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Vorträgen die Außenpolitik Hitlers zu beeinflussen, weil er das in den Krieg mündende<br />
Großmachtstreben der Nationalsozialisten kompromisslos ablehnte. Beck stellte Kontakt<br />
mit dem Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler her, um eine Ausweitung der Opposition<br />
zu erreichen, die nun fast alle politischen Lager, Geheimdienste und die Abteilung<br />
Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht umfasste. Um den drohenden Krieg in Europa<br />
zu verhindern, forderte Beck die Generalität vergeblich zum geschlossenen Rücktritt<br />
auf. Konkrete Vorbereitungen zum Militärputsch liefen zusammen mit dem Generalstabschef<br />
Franz Halder und General von Witzleben (siehe Band 3: Witzleben). Dieser Plan sah<br />
vor, mit Hilfe militärischer Unterstützung unblutige Aktionen auszuführen und anschließend<br />
die Bevölkerung durch Proklamation über den „verbrecherischen Charakter und den<br />
Katastrophenkurs des Hitler-Regimes“ 454 aufzuklären. Diese Pläne wurden vorerst wegen<br />
des Münchner Abkommens von 30. September 1938 verhindert, da Hitler Forderungen<br />
bezüglich des Abtretungsmodus durchsetzen konnte.<br />
In den folgenden drei Jahren geriet die militärische Widerstandsbewegung wegen der Siege<br />
der Wehrmacht in eine Krise; die Hoffnung auf Kriegsvermeidung war zerstört; ebenso<br />
die Aussicht, in der Bevölkerung Rückhalt zu gewinnen. Die nach Kriegsbeginn immer<br />
öfter verübten Untaten und Gräuel des NS-Regimes erforderten grundlegendes Umdenken<br />
in den Zielsetzungen dieser Widerstandsbewegung. Die Ziele der Gruppen um Stauffenberg<br />
und Oster waren demnach: die Beseitigung des Hitler-Regimes, Beendigung des<br />
Krieges, Wiederherstellung von Recht und Freiheit. 455 In den folgenden Jahren kam es innerhalb<br />
der Opposition zu Differenzen, da man unterschiedlicher Auffassung war, ob Gewalt<br />
einschließlich Tyrannenmord zulässig seien. Stauffenberg, dessen Einheit beim<br />
Überfall auf Polen zum Einsatz kam und der die Folgen der deutschen Politik im Osten<br />
realistisch einschätzen konnte, entschloss sich zur aktiven Gegnerschaft und rückte bald<br />
in den Mittelpunkt der militärischen Konspiration. Er pflegte die Verbindungen zu zivilen<br />
und politischen Widerstandsgruppen und koordinierte die Attentatspläne im militärischen<br />
Bereich. Mit der Überzeugung, dass durch die Beseitigung Hitlers der Krieg beendet und<br />
weiteres millionenfaches Sterben verhindert werden könnte, hatte sich Stauffenberg zum<br />
Handeln bereit erklärt. Dabei waren die Motive der am Umsturz Beteiligten vielfältig; neben<br />
moralisch-ethischen Gründen spielte der christliche Glaube eine wichtige Rolle. Bei<br />
den direkten Vorbereitungen zum Staatsstreich „stützte er sich auf Freunde aus dem zivilen<br />
Widerstand und Reste der Generalsopposition, vor allem aber auch auf eine Anzahl<br />
ihm persönlich verbundener jüngerer Offiziere (u.a. Mertz von Quirnheim), die nicht<br />
durch die Bedenken altgedienter Militärs oder Beamter behindert wurden.“ 456 Als Stauf-<br />
454 Bracher, Karl Dietrich (1997): Auf dem Wege zum 20. Juli 1944: 148<br />
455 Bracher, Karl Dietrich (1997): Auf dem Wege zum 20. Juli 1944: 152<br />
456 Bracher, Karl Dietrich (1997): Auf dem Wege zum 20. Juli 1944: 154<br />
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