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Russe war, er wußte, was der Leidensgefährte erzählen oder sagen wollte. Immer teilte er<br />

das wenige, das er hatte. Geben war ihm Notwendigkeit und Freude. Wenn man ihm Vorhaltungen<br />

darüber machte, daß er alles wegschenkte, wies er mit spitzbübischem Lächeln<br />

nach, daß Gott ihm doppelt wiedergebe, was er verschenke, darum sei er so großherzig<br />

und gut.“ 356 Dreimal konnte er wieder in die Priesterbaracke zurückkehren mit der Hoffnung,<br />

geheilt zu sein. Unter seinem Kopfkissen versteckt bewahrte er das heilige Sakrament<br />

auf, um „heimlich die Sterbenden mit dem Brot des Lebens zu stärken und vielen anderen<br />

die heilige Kommunion zu schenken.“ 357<br />

Die Willkür und Brutalität der KZ-Aufseher kannte keine Grenzen: Am Karfreitag führten<br />

sie 60 Gefangene aus dem „Priesterblock“ zum Baumhängen. Dies war für die meisten das<br />

Todesurteil. Die so Gequälten waren auf Dauer arbeitsunfähig kamen nach einer Selektion<br />

durch eine Ärztekommission auf die so genannten „Invalidentransporte“ nach Schloss<br />

Hartheim bei Linz, wo sie in Gaskammern ermordet wurden 358 (siehe Band 1: „Euthanasie“-Opfer)<br />

.<br />

Karl Leisner empfing am 17. Dezember 1944 von dem Mitgefangenen französischen Bischof<br />

Gabriel Piquet, 359 der seit dem 6. September desselben Jahres im Konzentrationslager<br />

Dachau festgehalten war, im geheimen die Priesterweihe. In der eigens im Priesterblock eingerichteten<br />

Notkapelle durfte Leisner am 26. Dezember 1944 die Primiz feiern, „dabei ließ<br />

Christus ihn seine unmittelbare Nähe und die Liebe und Größe seines Herzens wissen und<br />

spüren. Später hat Karl immer daran gedacht und sich gesehnt nach dem Altar.“ 360<br />

Auf seine Befreiung musste er noch bis zum 29. April 1945 warten, als die US-Armee das<br />

Konzentrationslager Dachau befreite. Leisner wusste selber genau, dass „jeder Tag noch<br />

im Lager an meinem Leben zehre.“ 361 Am 4. Mai 1945 erwirkten der Jesuitenpater Otto<br />

Pies zusammen mit dem Dachauer Pfarrer Pfanzelt Leisners Entlassung aus dem unter<br />

Quarantäne stehenden Lager. Der schwerkranke Karl Leisner kam in die Lungenheilanstalt<br />

der Barmherzigen Schwestern nach Planegg. Am 23. Juli 1945 schrieb er in sein Tagebuch:<br />

„Wir armen Kzler! Sie wollten unsere Seele töten. O Gott, ich danke Dir für die<br />

Errettung ins Reich der Liebe und Menschenwürde. Herr, gib, daß ich immer mehr Dich<br />

356 Pies, Otto (1971): Karl Leisner. In: Weiler, Eugen (1971): Die Geistlichen in Dachau: 968<br />

357 Pies, Otto (1971): Karl Leisner. In: Weiler, Eugen (1971): Die Geistlichen in Dachau: 969<br />

358 Im Jahr 1942 kamen 3166 Häftlinge nach Schloss Hartheim. In: Konzentrationslager Dachau 1933-1945:<br />

157<br />

359 Am 28.5.1944 in Clermont-Ferrand wegen Widerstandes verhaftet. Er kam am 24. April 1945 mit über<br />

100 anderen nach Tirol, wo er befreit wurde. (Weiler, 1971: 521)<br />

360 Pies, Otto (1971): Karl Leisner. In: Weiler, Eugen (1971): Die Geistlichen im KZ Dachau: 969<br />

361 Steinbock, Johann (1948): Das Ende von Dachau. In: Weiler, Eugen (1971). Die Geistlichen im KZ<br />

Dachau: 1099<br />

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