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tern von Annette Kolb kennen, wo auch die Vermählung stattfand. Als Max Kolb vom König<br />

Maximilian II. von Bayern die Ernennung zum Inspektor des Botanischen Gartens in<br />

München erhielt, siedelte das junge Paar in die Residenzstadt. Sophie Kolb stimmte einen<br />

Umzug nach München zu, wollte ihn aber zeitlich begrenzen. Hier schuf sie einen Salon,<br />

in dem bedeutende Persönlichkeiten aus Europa verkehrten; insbesondere pflegte sie<br />

Freundschaft mit dem Hofkonzertmeister Hans von Bülow und dessen Gattin Cosima, die<br />

spätere Ehefrau von Richard Wagner. Mit ihren beiden älteren Schwestern Louise (*1865)<br />

und Germaine (*1867) verband Annette Kolb eine innige Beziehung.<br />

Im Alter von sechs Jahren bekam sie eine Freistelle in der von den Salesianern geleiteten<br />

Klosterschule Thurnfeld bei Hall in Tirol. Dies war der Dank des Klosters dafür, dass Max<br />

Kolb den Klostergarten gestaltet hatte. 274 Nach sechsjähriger Schulzeit kehrte Annette auf<br />

eigenen Wunsch nach München zurück. Hier besuchte sie die Privatschule von Therese<br />

Ascher. Sie erhielt zusätzlich musikalische Ausbildung und berichtete über diese Jahre:<br />

„Ich hatte am Speicher oben ein Zimmer mit sechs kleinen Fenstern und einen Flügel.<br />

Man gab mir gute Lehrer für das Klavier. Ich spielte als Kind sehr gut, und es wurde schon<br />

daran gedacht, daß ich vielleicht Pianistin werden würde ... Ich war keine wirkliche Pianistin,<br />

und darum ließ ich es auch sein. Aber ich spielte zu meinem Vergnügen.“ 275<br />

In dem geselligen Haus, das die Mutter pflegte, lernte Annette viele hochgestellte Persönlichkeiten<br />

kennen. Zu ihrem Bekanntenkreis gehörte der Bildhauer Adolf von Hildebrand,<br />

die Familie des Malers Friedrich von Kaulbach und die des „Malerfürsten“ Franz von Lenbach.<br />

So unterhielt die Familie Kolb auch Kontakt zu der Familie des angesehenen Mathematikprofessors<br />

Pringsheim. Seine Tochter – die spätere Katia Mann – sagte dazu, dass<br />

sie Annette Kolb kannte, lange bevor sie Thomas Mann begegnete. 276 Auch besuchten Diplomaten<br />

aus Frankreich und Großbritannien das Kolb‘sche Haus.<br />

Der Weg zur Schriftstellerin<br />

Erste schriftstellerische Versuche unternahm Annette Kolb 1899 mit kurzen Aufsätzen,<br />

die sie in verschiedenen Zeitschriften publizierte. Die Inhalte bezogen sich auf die politische<br />

und gesellschaftspolitische Situation Europas sowie auf bedeutende französische<br />

Künstler, Diplomaten und Intellektuelle. Dabei war eines ihrer Hauptanliegen die Vermittlung<br />

zwischen Deutschland und Frankreich. In einem Selbstporträt nahm sie dazu<br />

Stellung: „... und als ich aufwuchs, da lag mir immer mehr am Herzen, daß die Franzosen<br />

und die Deutschen sich so liebten, wie ich die beiden zusammen liebte, denn ich habe zu<br />

beiden in gleichem Maße gehört.“ 277<br />

274 Werner, Charlotte (2000): Annette Kolb: 18<br />

275 Bauschinger, Sigrid (Hrsg.) (1993): Ich habe etwas zu sagen: 111<br />

276 Mann, Katia (1994): Meine ungeschriebenen Memoiren: 14<br />

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