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Der Münchner Rechtsanwalt Dr. Michael Siegel (*1882 †1979) hatte sich Anfang April<br />

1933 für einen in „Schutzhaft“ genommenen Klienten im Polizeipräsidium eingesetzt. Als<br />

Strafe dafür schnitt ihm die SS die Hosenbeine ab und trieb ihn barfuß durch die Kaufingerstraße.<br />

Dabei musste er ein Schild mit folgender Aufschrift tragen: „Ich werde mich nie<br />

wieder bei der Polizei beschweren!“ Siegel gelang noch 1940 die Flucht nach Peru, wo er<br />

1979 verstorben ist.<br />

Judenpogrom<br />

In einem Fernschreiben aus Berlin vom 9. November 1938 / Nr. 234 404 forderte man alle<br />

Staatspolizei-Stellen und Leitstellen unter der Ziffer 3 auf, die Festnahmen von etwa<br />

20000 bis 30000 Juden vorzubereiten; vor allem „sind vermögende Juden auszuwählen.“<br />

125 In München wurden in diesem Zusammenhang etwa 1000 jüdische Männer festgenommen,<br />

unter ihnen befanden sich 60 der bereits 1933 entrechteten jüdischen Rechtsanwälte,<br />

die trotzdem ihren Beruf weiter ausgeübt hatten (siehe Band 2: Gräber der NS-<br />

Opfer auf dem Alten Israelitischen Friedhof). Auf dem Transport in das KZ Dachau kam<br />

Leopold Rieser ums Leben. Dr. Gustav Böhm nahm sich dort das Leben, Dr. Karl Feust<br />

starb an den im KZ erlittenen Misshandlungen. Mit der Verordnung Reichsgesetzblatt<br />

(RGB)1 I 1938, 1403 vom 30. November 1938 schloss man die in der Anwaltschaft zugelassenen<br />

Rechtsanwälte von der Rechtsanwaltskammer aus. Von dieser Regelung konnten<br />

die so genannten Altanwälte mit einer Zulassung vor dem 1. August 1914 befreit werden,<br />

ebenso die Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs. Im Oberlandesgerichtsbezirk München<br />

waren davon etwa 200 zugelassene und 55 bereits entlassene Rechtsanwälte betroffen,<br />

was einem Gesamtanteil von 38 Prozent entspricht. 126<br />

In München entfernte man aus den amtlichen Listen zuerst die jüdischen Rechtsanwälte,<br />

die der SPD angehörten. Zu ihnen zählte auch Max Hirschberg, der am 10. März 1933 für<br />

fünfeinhalb Monate festgenommen wurde. 127 Er konnte im April 1934 nach Italien emigrieren.<br />

Einzelne Beispiele<br />

Dr. Otto Feldheim (3.10.1884 Bamberg – ?)<br />

Er hatte gemeinsam mit Hugo Rothschild und Anton Doll eine Kanzlei in der Müllerstraße<br />

54/I. Seine Wohnung befand sich in der Frauenlobstraße 24. Er war verheiratet mit Alice<br />

Rosenthal; zusammen hatten sie eine Tochter. 1938 wurde ihm die Zulassung entzogen.<br />

125 Schoenberner, Gerhard (1992): Der gelbe Stern: 21<br />

126 Weber, Reinhard (1998): Max Hirschberg. Jude und Demokrat: 28<br />

127 Freisleder: Süddeutsche Zeitung Nr. 100 v. 9.9.1998. Max Hirschberg: Jude und Demokrat: 278 ff<br />

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