mit schützender Gebärde ihre Kinder an sich drücken („Mutter mit Zwillingen“). Niemals<br />

habe ich einen Menschen gekannt, der, ohne selbst ein Wort zu sprechen, durch seine bloße<br />

Gegenwart einen solchen Eindruck machte. Das war das Wunder einer ganz großen<br />

Mütterlichkeit. Man mußte sie einfach liebhaben. Uns Jüngeren hat sie in den Zeiten der<br />

Unterdrückung Trost und Hoffnung gegeben, sie, die selber verfolgt und beleidigt wurde.“<br />

310<br />

309 Bonus-Jeep, Beate (1948): Sechzig Jahre Freundschaft mit Käthe Kollwitz. In: Lammert, Angela (Hrsg.)<br />

(1994): Ateliergemeinschaft Klosterstraße Berlin 1933–1945: 8<br />

310 Kollwitz, Käthe (1966): Briefe der Freundschaft: 186. In: Lammert, Angela (Hrsg.) (1994): Ateliergemeinschaft<br />

Klosterstraße Berlin 1933–1945: 210<br />

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