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1938 erhielt sie von einer Klientin Frau Levy den Auftrag, ein Grabmal für ihren verstorbenen<br />

Mann zu schaffen. Für die jüdische Frau brachte sie ihr Mitgefühl zum Ausdruck:<br />

„Ich habe wiederholt an sie gedacht, liebe Frau Levy, nicht nur zur Grabstätte gingen die<br />

Gedanken, sondern zu Ihnen. Glauben Sie mir, wir litten alle gemeinsam tief. Schmerz und<br />

Scham fühlen wir. Und Empörung.“ 311<br />

Mit dem Künstler Ernst Barlach verband Kollwitz eine enge Freundschaft. Von ihm erhielt<br />

sie Anregungen zu eigenen Holzschnitten und bildhauerischen Arbeiten. Barlach<br />

(1870–1938) hat Käthe Kollwitz mit seiner schwebenden Figur im Güstrower Dom ein<br />

Denkmal gesetzt, diese trägt die Gesichtszüge der Künstlerin. Als Barlach im Oktober<br />

1938 starb, verfasste Käthe Kollwitz einen Nachruf: „... worauf der starke Eindruck beruht,<br />

den Barlachs Arbeiten von jeher auf mich machen, so glaube ich, ist es dies, wie er<br />

selbst einmal formuliert hat: ,es ist außen wie innen ... – Seine Arbeit ist außen wie innen,<br />

Form und Inhalt decken sich aufs genaueste.“ 312<br />

Ihr Ehemann, Dr. Karl Kollwitz, der aus gesundheitlichen Gründen seine Praxis aufgab,<br />

starb nach langer Krankheit am 19. Juli 1940. Käthe Kollwitz, 73-jährig, musste ihr Atelier<br />

in der Klosterstraße aufgeben und verlagerte es in ihre Wohnung in die Weißenburger Straße<br />

24 (heute Kollwitzstraße). Die Rekrutierung Minderjähriger zum „Volkssturm“ kommentierte<br />

die Künstlerin nun mit dem Werk Saatfrüchte sollen nicht zermalen werden. Wegen<br />

der immer häufigeren Bombenangriffe auf Berlin zog Käthe Kollwitz zur Bildhauerin Margret<br />

Böning nach Nordhausen. Die 78-jährige musste ihre Wohnung, in der sie über 50 Jahre<br />

gelebt hatte, verlassen. Eine Bombe zerstörte das Haus; viele Bilder und Druckwerke der<br />

Künstlerin wurden dabei vernichtet. Ein weiterer Umzug wurde im Juli 1944 nötig, da Nordhausen<br />

ebenfalls nicht mehr sicher schien. Durch Vermittlung des Prinzen Ernst Heinrich<br />

von Sachsen übersiedelte sie auf den „Rüdenhof“ in Moritzburg bei Dresden.<br />

Dort starb Käthe Kollwitz am 22. April 1945, 78-jährig. Vorerst wurde sie in Moritzburg<br />

beerdigt; später kam ihre Urne in das Familiengrab auf den Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfeld.<br />

Dort steht auf dem von ihr selbst geschaffenen Grabrelief, an dem sie seit 1935/<br />

36 gearbeitet hatte, das Goethe-Zitat: „Ruht im Frieden seiner Hände“. In ihrem Tagebuch<br />

schrieb Käthe Kollwitz: „Aus niedergedrückter Stimmung und dem Gefühl, doch<br />

nichts mehr zu sagen zu haben in meiner Arbeit, tauchte wieder der frühere Wunsch auf,<br />

ein Relief für unser Grab zu machen. Nun hab ich es begonnen. Ich bin eigentlich verwundert<br />

darüber, daß die Grabmalkunst so gar nicht gepflegt wird. Man bracht nur einmal<br />

anzufangen, sich damit beschäftigen, so strömen einem geradezu die Motive entgegen.“ 313<br />

311 Kollwitz, Käthe (1966): Briefe der Freundschaft: 86. In: Krahmer Catherine (1986): Käthe Kollwitz: 122<br />

312 Jansen, Elmar: Auguste Rodin: 52. In: Krahmer, Catherine (1986): Käthe Kollwitz: 123<br />

313 Krahmer, Catherine (1986): Käthe Kollwitz: 121<br />

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