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sale beschrieben hat. In der „Heimanlage für Juden“ waren 83 Personen für die erste Deportation<br />

bestimmt: „Jeder sollte für drei Tage Proviant bekommen, an Gepäck durfte jeder<br />

fünfzig Kilogramm mitnehmen, verteilt auf je einen Koffer, einen Rucksack oder eine<br />

Reisetasche und eine Deckenrolle. Keiner der Beteiligten durfte bis zum Abtransport ins<br />

Sammellager das Heim verlassen.“ 165<br />

In einem Brief des Rabbiners und Heimbewohners Bruno Finkelscherer vom 30. November<br />

1942 an den Oberlandesgerichtsrat Alfred Neumeyer sind 171 Heiminsassen genannt.<br />

166 An Finkelscherers Schicksal, der seit 1940 die Stellung des Gemeinderabbiners<br />

Leo Baerwald 167 übernommen hatte, kann die Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung<br />

Münchner Juden exemplarisch aufgezeigt werden. Zuerst musste er aus der elterlichen<br />

Wohnung in der Arcostraße 3 in das Schulhaus Herzog-Rudolf-Straße umziehen und von<br />

dort in die „Heimanlage Berg am Laim“. 168 Da er seit Juli 1942 Zwangsarbeit leistete und<br />

nebenher die Beerdigung verstorbener Gemeindemitglieder auf dem Neuen Israelitischen<br />

Friedhof vornahm, hatte er den sieben Kilometer langen Weg dorthin zu Fuß zurückzulegen,<br />

da Juden keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen durften. 169 Bruno Finkelscherer<br />

kam am 13. März 1943 in das KZ-Auschwitz 170 und musste trotz eines Beinbruchs in einem<br />

Brunnenkommando arbeiten; er starb am 5. April 1943.<br />

Bei der Auflösung des „Judenlagers Milbertshofen“ wurden am 19. August 1942 die letzten<br />

16 Insassen in die so genannte „Heimanlage Berg am Laim“ gebracht, die noch bis zum 1.<br />

März 1943 existierte. Die dort verbliebenen Heiminsassen (circa 40 Personen) kamen dann<br />

in das Gemeindehaus der Israelitischen Kultusgemeinde in der Lindwurmstraße 125.<br />

Ein weiteres Sammellager befand sich auf dem Gelände der Flachsröste Lohhof bei Unterschleißheim.<br />

Dort waren in einer Holzbaracke 80 jüdische Zwangsarbeiterinnen bis<br />

zum 23. Oktober 1942 untergebracht. Nach der Auflösung des Lagers kamen 60 polnische<br />

Jüdinnen zur Firma Christian Dierig AG nach Augsburg. 171<br />

165 Behrend-Rosenfeld, Else (1988): Ich stand nicht allein: 125<br />

166 Finkelscherer, Bruno. In: Lamm, Hans (1982): Vergangene Tage: 459<br />

167 (1883–1970) lebte von 1898 bis 1940 in München wo er seit 1911 Rabbiner war.<br />

168 Finkelscherer, Bruno. In: Lamm, Hans (1982): Vergangene Tage: 461<br />

169 Löwenthal, E. G. (1965): 48. Auch in: Weger, Tobias (1999): Die Synagoge in der Lindwurmstraße: 200<br />

170 StadtAM Verzeichnis der am 13.3.1943 nach Auschwitz deportierten Personen (erstellt von der IKG<br />

München, 1951).Weger, Tobias (1999): Die Synagoge in der Lindwurmstraße. In: Stadtarchiv München<br />

(Hrsg.) (1999): Beth ha-Knesseth: 200<br />

171 Dokument: 21. In: Stadtarchiv München (Hrsg.) (2000): „... verzogen, unbekannt wohin“. Die erste<br />

Deportation von Münchner Juden im November 1941.<br />

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