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zen, war eines ihrer weiteren Hauptziele. Schon Anfang der zwanziger Jahre erkannte sie<br />

die Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus.<br />

Toni Pfülfs politische Laufbahn<br />

Von 1919–1924 vertrat die Sozialdemokratin den Wahlkreis Oberbayern-Schwaben und<br />

ab der dritten Wahlperiode den Wahlkreis Niederbayern-Oberpfalz, den sie bis zur 8.<br />

Wahlperiode 1933 inne hatte. Weil sie die Arbeiterschaft zum Widerstand gegen das NS-<br />

Regime aufforderte, wurde Toni Pfülf verhaftet. 522 Als Antwort auf den überraschenden<br />

Zuwachs der NSDAP-Wähler, die 1930 die stärkste Fraktion nach der SPD wurde, erschien<br />

ihre Broschüre: Die politische Wirksamkeit der Frau. Sie setzte sich auch für den<br />

„Weltfriedensbund der Mütter und Erzieherinnen“ ein. Eines ihrer politischen Anliegen<br />

war eine gebildete und politisch aufgeklärte Bevölkerung.<br />

In der Berliner Kroll-Oper nahm Toni Pfülf bei der Abstimmung über das „Gesetz zur Behebung<br />

der Not von Volk und Reich vom 24. März 1933“ – des so genannten Ermächtigungsgesetzes<br />

– teil, dem die meisten SPD-Parlamentarier (94 von 120) im Gegensatz zu<br />

Vertretern der anderen Fraktionen nicht zustimmten. Der Vorsitzende der SPD Otto Wels<br />

hielt dort eine engagierte Rede; doch zur gleichen Zeit hatten bereits einige Parteigenossen<br />

in Gefängnissen und Konzentrationslagern ihre bürgerlichen Rechte verloren. Ende März<br />

1933 brachte Toni Pfülf die polizeilich gesuchten Berliner Parteigenossen Rudolf Hilferding<br />

und Tony Breitscheid über die Grenze in die Schweiz. Sie selbst kehrte jedoch wieder<br />

nach Deutschland zurück. 523 Während ihres letzten Berlin-Aufenthaltes sollte auch über<br />

die „Friedensresolution“ des Reichstags vom 17. März 1933 abgestimmt werden. Toni<br />

Pfülf wollte ihre Fraktion davon überzeugen, dass eine Teilnahme an der Reichstagssitzung<br />

verantwortungslos und unangemessen sei, weil Hitler dem Ausland deutsche Friedfertigkeit<br />

vortäusche. Sie konnte sich aber damit nicht durchsetzen und rief ihre Partei<br />

dazu auf, „... den Widerstand zu organisieren. Das ist es, was die Arbeiterklasse von uns<br />

erwartet!“ 524 Einem jungen Abgeordneten vertraute sie an: „Der mich aufwühlende Gedanke,<br />

daß die große Partei und das Millionenheer der Gewerkschaftler, daß ihr Männer<br />

nicht auf jedes Risiko hin Widerstand geleistet habt – der läßt mir keine Ruhe mehr.“ 525<br />

Den Ratschlag des Parteivorsitzenden Paul Löbe (1875–1967) zu emigrieren, verwarf sie:<br />

„Ich bin nicht der Mensch, der sich versteckt. Ich habe immer offen gekämpft. Aber nun<br />

ist es sinnlos geworden. Und den Weg, den Ihr jetzt geht, mag ich nicht mitgehen.“ 526 Toni<br />

522 Dertinger, Antje (1984): Dazwischen liegt nur der Tod: 155<br />

523 Dertinger, Antje (1984): Dazwischen liegt nur der Tod: 90f<br />

524 Dertinger, Antje (1984): Dazwischen liegt nur der Tod: 117<br />

525 Bayerisches Seminar für Politik e.V. (1988): Toni Pfülf 1877–1933: 12. Auch in: Vieregg, Hildegard<br />

(1992): Wächst Gras darüber?: 110<br />

526 Dertinger, Antje (1984): Dazwischen liegt nur der Tod: 119<br />

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