14.12.2012 Aufrufe

Similar

Similar

Similar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die zu Hause gepflegte Offenheit wurde Hans schon früh zum Verhängnis: wegen einer<br />

kritischen Äußerung musste er 1935 die Schule wechseln. Der 17-jährige Leipelt absolvierte<br />

schon im Frühjahr 1938 die Matura. Nach der freiwilligen Teilnahme am Reichsarbeitsdienst<br />

erhielt er für seinen Einsatz am Bau des Westwalls ein Ehrenabzeichen. Nach<br />

der Einberufung in die Wehrmacht wurde er an der Front in Frankreich und Polen eingesetzt.<br />

Für seine Tapferkeit bekam er wiederum Auszeichnungen, so das Eiserne Kreuz 2.<br />

Klasse und das Panzerkampfabzeichen in Bronze. 332<br />

Zu den Leidtragenden der „1. Verordnung zur Ausführung des Gesetzes zum Schutze des<br />

Deutschen Blutes und der Deutschen Ehre vom 14. November 1935“ gehörte die Familie<br />

Leipelt. Die Mutter wurde zur „Privilegierten Volljüdin“, Hans und Maria zu „Mischlingen<br />

1. Grades“ erklärt. Bei der Einverleibung Österreichs durch das Deutsche Reich im<br />

März 1938 nahm sich Leipelts jüdischer Onkel das Leben. Seine Großeltern flohen in die<br />

Tschechoslowakei. Nach dem Tod des Großvaters holte Conrad Leipelt die Großmutter<br />

nach Hamburg-Wilhelmsburg, weil er sie dort sicherer wähnte. 333<br />

Auf Grund des geheimen Führererlasses vom August 1940 wurde Hans Leipelt als „Halbjude“<br />

aus der Wehrmacht entlassen. Weitere Schwierigkeiten brachte die Immatrikulation<br />

für das Chemiestudium an der Hamburger Universität mit sich, da bereits die Zulassung<br />

so genannter „jüdischer Mischlinge“ durch Erlass vom 5. Januar 1940 verboten war. Wohl<br />

durch Vermittlung seines Vaters konnte er in Hamburg sein Studium beginnen. Hier traf<br />

er auf Gleichgesinnte, die das nationalsozialistische Regime ablehnten. „Zu ihnen gehörten<br />

Karl Ludwig Schneider (Absolvent der Lichtwark-Schule), Heinz Kucharski (Student<br />

der Philosophie, Ethnologie und Orientalistik), seine Freundin, die Medizinstudentin<br />

Margaretha Rothe (Universitätsklinik Eppendorf), die Musikstudentin Dorle Zill sowie<br />

der Philologiestudent Howard Beinhoff.“ 334 Wegen der sich verschlechternden Studienbedingungen<br />

in Hamburg setzte er mit Beginn des Wintersemesters 1940/41 sein Chemiestudium<br />

in München fort. Er fand Aufnahme bei Professor Heinrich Wieland (Nachfolger<br />

des freiwillig aus dem Amt geschiedenen Richard Willstätter (siehe Band 3: Willstätter),<br />

der in seinem Institut etwa einem Dutzend „Halbjuden“ das Studium ermöglichte. „Die<br />

Gäste des Geheimrates bekamen ihre abgelegten Examina mit dem Zusatz schriftlich bescheinigt,<br />

,man werde das später regeln.´“ 335 Wieland nahm sich vor, „irgend etwas dagegen<br />

zu unternehmen, etwas, das er auch die ganze Zeit durchhalten könnte. Da sei ihm<br />

331 Möller, Klaus (1986): Hans Leipelt und die Weiße Rose: 4<br />

332 Möller, Klaus (1986): Hans Leipelt und die Weiße Rose: 5<br />

333 Möller, Klaus (1986): Hans Leipelt und die Weiße Rose: 5<br />

334 Möller, Klaus (1986): Hans Leipelt und die Weiße Rose: 5<br />

335 Freise, Gerda (1988): Der Nobelpreisträger Heinrich Wieland. In: Schultze-Jahn, M.-L. (1994): Hans<br />

Leipelt: 3<br />

169

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!