14.12.2012 Aufrufe

Similar

Similar

Similar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1905 erschien in der „Neuen Rundschau“ in Berlin der Text Torso. Unterstützt von ihrem<br />

wichtigsten Förderer, dem Schriftsteller Franz Blei (1871–1942), der Novellist, zeitkritischer<br />

Essayist und Herausgeber der Zeitschrift „Hyperion“ war, übersetzte sie Gilbert<br />

Keith Chestertons Roman Orthodoxie für die gleichnamige Zeitschrift. Über Annette<br />

Kolb hielt Blei in Glanz und Elend berühmter Frauen und in dem Großen Bestarium der<br />

modernen Literatur Folgendes fest: „Annette hat den Typus einer Frau als Vorläuferin<br />

vorweggenommen und lebendig hingestellt, wie wir ihn als geläufigen Typus für einmal in<br />

dreißig Jahren erhoffen ... Ja, die große Vorläuferin dieses erlösten und erlösenden Frauentypus<br />

ist die Annette.“ 278<br />

Der Durchbruch als Autorin gelang Annette Kolb 1912 mit dem Roman Das Exemplar,<br />

der zuerst in der „Neuen Rundschau“ veröffentlicht wurde. Ein Jahr später erschien dieser<br />

Roman als Buch beim Samuel Fischer Verlag in Berlin. Die Schriftstellerin Luise Rinser<br />

äußerte sich dazu in der „Züricher Woche“: „Wer Annette Kolb kennenlernen will, tut gut<br />

ihren frühen Roman „Das Exemplar“ zu lesen. Denn die Heldin dieses Romans ist Mariclée,<br />

ist Annette Kolb; alle ihre spätere Erfahrung ist in diesem Buch vorweggenommen.<br />

Ein Meisterstück der Selbstdarstellung, aus einer großen Distanz zu sich selber entstanden,<br />

voll gescheiter und melancholischer Selbstironie, voller Humor und Witz, und nicht<br />

zu vergessen; ein bezaubernder und eigentümlicher Liebesroman.“ 279 1914 erschien ein<br />

Band im Leipziger Verlag der Weißen Bücher unter dem Titel Wege und Umwege, den<br />

Franz Blei redigiert hatte.<br />

Erster Weltkrieg<br />

Mit der Kriegserklärung an Frankreich am 3. August 1914 marschierten die Deutschen gegen<br />

das Land, das Annette Kolb so verehrte. Sie konnte ihre Verzweiflung darüber nicht<br />

verbergen und drückte in einem Brief an den Schriftsteller Alfred Walter Heymel (1878–<br />

1914) ihre Stimmung mit folgenden Worten aus: „... ich beneide die Toten.“ 280 War Annette<br />

Kolb anfangs von einem deutschen Patriotismus ergriffen, so wandelte sie sich zur<br />

radikalen Pazifistin. Als ihr Freund Walter Heymel am 26. November 1914 im Alter von<br />

36 Jahren gefallen war, begehrte sie gegen dieses sinnlose „Heldentod“-Sterben auf. Mit<br />

einem Vortrag in Dresden am 25. Januar 1915 löste Annette Kolb eine deutsche Pressekampagne<br />

aus, als sie sich für die Gründung der „Internationalen Rundschau“, einer Zeitschrift<br />

pazifistischer Richtung, aussprach. Ihr Engagement für politischen Frieden hatte<br />

277 Bauschinger, Sigrid (Hrsg.) (1993): Ich habe etwas zu sagen: 87<br />

278 Blei, Franz (1927): Glanz und Elend berühmter Frauen. In: Bauschinger, Sigrid (Hrsg.) (1993): Ich habe<br />

etwas zu sagen: 78<br />

279 Weltwoche Zürich v. 12.8.1955, Fragmentarisches über Annette Kolb. In: Werner, Charlotte (2000):<br />

Annette Kolb: 96<br />

280 Bauschinger, Sigrid (Hrsg.) (1993): Ich habe etwas zusagen: 90<br />

137

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!