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DEPORTATION DER MÜNCHNER JUDEN<br />

Am 15. Oktober 1941 begannen die Deportationen aus dem „Altreich“. 20 000 Juden aus<br />

Berlin, Köln, Frankfurt am Main, Hamburg, Düsseldorf, Wien und Prag zusammen mit<br />

5000 Zigeunern aus dem Burgenland wurden Opfer dieser Mordaktion. 38 Wie aus dem<br />

Dokument 5 des Stadtarchivs München 39 hervorgeht, erhielt die Staatspolizei-Leitstelle<br />

München vom Chef der Ordnungspolizei einen Eilbrief mit dem Datum vom 24. Oktober<br />

1941, der über die „Evakuierung von Juden aus dem Altreich und dem Protektorat“ informiert:<br />

„1. In der Zeit vom 1. November – 4. Dezember 1941 werden durch die Sicherheitspolizei<br />

aus dem Altreich, der Ostmark und dem Protektorat Böhmen und Mähren 50 000<br />

Juden nach dem Osten in die Gegend von Riga und Minsk abgeschoben. Die Aussiedlungen<br />

erfolgen in Transportzügen der Reichsbahn zu je 1000 Personen. Die Transportzüge<br />

werden in Berlin, Hamburg, Hannover, Dortmund, Münster, Düsseldorf, Köln, Frankfurt/<br />

M., Kassel, Stuttgart, Nürnberg, München, Wien, Breslau, Prag und Brünn zusammengestellt.“<br />

40<br />

In München erhielt der Leiter der Israelitischen Kultusgemeinde Julius Hechinger<br />

(*25.10.1895 in München, deportiert am 11.7.1942 nach Theresienstadt) 41 den Befehl,<br />

1000 Personen für die „Evakuierung“ zu benennen. Dr. Julius Spanier (siehe Band 3: Spanier,<br />

Julius) hatte die Aufgabe „festzustellen, ob die betroffenen Personen vom gesundheitlichen<br />

Standpunkt aus transportfähig waren ... Die Aufstellung solcher Listen hing<br />

auch von Gefühlsmomenten ab. Es war von der Vorstandschaft sicher nicht leicht, Menschen<br />

für die Transporte zu bestimmen. Es hat keiner von uns gewußt, wo diese hingehen,<br />

und was mit ihnen geschieht.“ 42 Die zur Deportation bestimmten Personen hatten ihre<br />

Wohnungen zu räumen; in diese zogen ausgewählte „Arier“ ein. 43 Die Mitnahme von maximal<br />

50 Kilogramm Gepäck war Vorschrift. Außerdem erhielten die Betroffenen eine<br />

schriftliche Anweisung, die den Raub im nachhinein dokumentierte. „Jeder Transportteilnehmer<br />

hat 50,– RM in bar mitzunehmen. Überschießende Beträge, Wertpapiere bzw.<br />

38 Longerich, Peter (1989): Politik der Vernichtung: 448f., 705<br />

39 In: Stadtarchiv München (Hrsg.) (2000): „... verzogen, unbekannt wohin“: o. S.<br />

40 Institut für Zeitgeschichte München. In: Stadtarchiv München (Hrsg.) (2000): „... verzogen, unbekannt<br />

wohin“. Dokument 5<br />

41 Heusler, Andreas (2000): Fahrt in den Tod. In: Stadtarchiv München (Hrsg.) (2000): „... verzogen, unbekannt<br />

wohin“: 22<br />

42 Staatsarchiv München, Spruchkammerakt Theodor Koroncyk, Aussage von Julius Spanier während des<br />

Spruchkammerverfahrens vom 29./30.10.1947. Heusler, Andreas (2000): Fahrt in den Tod. In: Stadtarchiv<br />

München (Hrsg.) (2000): „... verzogen, unbekannt wohin“: 17<br />

43 Aktenmaterial dazu im Stadtarchiv München, Wohnungsamt 58 und Rechtsamt 490 sowie Anschlussbericht<br />

der Arisierungsstelle des Gauleiters, Stadtarchiv München, Nachlass Meister, Dokument Nr. 22.<br />

Heusler, Andreas (2000): Fahrt in den Tod. In: Stadtarchiv München (Hrsg.) (2000): „... verzogen, unbekannt<br />

wohin“: 23<br />

33

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